Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
dir?«
    »Ja, eben«, knurrte ich, »bisher haben wir ausgezeichnet harmoniert, und auf einmal kommt dieser Antiquitätenfritze, und nun…« Ich ersetzte die Worte, die ich nicht fand, durch eine hilflos-wütende Armbewegung.
    »Jetzt gehst du unter Niveau!« stellte Inge leise, aber mit einem warnenden Unterton fest.
    Ich schwieg. Sie hatte ja recht, was sollte ich darauf schon sagen?
    Inge warf den Kopf zurück, daß ihre blonden Haare nach hinten flogen. »Ich habe immer gedacht, dieses Wanderleben, wie ihr es führt« – sie unterbrach sich, zögerte und setzte dann fort, »und wie ich es auch führen werde, dieses Wanderleben muß einen gewissen Sinn für die Romantik großer Entdeckungen wachhalten. Und eine große Entdeckung haben wir doch vor uns. Aber offenbar bringt so ein Leben nur einen Hang zur Ungebundenheit hervor, eine Art inneren Widerstand gegen die notwendige Unterordnung unter einen fremden Willen. Schade. Ich halte immer zuviel von den Leuten, mit denen ich zu tun habe, das ist mein alter Fehler. Und nachher tut’s dann weh, wenn man sich geirrt hat.«
    Sie sah dabei ganz traurig aus. Aber das fiel mir erst hinterher auf. Im Augenblick war ich empört über diese – wie ich meinte – Unterstellung. Ich wußte aber auch nicht, wie ich das widerlegen sollte, ich verstand mich ja selbst kaum. Und so verhärtete sich meine Haltung.
    »Ich nehme diese Kritik zur Kenntnis und werde mein Verhalten überprüfen«, sagte ich steif und fuhr in einem Atemzug fort: »Und nun können wir uns wohl die Bestelliste vornehmen.«
    Inge machte ein abweisendes Gesicht, setzte sich aber zum Schreiben zurecht und sagte: »Natürlich.«
    Bei dieser gemeinsamen Arbeit schien sich nach und nach das gute, kameradschaftliche Einvernehmen wiederherzustellen. Trotzdem blieb eine dünne, durchsichtige, nicht faßbare und doch trennende Wand zwischen uns stehen; und das, obwohl sie doch an den Dingen, die wir besprachen, sehen mußte, daß ich mir durchaus Gedanken gemacht hatte über unsere Entdeckung, daß ich also der Sache gar nicht gleichgültig gegenüberstand. Wir besprachen die Materialbestellungen, die nötig waren, um die Hänge und den Wall zu verfestigen, in der Hauptwindrichtung eine Schutzwand zu errichten und die Staubschicht vom Plateau abzusaugen.
    Am Nachmittag, als Achmed erwacht war und sich offenbar ganz wohl fühlte, hielten wir im Zelt eine große Beratung ab.
    Ich fragte Achmed, ob er die Besprechung leiten wolle, aber er bat mich, das zu tun. »Ich möchte«, erklärte er, »daß Sie die Gruppe weiter leiten. Und mein Wunsch ist es, daß es uns gelingt, unsere verschiedenen Vorstellungen und Interessen so in Übereinstimmung zu bringen, daß Sie und Ihre Gruppe mir auch weiterhin für alle auftretenden Arbeiten zur Verfügung stehen. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn es mir gelingen würde, eine so eingespielte Gruppe von umsichtigen Fachleuten für dieses Vorhaben zu begeistern.«
    Ich fühlte, daß Inge mich aufmerksam ansah, und fragte etwas verdrossen: »Woher wissen Sie denn, daß wir eingespielt und umsichtig sind? Sie kennen uns doch gar nicht.«
    Achmed lächelte. »Aber ich kenne die Arbeit in der Wüste. ‘Und wenn Sie Ihre Arbeit drei Tage vorfristig geschafft haben…« Er breitete die Arme aus und verneigte sich etwas, wohl um anzudeuten, daß es überflüssig sei, den Satz zu Ende zu führen.
    Wo er recht hat, hat er recht! dachte ich und legte dar, was als nächstes zu tun war – eben das, was ich unter Mittag mit Inge besprochen hatte. Achmed war der aufmerksamste Zuhörer. Die Zwillinge waren auch bei der Sache, aber doch wie gewöhnlich mit einer Art trägem Interesse. Inge, die das alles ja schon kannte, schien gar nicht zuzuhören, sondern mehr mit den Augen auf Achmeds Gesicht spazierenzugehen – wenigstens kam es mir so vor.
    Mit dem letzten Satz wandte ich mich direkt an Achmed und fragte ihn, ob meine Darlegungen seinen Vorstellungen entsprächen.
    »Vollkommen.« Er lächelte. »Ich will nicht noch einmal wiederholen, was ich vorhin schon sagte; statt dessen lieber eine Frage: Wann können wir mit den Arbeiten beginnen?«
    »Wir werden jetzt alles bestellen«, antwortete ich, »und am Wochenende bekommen wir dann das nötige Material.«
    »Nein«, sagte er, »setzen Sie unter die Liste den Vermerk ›Dringlichkeit eins‹ und dazu«, er schrieb etwas auf einen Zettel, »diese Chiffre hier, dann erhalten wir das Material morgen.« Er gab mir den Zettel.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher