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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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aufdrängen können - genau wie es all die anderen Beteiligten getan hatten. Doch bald wurde ihm bewusst, dass etwas auf entsetzliche Art nicht stimmte. Er wurde zunehmend verwirrt und ängstlich, schließlich erhob sich der Schwarm in die Lüfte und surrte um seinen Kopf in einer zornigen Wolke. Wahnsinn drohte, als ihn plötzlich die Kräfte verließen, dann jedoch kehrten sie auf ebenso mysteriöse Weise zurück, wie sie verschwunden waren. Er wusste, dass Gemma überlebt hatte, alles andere jedoch war in Rätsel gehüllt, und er sehnte sich danach, noch einmal mit ihr sprechen zu können.
    Und so fällte er schließlich jenen Entschluss, der ihm schon so viele Monate auf dem Herzen gelegen hatte. Er nahm sich vor, nach Süden zu reisen und sie zu suchen.
    Jetzt, fast fünf Monate später, nach unzähligen Verzögerungen und einer Reise, die in auf fast jede Insel der bewohnten Welt geführt hatte, war er schließlich in jenem Land angekommen, wo er - wenn überhaupt - seine verlorene Schülerin finden würde.
    Sein einziger Kummer war, dass ihm im letzten Monat Gemmas Anwesenheit erneut versagt geblieben war.
    Wie soll ich dich finden, wenn du nicht zu mir sprichst? fragte er sich. Dies ist ein weites Land.
    Cai vertagte das Problem bis zum Morgen und schickte eine tröstliche Botschaft an den Schwarm in seinem Reisestock, dann fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
16 . KAPITEL
    Der Alptraum begann in der Stunde des Wolfes, auch wenn Cai dies erst später bewusst wurde, als er schweißgebadet und voller Angst verfolgte, wie das Licht in die Welt draußen vor seinem Zimmer zurückkehrte.
    Flüchtige, vage Bilder von Blut machten einem überwältigenden Gefühl der Verwirrung Platz. Cai wusste, dass Gemma in seinem Traum eine zentrale Rolle spielte, auch wenn er sie nicht deutlich sehen konnte. Alles war ver schwommen, unscharf und ungreifbar. Wichtige Dinge geschahen, blieben ihm jedoch verborgen. Seine Verzweiflung wuchs, er schrie Fragen in die Nacht. Die Beklemmung schnitt durch seinen Körper wie eine Klinge.
    Widerstrebende Gefühle tosten in seinem Innern. Dann, in einem einzigen Augenblick der Klarheit, erkannte er in Gemmas Gesicht das Spiegelbild seiner Bestürzung. Er rief ihr etwas zu, und obwohl er ihre Antwort nicht hören konnte, stand fest, dass sie verärgert war. Beschämt und voller Angst zog er sich zurück.
    Jetzt erschien eine andere Frau in seinem Traum. Die Bilder von Blut und Schmerzen gingen von ihr aus, Cai spürte aber, wie Gemma diese Last auf sich nahm. Er wollte sie aus diesen unerträglichen Qualen retten, aber er war machtlos. Als Gemma dann ein weiteres Mal seine Gegenwart verschmähte, erkannte Cai, dass dieser Traum nicht allein seiner war. Die anderen waren wieder da, genau wie auf dem Turm. Doch sie waren ebenso fern und verwirrt wie er. Die Offenbarung dauerte nur einen Augenblick.
    Er hörte einen Ruf des Protests und der Begrüßung, einen Schrei, der ihn mit düsteren Ahnungen erfüllte.
    Und dann herrschte Stille.
    Und eine schwarze Leere, so still und leer wie der Tod.
    Beim Aufwachen fühlte er sich wie eine Stoffpuppe, die man erst in eisigem Wasser ausgewaschen und dann durch eine Mangel gedreht hatte. Obwohl er schweißgebadet war, zitterte er. Sein Herz pochte, und er fühlte sich so schwach, dass er sich nicht rühren konnte. Er lag still und ließ sich jedes Bild der grauenhaften nächtlichen Vision noch einmal durch den Kopf gehen.
    Gemmas Ablehnung hatte ihn bis ins Mark getroffen. Früher schien ihr seine ferne Anwesenheit willkommen gewesen zu sein - ihre früheren freudigen Reaktionen waren ganz sicher nicht gespielt. Was war also diesmal anders? Er kam sich verloren vor, niedergeschlagen. Wenn Gemma ihn weder brauchte noch wollte ... War seine lange und beschwerliche Reise dann umsonst gewesen?
    Blut und Schmerzen. Im Kopf hörte er erneut den Schrei des Babys und drohte in einer Flut widerstrebender Gefühle zu versinken - in dem Staunen über das neugeborene Leben, der Liebe für das Kind, in dem Hass und der Eifersucht, die er für den Vater empfand. Dann erkannte er, dass es nicht Gemmas Kind war. Wessen Kind war es dann - und wieso war seine Geburt so wichtig? In welcher Verbindung stand Gemma dazu?
    Cai sehnte sich danach, ihre Anwesenheit wieder zu spüren, damit er wenigstens Gelegenheit hatte, mit ihr zu sprechen - doch da war nichts.
    Eine schwarze Leere, so still und leer wie der Tod.
    Die Weigerung stieg ungefragt in seinem Innern empor.

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