Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tramps von Luna

Die Tramps von Luna

Titel: Die Tramps von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
Dosis, die sein Körper verträgt.«
    »Wie lange wird es wohl dauern, bis er die Sache überwunden hat?« wollte Roger wissen.
    »Das kann ich nicht vorhersagen. Gewöhnlich passen sich Kinder schneller als Erwachsene an – aber wir wissen auch, daß sich manche Menschen nie anpassen. Sie sind von ihrer Konstitution her einfach nicht in der Lage, sich im Raum aufzuhalten.«
    Pollux sah sie mit offenem Mund an. »Du willst damit sagen, daß Buster eine Erdmade bleibt?« Das Wort klang zugleich nach ansteckender Krankheit und Familienschande.
    »Mund halten!« sagte sein Vater scharf.
    »Ich will damit nichts dergleichen sagen«, sagte seine Mutter ebenso scharf. »Lowell geht es im Moment sehr schlecht, aber vielleicht paßt er sich bald an.«
    Eine Zeitlang herrschte düsteres Schweigen. Pollux füllte seinen Suppenbeutel nach, holte sich ein paar Kräcker und klammerte sich mit einem Bein an einer Halteleine fest. Er sah Castor an. Die beiden begannen eine Konversation, die hauptsächlich aus Grimassen und Gesten bestand. Ihr Vater sah sie an und wandte sich wieder ab. Den Geheimkode der beiden verstand kein Mensch.
    »Edith, könnte es tatsächlich sein, daß Lowell sich nicht anpaßt?« fragte er.
    »Die Möglichkeit besteht immer.« Sie führte den Satz nicht weiter aus, und das war auch nicht nötig. Raumkrankheit ist ebensowenig tödlich wie Seekrankheit, aber mit der Zeit tun der Hunger und die Erschöpfung das ihre.
    Castor pfiff durch die Zähne. »Herrlich, daß wir das jetzt erst erfahren, wo es zu spät ist. Wir befinden uns bereits auf dem Wege zum Mars.«
    Hazel sah auf. »Du weißt genau, daß das nicht stimmt, Castor.«
    »Häh?«
    »Mensch, Esel«, half ihm sein Bruder. »Wir müssen zurück.«
    »Oh.« Castor runzelte die Stirn. »Ich vergaß einen Moment lang, daß wir die Erde noch nicht hinter uns haben.« Er seufzte. »Tja, so ist das. Dann werden wir eben umkehren.« Es gab einen einzigen Punkt, an dem sie sich zur Rückkehr auf den Mond entschließen konnten. Sie würden der Erde auf einer Hyperbelbahn ganz nahe kommen – mit fünf Meilen pro Sekunde. Wenn sie den Weg zum Mars fortsetzten, wollten sie diese Geschwindigkeit bei der stärksten Annäherung durch Zünden der Antriebe erhöhen und damit eine Ellipse relativ zur Sonne erreichen, die sie nach Mars bringen würde.
    Sie konnten dieses Manöver allerdings auch umkehren, indem sie die Düsen entgegen der Flugrichtung zündeten und die Moostöter in eine Ellipse relativ zur Erde zwangen – eine Kurve, die sie bei genauer Berechnung zurück zum Mond bringen mußte, noch bevor es ihrem kleinen Bruder zu schlecht ging. »Ja, das wäre es«, meinte Pollux. Er grinste plötzlich. »Will jemand eine Ladung Fahrräder kaufen? Wir würden sie billig abgeben.«
    »Seid nicht so voreilig mit der Geschäftsaufgabe«, mahnte ihr Vater, »aber wir respektieren eure Haltung. Edith, was glaubst du?«
    »Ich finde, wir dürfen kein Risiko eingehen«, erklärte Hazel. »Das Baby ist krank.«
    Dr. Stone zögerte. »Roger, wie weit ist es noch bis zum Umkehrpunkt?«
    Er warf einen Blick auf die Kontrollen. »Wir haben noch fünfunddreißig Stunden Zeit.«
    »Weshalb bereitet ihr nicht beide Manöver vor? Dann können wir uns die Entscheidung bis zum letzten Moment aufheben.«
    »Das ist vernünftig. Hazel, du und Castor, ihr arbeitet das Anflugproblem aus; Pol und ich übernehmen den Marsvektor. Zuerst genügen Näherungswerte. Wir korrigieren sie, wenn wir noch ein Stück Weg zurückgelegt haben. Jeder arbeitet für sich, und dann vergleichen wir die Ergebnisse. Paßt auf eure Dezimalstellen auf!«
    »Paß auf die deinen auf!« entgegnete Hazel.
    Castor grinste seinen Vater an. »Du hast dir die leichtere Hälfte ausgesucht, Paps?«
    Sein Vater sah ihn an. »Ist es dir zu schwer? Willst du lieber tauschen?«
    »Aber nein, Sir! Ich schaffe es schon.«
    »Dann beeil dich – und vergiß nicht, daß du ein Mannschaftsmitglied bist.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Er hatte sich tatsächlich den leichteren Teil ausgesucht; das Grundproblem war bereits von den Komputern der Luna-Pilot-Station gelöst worden, während das Einschwenken in eine Ellipse um die Erde bisher überhaupt nicht in Betracht gezogen worden war. Aber Kapitän Stone hatte das nicht aus Faulheit getan; er wollte beide Kurven berechnen – nur verriet er das seinen Söhnen nicht. Inzwischen plagte ihn eine neue Sorge. Hinter ihm befanden sich eine Reihe anderer Schiffe, die auf dem Weg zum Mars

Weitere Kostenlose Bücher