Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich
fuhr D'vor fort, »obwohl wir lieber für uns und unsichtbar blei ben würden. Aber wie soll man mit Menschen reden, die einfach nicht zuhören wollen?«
»Wir waren gezwungen, gegen sie zu kämpfen«, meinte V'dal. »Darin sind wir nicht besonders gut, aber wir lernen ständig dazu.«
»Es bleibt uns nichts anderes übrig«, pflichtete D'vor ihm verbittert bei.
»Sind die Oberweltler grau gekleidet?« flüsterte Arden.
D'vor nickte überrascht. »Du kennst sie?«
»Ich habe von ihnen gehört«, antwortete er.
»Wir können ein andermal weiterreden«, riet C'tis. »Du musst dich ausruhen.«
Arden überließ sich mit einer gewissen Erleichterung ihrer Obhut. Er war erschöpft. Außerdem gab es jetzt noch mehr, über das er nachdenken musste.
»Wieso versucht ihr nicht, oberirdisch zu leben?« fragte Arden. »Und der Verschmutzung auf diese Weise zu entgehen. Nicht alle Oberweltler sind so verrückt wie die Grauen Vandalen.« Er hatte ihnen von den fanatischen grau gekleideten Soldaten erzählt und von den Gerüchten, denen zufolge sie die Höhlen unter der Wüste als Versteck benutzten.
»Himmelslicht ist für uns tödlich«, erwiderte C'tis. »Die Frage ist töricht.«
Arden betrachtete ihre riesigen Augen und ihre empfindliche Haut und wusste, dass sie recht hatte. Für jemanden, der seit Generationen unterirdisch lebte, wäre Sonnenlicht tödlich. C'tis hielt ihre Hand neben seine.
»Sie doch, wie sie dich verbrannt hat«, meinte sie.
Sie lächelten sich versonnen an und wussten, dass ihre Welten mehr trennte als nur ein paar Gesteinsschichten.
»Bist du bereit zu einem Besuch bei den Propheten?« fragte sie, wieder ganz die umtriebige Heilerin. »Wir werden nicht gehen, wenn du noch nicht soweit bist.«
»Ich würde mich freuen«, antwortete er entschlossen. »Wird langsam Zeit, dass ich etwas von eurer Welt sehe.«
C'tis nickte und half ihm beim Aufstehen. Sie wollte ihm seine Krücke reichen, doch er winkte ab.
»Ich will versuchen, ohne Hilfe zu gehen.«
Ist das Stolz? fragte sie sich. Oder ist er wirklich wieder so viel kräftiger?
»Also schön«, meinte sie. »Aber ich nehme sie auf alle Fälle mit.«
»Müssen wir weit laufen?«
»Nein, aber sei darauf gefasst, dass du beträchtliches Aufsehen erregen wirst - selbst auf diesem kurzen Stück. Die meisten Menschen haben das Interesse verloren, während du untergetaucht warst, aber wenn sie dich jetzt Wiedersehen ...«
»Wird sie mein gutes Aussehen überwältigen?« fragte er in gespielter Unschuld.
»Wohl kaum!« gab sie zurück. »Es geht ihm tatsächlich besser. Sie werden neugierig auf meinen gezähmten Irren sein.«
Arden starrte sie an und versuchte zu entscheiden, ob sie scherzte oder nicht.
»Und bitte, strecke ihnen nicht die Zunge raus«, bat sie ihn. »Sie ist immer noch verfärbt, und möglicherweise denken sie, dass du dich in einen Propheten verwandelst.«
»Vielleicht stimmt es ja«, gab er grinsend zurück.
Diesmal war es an C'tis, verwirrt zu sein.
»Komm«, meinte sie schließlich. »Es gehört sich nicht, sie warten zu lassen.«
Nach einem kurzen Weg, der ihm durch die vielen unverhohlenen Blicke, die ihn verfolgten, etwas verleidet wurde, traf Arden im äußeren Heiligtum ein. Am Eingang der Flüstergalerie hatte sich J'vina zu ihnen gesellt, die jeden davon abhielt, ihnen zu nahe zu kommen. Trotzdem war die stumme Neugier fast zuviel für Arden.
Drei Propheten warteten auf ihn. T'sin stellte seine beiden Gefährten vor - P'tra und G'lian -, dann bat er Arden, Platz zu nehmen. Offensichtlich erwarteten sie eine längere Unterredung - und so war es auch. Arden wiederholte seine Geschichte, dann beantwortete er zahlreiche Fragen.
Anschließend stellte er seinerseits ein paar Fragen, hauptsächlich den Konflikt mit den Grauen Vadalen betreffend.
»Du wirst in die Oberwelt zurückkehren, sobald du kräftig genug bist.« G'lians Worte waren eher eine Feststellung als eine Frage.
Arden nickte.
»Du verstehst, warum wir den Ausgang versperren müssen, nachdem du gegangen bist?« fügte P'tra hinzu. »Es ist sinnlos, zu versuchen, ihn wiederzufinden.«
Arden atmete tief durch.
»Ich wünschte, es wäre anderes«, sagte er so fest, wie es seine matte Stimme zuließ. »Ich bin euch allen etwas schuldig - besonders C'tis -, sehr viel sogar. Ihr wart unglaublich freundlich. Ich sehe zwar ein, dass wir uns trennen müssen, aber ich wünschte mir, dass es in gegenseitigem Einvernehmen und Vertrauen geschehen
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