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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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Backenzähne hat, wird der süße, teigige Geruch immer stärker.
    Plötzlich dringt ein Wimmern von der Lichtung zu meiner Rechten an mein Ohr. Ich luge hinter einem Baum hervor und sehe etwas Schreckliches. Die Tributeuse aus dem Rotlicht-Distrikt weint leise vor sich hin, während sie am Stamm eines jungen Baums Poledancing macht. Um sie herum regnet es Fallschirme, an denen Dollarnoten hängen. »Die helfen mir hier nicht weiter«, beklagt sie sich, macht eine ausladende Bewegung, schnappt sich eine davon und steckt sie sich mit einer beinahe mechanisch wirkenden Bewegung unter den Träger ihres BH s. »Schickt mir Lebensmittel oder Waffen. Geld nützt hier nichts.« Ich muss zugeben, dass ich Mitleid für die Kleine empfinde, gleichzeitig aber ihren Mut bewundere. »Go, go, Girl«, murmele ich leise, als ich einen Pfeil in den Bogen spanne, ziele und schieße. Ich hätte nie gedacht, dass ich dazu in der Lage bin, eine Stripperin zu töten. Aber das hier fühlt sich so was von richtig an.
    Kurz bevor die traurige Posaune erklingt, höre ich ein lautes Knacken hinter mir. Ich drehe mich um. Haudrauf steht dort, wo eben noch ein Baum war. Er starrt mich an, stößt weitere Bäume um und trommelt mit den Fäusten auf seiner Brust herum, ehe er sich sein Hemd vom Körper reißt und einen lauten Schrei ausstößt. Dann drückt er mich zu Boden und baut sich über mir auf, als ob er sich gleich auf mich werfen und mich zu Tode quetschen wollte.
    »Du sterben jetzt«, sagt er.
    »Du wirst jetzt sterben «, korrigiere ich ihn, aber das facht seine Wut nur noch mehr an. Er wirft sich in Pose für einen tödlichen Body-Slam, hält dann aber inne.
    »Du Freundin Radi?«
    »Na ja, geht so. Steckerlfisch mag ich lieber«, erwidere ich. Dieser Typ verschwendet meine Zeit.
    »Nein!«, donnert Haudrauf. Er holt ein Notizbuch hervor und blättert eifrig darin herum. »Du Freundin … von … Radi?«, will er jetzt wissen.
    »Ja.«
    »Du versuchen, Leben retten?«, fragt er.
    »Ja, aber das Töten gefällt mir insgesamt besser.«
    »Nein! Du versuchen … Radi … Leben retten?«
    Ich nicke.
    Haudrauf grübelt eine Weile nach, ehe er von mir ablässt. »Nur das eine Mal, Haudrauf dich nicht töten. Wegen Radi. Jetzt du und Haudrauf quitt. Verstanden?« Ich nicke wie blöd.
    »Cut!« Ein Kamerateam kommt aus dem Wald, der Regisseur stürmt vorneweg. »Cut! Haudrauf, Mann, krass. Total einschüchternd und doch voll sensibel. Jetzt hat Martin blöderweise gerade eine Zwischenblende von den auffliegenden Vögeln da vorne gedreht. Kannst du das also noch mal bringen? Alles klar? Wie wär’s mit ’nem Schluck Limonade? Jemand muss das Make-Up von Kantkiss auffrischen, Leute! Fünf Minuten Pause, dann geht es weiter!«
    Nach sechs Aufnahmen, einem Foto-Shoot, einem Sinneswandel von Haudrauf, einer darauffolgenden Nahtod-Erfahrung, einem weiteren Sinneswandel von Haudrauf und einer letzten Aufnahme darf ich endlich gehen. Ich folge wieder dem köstlichen Geruch von Pita. Auf dem Weg lese ich vorsichtig jede Krume auf und stecke sie mir in den Mund. Schließlich gibt es Kinder im postapokalyptischen Afrika, die am Verhungern sind.
    Nach einer Weile endet die Brotkrumenspur. Ich befinde mich auf einer kleinen Lichtung, und der umwerfende Duft von Brotteig erreicht seinen Höhepunkt. Ich weiß, dass Pita nicht weit sein kann. Doch als ich mich umblicke, kann ich keinen Pita entdecken – nur einen Baum, noch einen Baum, einen Stein, eine Höhle, noch einen Stein, eine zehnstöckige Hochzeitstorte mit einer fantastischen Blumendekoration, einen Bach und dann noch einen Baum. Frustriert setze ich mich auf einen der Steine und überlege, was wohl mit Pita passiert sein könnte. Ist er vielleicht auf einen der Bäume geklettert? Nun, sein Schwerpunkt ist für derartige akrobatische Einlagen nicht optimal gelagert, aber trotzdem ist er sehr männlich und begehrenswert. Klar, er hat weder Carolas Größe noch seinen athletischen Körperbau, aber selbst das kann manchmal richtig abtörnen. Verzweifelt suche ich die Gegend noch einmal ab, als etwas Merkwürdiges passiert: Die Hochzeitstorte blinzelt.
    »Pita! Da bist du ja, mitten auf der Lichtung, getarnt mit deinem Markenzeichen – als Gebäck!« Ich brülle, so laut es geht. Vielleicht hört man mich, mir egal. Sobald ich mich irgendwie einschränken muss, sobald ich mich nicht mehr frei entfalten kann, höre ich auf, ich selbst zu sein.
    Die Torte lächelt, und Pita arrangiert seinen dicken

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