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Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos

Titel: Die träumende Welt 03 - Das Zeitalter des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Wylie
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Cai. »Probier mal. Du bist schließlich unsere Expertin für Getränke.«
    »Als Weinkoster hat man mich bestimmt nicht hergeholt!« gab sie zurück, probierte aber trotzdem einen Schluck aus ihrem Glas. Das Getränk war kühl, aromatisch und sehr stark. »Andererseits«, meinte Zana und nahm einen größeren Schluck, »hilft mir ein Gläschen vielleicht dabei, diesen Ort hier besser zu verstehen.«
    Sie lächelten sich an und waren beide froh, dass sie ein wenig ihre Fassung wiedergefunden hatten. Dann, wie auf eine stumme Übereinkunft hin, gingen sie hinüber zur Treppe, setzten sich auf die unterste Stufe und tranken weiter.
    »Ich frage mich, was aus den Pferden geworden ist« sagte Zana. »Sie waren bestimmt ebenso entsetzt wie wir, als wir davongeflogen sind.«
    Cai betrachtete sein Glas. Die Flüssigkeit darin schien erschreckend schnell weniger zu werden.
    »Vielleicht haben sie es nicht einmal bemerkt«, sagte er nachdenklich. »Schließlich befinden wir uns außerhalb der Zeit, solange wir hier sind.«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an«, beschwerte sich Zana.
    »Deswegen konnten auch die Himmelsraben nichts tun«, fuhr der Zauberer fort, als wollte er sich selber etwas klarmachen.
    »Dann sollten wir vielleicht alle herholen, um hier zu leben«, schlug sie vor. »In der wirklichen Welt ist es nicht ganz so einfach, sich vor den Himmelsraben zu verstecken.« Sie hatte gesehen, welche Zerstörung sie in Altonbridge erzeugt hatten. Ihr Glas war fast leer. Sie hob ihre freie Hand und schnippte mit den Fingern. »Bedienung!«
    Ein unmenschlicher Schrei als Antwort brachte ihr Lachen zum Verstummen. Sie wirbelten herum, blickten hoch und sahen sich dem nächsten überraschenden Bewohner dieses seltsamen Ortes gegenüber.
    Die große Schildpattkatze hockte auf einer der obersten Stufen, den Schwanz ordentlich um die Füße gelegt. Ihnen blieb gerade genug Zeit, ihr Erscheinen zu registrieren, als sie bemerkten, dass das Miauen des Tieres nicht, wie es das hätte tun sollen, verklungen war, sondern sich durch ein Echo entfaltete und mit jedem Augenblick an Vielschichtigkeit und Klarheit gewann. Sie starrten das reglose Tier mit aufgerissenen Augen an, während sein Schrei sich nach und nach in verständliche Sprache verwandelte.
    »Ein Gefühl der Ausgewogenheit ist in allen Dingen wichtig. Andererseits ist ein Sturz nichts weiter als eine Möglichkeit, das Gleichgewicht wiederzuerlangen.«
    Die Bienen umsummten sie überrascht und aufgeregt, Cai und Zana dagegen waren sprachlos. Die Katze warf einen kurzen Blick auf den Schwarm, fühlte sich aber offensichtlich nicht bedroht. Sie miaute noch einmal, dann leckte sie sich ihre Vorderpfote und begann, sich das Gesicht zu putzen. Wieder entwickelte sich ein langgezogener Schrei zu deutlicher Sprache. Cai und Zana waren diesmal zwar vorbereitet, trotzdem war dieser Effekt das Seltsamste, was sie je gehört hatten.
    »Der Schlüssel wird die Tür öffnen«, hieß es. »Anderseits kann man Schlösser auch auswechseln.«
    Cai und Zana sahen sich verdutzt an.
    »Was hat das zu bedeuten?« dachte Cai laut nach.
    »Noch mehr irre Rätsel«, murmelte Zana angewidert, als die Katze den nächsten Schrei ausstieß.
    »Das Alter mag sich an die Jugend wenden. Andererseits bedeutet Unschuld Macht.«
    Zana schlug sich die Hände vor die Ohren. Ihr Glas fiel zu Boden und zersprang.
    »Ich halte das nicht aus!« schrie sie.
    Cai dagegen war fasziniert. Die Worte der Katze ergaben für ihn wenig Sinn, doch irgendetwas regte sich in seinen Gedanken. Er wollte gerade eine weitere Frage stellen, als er Shanti hörte, der seine Stimme triumphierend erhoben hatte.
    »Siehst du! Wir bewegen uns wieder. Soviel zu deinen Berechnungen.«
    Wynut brummte irgendeine Antwort, doch Cai hörte längst nicht mehr zu. Die Wände, der Fußboden, alles ringsum löste sich auf, und ihre Umgebung wurde neblig und unwirklich.
    »Warte!« rief er der regungslosen Katze zu. »Geh nicht fort!«
    Doch es war zu spät. Das Landhaus verschwand, und Cai und Zana schwebten schwerelos in einem Nebel, der voller rätselhafter blauer Lichter hing.
    Als es hell wurde, stieß Zana einen Schrei aus. Tief, tief unter ihnen drehte sich die Erde wie verrückt, während sie auf sie zustürzten.
    Während dieser beängstigenden Augenblicke waren beide überzeugt, sterben zu müssen. Tatsächlich wurden sie aber sanft in ihre Sättel ihrer dahinfliegenden Pferde gesetzt, die weitergaloppierten, als sei nichts

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