Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos
etwas erzählte. Mit Mühe schob er seine Befürchtungen auf Seite und war wieder bereit, zuzuhören.
»Es besteht zwar die Möglichkeit, dass die befürchtete Zerstörung niemals wirklich stattfindet«, erklärte Wynut, »doch das allein wird uns nicht retten. Die Bedrohung an sich genügt bereits, um uns alle zu verdammen. Du musst nicht nur verhindern, dass diese Bedrohung jemals wirklich wird, sondern auch verhindern, dass sie möglich bleibt.«
Eine Flut von Fragen überschwemmte Cais Gedanken, doch er hielt seine Zunge im Zaum, denn er wusste, dass er sie nicht stellen durfte.
Dann sprach Shanti; und er trug einen Text vor, offenkundig ein Zitat. Cai konnte nicht einmal raten, woher er stammte.
Denk an den Traum und daran, woher er stammt.
Wahnsinn des Einen Bedeutet den Tod aller.
Noch während Cai die Worte in den Ohren klangen, wusste er, dass er sie immer wieder hören würde. Sie hatten sich bis an sein Lebensende in sein Gedächtnis eingebrannt.
Stille senkte sich über den Raum. Zana hatte aufgehört zu weinen, und die Bienen hatten sich wieder friedlich niedergelassen.
Das kann unmöglich alles sein! dachte Cai, während sein Blick zwischen Shanti und Wynut hin und her wanderte. Dabei könnt ihr es unmöglich belassen! Doch keiner der beiden machte Anstalten, noch etwas zu sagen, und Cai hatte es die Sprache verschlagen, so dass er nicht um jene Hilfe bitten konnte, die er so dringend brauchte. Ganz anders Zana.
»Was sollen wir denn tun?« platzte sie heraus. Die drei Männer sahen sie an. Sie waren schockiert, das konnte man in ihren Gesichtern deutlich erkennen.
»Es muss doch ...«, setzte sie erneut an, wurde jedoch von Shanti unterbrochen, der »Ruhe!« donnerte. Der kleine Zauberer hatte sich erhoben und stand jetzt auf dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch. Er hätte vollkommen lächerlich gewirkt, wäre die Situation nicht so offenkundig ernst, und seine Gefühle nicht so heftig. »Deine Torheit wird uns alle vernichten!« Er wandte sich an Cai. »Kannst du sie nicht bändigen?«
»Das ist nicht fair«, beschwerte sich Zana heiser. »Ihr müsst uns doch irgendetwas sagen können. Bis jetzt habt ihr nur in Rätseln gesprochen.«
»Zana, bitte«, flehte Cai sie leise an. »Sie können nichts anderes tun.«
»Egal, was«, beharrte sie. »Nur irgendeine Kleinigkeit, an die wir uns halten können.«
Wynut und Shanti sahen sich besorgt an. Einen Augenblick später fällten sie ihren Entschluss - ein kurzes Flackern, und sie waren verschwunden.
»Nein! Kommt zurück!« kreischte Zana verzweifelt, dann brach sie auf ihrem Stuhl zusammen und fing wieder an zu weinen. Cai ging zu ihr und legte ihr den Arm tröstlich um die Schultern.
»Sie haben uns bestimmt alles gesagt, was sie uns sagen konnten«, meinte er beschwichtigend. »Die Entscheidung liegt nicht bei ihnen.«
»Wahrscheinlich muss man Zauberer sein, um das zu begreifen«, antwortete sie verbittert, wischte sich die Tränen fort und machte ein finsteres Gesicht.
»Ich verstehe es wirklich nicht«, gab Cai zu, »aber ich weiß, dass sie die Wahrheit sprechen.«
»Aber was sie sagen, ergibt keinen Sinn«, wandte sie ein. »Es klingt alles so erschreckend - und dann behaupten sie, es sei an dir, alles wieder in Ordnung zu bringen - aber wie, das verraten sie dir nicht!« Sie war mittlerweile wütend geworden. »Ist es das, was sie unter Hilfe verstehen?«
»Vielleicht wird es später klarer«, gab er mit einer Mischung aus Hoffnung und Zweifel in der Stimme zurück. »Ich weiß so wenig über dieses Land - vielleicht, wenn mir mit Gemma darüber sprechen ...«
»Du setzt all deine Hoffnungen auf dieses arme Mädchen«, meinte Zana. »Ist das nicht ein bisschen viel für einen einzelnen Menschen?«
Cai wusste keine Antwort darauf. Und angenommen, du findest sie gar nicht? überlegte er. Was dann? Er hatte seine lange Reise in völliger Verzweiflung begonnen, mit den Wochen war seine Hoffnung jedoch ständig gewachsen. Alles schien gut für ihn zu laufen - diese unerwartete Einmischung jedoch hatte alle seine Zweifel aufleben lassen, und neue Schrecken waren hinzugekommen. Der letzte Zauberer, der die letzte Schlacht beginnt. Wieder einmal schreckte er vor der Bedeutung von Shantis Aussage zurück und suchte sein Heil in der Tat.
»Komm«, meinte er entschlossen. »Verschwinden wir von hier.«
»Ach so, wir können also einfach zur Eingangstür hinausspazieren, ja?« gab Zana voller Sarkasmus zurück. »Wir befinden uns im
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