Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
vor unwillkommenen Besuchern schützen sollte, doch die Wärme und Gemütlichkeit des Bettes wiegten ihn bereits in den Schlaf. Er starrte auf den Schlüssel, runzelte die Stirn, dann murmelte er ein paar Worte und machte eine kleine Geste mit der Hand.
Auf der anderen Seite des Zimmers drehte sich der Schlüssel langsam im Schloss. Es gab ein lautes Klicken, und der Fremde entspannte sich. Und musste lachen.
Jetzt hast du all die Jahre deine Fähigkeiten abgestritten, und dann benutzt du sie für etwas so Banales wie das hier. Was für eine Verschwendung! dachte er. Aber was soll’s, es ist mir egal!
Als er einschlief, lächelte er noch immer.
Cai kannte Gemma, seit sie ein kleines Mädchen war. Schon damals waren sie dicke Freunde gewesen, und der Zauberer war bei der jungen Prinzessin stets gern gesehen. Immer war er bereit zu irgendwelchen Spielen oder gewillt, sich mit ihr über Dinge zu unterhalten, die andere Erwachsene nicht verstanden oder nicht erklären wollten. Zudem war sein Bienenschwarm eine ständige Quelle der Faszination. Jeder wusste, dass alle Zauberer Vertraute hatten, doch Cai war insofern einzigartig, als sein Vertrauter nicht ein einzelnes Tier war, sondern eine Einheit, die aus vielen Individuen innerhalb einer Gruppe bestanden. Er tauschte sich mit dem Schwarm aus, nicht mit den einzelnen Bienen. Die meisten Menschen fanden die Tiere lästig oder sogar furchterregend, Gemma hielt das jedoch für dumm.
Cai seinerseits fand, dass seine junge Gefährtin bemerkenswert unterhaltsam und überraschend aufmerksam war. Damals hatte er großen Gefallen an der vertrauten Gesellschaft zahlreicher eher reiferer Frauen gefunden, trotzdem fand er immer Zeit für Gemma, und bei einer berühmt gewordenen Gelegenheit hatte er allen Grund, für ihre hingebungsvolle Freundschaft mehr als dankbar zu sein. Im Verlauf eines gefährlichen aber lebenswichtigen magischen Experiments hatte der Schwarm auf den geistigen Zustand seines Zauberers reagiert, die Kontrolle verloren und den Palast terrorisiert, während Cai bewusstlos dalag. Obwohl sie erst sieben war, hatte Gemma die wild gewordenen und gequälten Bienen beruhigt, sie zu ihrem Herrn zurückgebracht und ihm damit das Überleben ermöglicht - und die Fortsetzung des magischen Prozesses.
Wenig später hatten sie über die dramatischen Geschehnisse gesprochen, und ein Teil dieser Unterredung war Gemma bis zum heutigen Tag deutlich im Gedächtnis geblieben.
»Es würde mich keineswegs überraschen, wenn du eines Tages selbst eine Zauberin werden würdest«, hatte er zu ihr gesagt.
»Würdest du mich dann heiraten?« hatte sie ihn prompt gefragt.
Es war nicht das erste Mal, dass das kleine Mädchen ihm diese Frage stellte, aber es sollte das letzte Mal sein. Die Tage ihrer Unschuld waren gezählt, und die entsetzlichen Umwälzungen des Schleifens hatten alles verändert. Für Cai brachten sie das tragische Ende seines Glaubens in die Magie, und er lehnte es ab, sich länger als Zauberer zu betrachten.
Während Gemma zu einer wunderschönen jungen Frau heranwuchs, war dies der einzige Streitpunkt zwischen ihnen. Sie konnte nicht verstehen, warum all das Gute, das man mit Zauberei erreichen konnte, zwangsläufig verlorenging, sobald man ihr Potential für das Böse zerstörte. Er erklärte, alle Magie habe zwei Seiten und dürfe niemals wieder angewandt werden, wenn sie einmal zu solch schändlichem Zweck missbraucht worden war. Er wurde wütend, als sie darauf hinwies, dass er seine Kräfte noch immer zum Heilen benutze, dass er nicht wie andere Menschen altere, und die Bienen bei ihm geblieben seien. Cai rechtfertigte sich, so gut es ging, versuchte, ihr diese Unstimmigkeiten mit Mitteln der Vernunft zu erklären und verachtete sich selbst dafür. Mittlerweile war ihm klar geworden, dass er sich geirrt hatte, und dieses Wissen war eine Quelle tiefen, bitteren Bedauerns. So vieles hätte anders sein können. Wenn nur ...
Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten waren die beiden ständig zusammengeblieben und oft fälschlicherweise für ein Liebespaar gehalten worden. Cai hatte den Körper eines geschmeidigen und gutaussehenden Zwanzigjährigen, obwohl er in Wirklichkeit doppelt so alt war. Cai hatte sich tatsächlich in Gemma verliebt, hatte es aber nie zugegeben, nicht einmal sich selbst gegenüber, bis es schließlich zu spät war. Sie waren jedoch sehr gute Freunde, und er hatte viele Hoffnungen und Wünsche mit ihr geteilt.
Sie standen sich also sehr
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