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Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich

Titel: Die träumende Welt 02 - Das Schattenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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hin? Seine letzten Worte vor ihrer Trennung hatten gelautet, »Denk daran, was unsere Bestimmung ist.«
    »Ganz sicher«, hatte sie geantwortet. Normalerweise hätte Arden sich über solche Gefühlsregungen amüsiert, jetzt jedoch stellte er fest, dass er die Worte im stillen immer wieder aufsagte, als wären sie ein Gelöbnis, an das er fest glaubte. Sie würden wieder zusammenkommen.
    Auf dem ersten Abschnitt der Reise nutzte Arden die Gelegenheit, eine Frage zu stellen, die ihn schon länger beschäftigte.
    »Wenn ihr die Oberwelt für so böse haltet, wieso habt ihr mich dann überhaupt gerettet?«
    Sämtliche Mitglieder des Kontrolltrupps blickte zu C'tis, und sie antwortete für alle.
    »Ich bin Heilerin«, erklärte sie, »und in dieser Funktion habe ich die Aufgabe, jeden zu heilen, der krank ist.«
    »Aber dahinter muss doch mehr stecken«, beharrte Arden. »Habt ihr euch nicht gewundert, wie ich dorthin gelangt bin?«
    »Natürlich«, antwortete J'vina. »Ich hätte dich sterben lassen.« Ihre Feststellung enthielt nicht die Spur einer Entschuldigung. Arden war zwar verblüfft, wusste ihre Ehrlichkeit aber zu schätzen. »Und das zeigt, warum ich Soldatin und nicht Patrouillenführerin bin«, fuhr J'vina fort, die in ihrer Selbsteinschätzung ebenso ehrlich war. »Dich zurückzulassen wäre ein Fehler gewesen.«
    »Warum?«
    »Weil wir jetzt hier sind«, antwortete sie schlicht. Doch ihr Ton schien zu sagen, >weil du etwas für uns tun kannst<.
    »Außerdem waren wir neugierig«, meinte V'dal. »Du warst ein Rätsel.«
    »Ganz besonders, nachdem wir rausgefunden hatten, dass du Raellim gegessen hattest«, fügte D'vor hinzu. L'tha nickte zum Zeichen, dass sie der gleichen Ansicht war, auch wenn sie nichts sagte. »Wir haben eine Menge durch dich gelernt - über die Tunnel rund um Soulskeep, den Verlauf des Flusses ...«
    »Außerdem bist du ein medizinischen Phänomen«, sagte C'tis mit einem Grinsen. »Und die sind immer interessant! Du hast eine eigentlich tödliche Krankheit überstanden, und das, was ich von dir gelernt habe, hat mich auf viele Ideen gebracht, die ich an meinem eigenen Volk ausprobieren möchte.«
    »Außerdem sind wir nicht alle so skrupellos wie J'vina.« V'dals Bemerkung war nicht als Kritik gemeint und wurde auch nicht so aufgefasst.
    »Es gibt immer Hoffnung«, zitierte Arden.
    »Genau«, gab V'dal zurück.
    Und jetzt muss ich dafür sorgen, dass diese Hoffnung Wirklichkeit wird, überlegte Arden.
    Die Reise nach Norden dauerte mehrere Tage, und Arden lernte zu schätzen, wie gewaltig dieses seltsame unterirdische Reich war. Sie gingen größtenteils zu Fuß. Für eine Reise im Boot war der Fluss in dieser Gegend zu verästelt und wild. Im Gegensatz zu dem ersten Marsch war Arden jetzt im vollen Besitz seiner Sinne und konnte sich von der endlosen Vielfalt der Landschaft verzaubern lassen, die das Lichtlose Königreich zu bieten hatte.
    Er sah auch, dass das Höhlen- und Tunnelsystem trotz seiner Größe nur wenig Siedlungsmöglichkeiten bot. Jede Stelle, an der es Raum, Licht, Wasser und Nahrung in ausreichenden Mengen gab, war bereits völlig erschlossen. Zweimal übernachtete die Gruppe in einem Dorf, einmal in Deepling, einer Ansiedlung, die fast so groß wie Midholm war, und einmal in einer viel kleineren Dorfgemeinschaft, die unter dem Namen White Falls bekannt war. Letztere war nach den nahen Stromschnellen benannt, wo eine Teilstrecke des Flusses durch eine Reihe von Spalten und Rinnen floss und dadurch ein stetes Donnern erzeugte, das das Leben im Dorf geräuschvoll untermalte.
    An beiden Orten wurde Arden neugierig umringt, bekam manchmal sogar Feindseligkeiten zu spüren, bis seine Begleiter ihre gemeinsame Aufgabe erläuterten. Danach wurde seine Anwesenheit mit Freuden akzeptiert. Vor den Dämonen fürchtete sich jeder, und als die Menschen erfuhren, dass Arden bereit war, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, wurde er sogar bewundert. Diese Besuche ermöglichten ihm auch weitere Einblicke in die Handwerkskunst seiner Gastgeber. Ein Hauptinteresse galt der Metallverarbeitung, die auch das Rohmaterial für beinahe alle ihre Werkzeuge lieferte, doch fast ebenso bemerkenswert war die Art und Weise, wie man dem kargen Tier- und Pflanzenleben nicht nur Nahrung, sondern auch Kleidung, Leder, Taue und viele andere lebensnotwendige Dinge abrang. Die Dorfbewohner arbeiteten alle hart, und die meisten hatten sich spezialisiert: Bergbau, Fischerei, Urbarmachung und so weiter.

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