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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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unter dem Sand der Wüste? Auch das könnte ein Grund dafür sein, daß bisher so wenig gefunden wurde.
    Lassen Sie mich noch einen allgemeinen entwicklungsgesetzlichen Gesichtspunkt hinzufügen. Soweit wir die überlieferte Geschichte der Menschheit zurückverfolgen können, ist sie voll von großräumiger Bewegung. Mühsam tastet sich die Menschheit im Gestrüpp der ihr unbegreiflichen gesellschaftlichen Gesetze vorwärts, geht jeden Irrweg, probiert jede Entwicklungsmöglichkeit aus. Ihre Herrschaft über die Natur ist noch so schwach und anfällig, daß schon geringfügige Änderungen des geographischen Milieus sich je nachdem verheerend oder ungeheuer belebend auswirken. Der geringste Vorsprung eines Volkes in der gesellschaftlichen Entwicklung gegenüber einem anderen macht es zum Herrscher. Immer wieder entstehen Kulturkreise, blühen auf, verfallen wieder, werden von anderen abgelöst. Warum sollte – wenn wir einmal rückwärts blicken – dieser Rhythmus des Suchens, Findens und Verlierens der gesellschaftlichen Blüte gerade dort aufhören, wo unsere überlieferte Geschichtsschreibung aufhört? Ich bin überzeugt, kommende Jahrhunderte werden eine ganze Vielfalt von Geschichtsepochen enthüllen, von denen heute noch nicht einmal Vorstellungen existieren.
    Ich sage das nicht allein aus Enthusiasmus. Wir machen heute den Anfang, die ersten Schritte, in der Umgestaltung großer Landstriche der Erde. Sie selbst arbeiten an einem dieser umwälzenden Vorhaben mit, und unsere Entdeckung beweist eigentlich, welche konkrete Bedeutung sie auch immer haben möge, daß dabei die kommenden fünfzig Jahre mehr Material für diese Forschung liefern werden als die vergangenen tausend Jahre.
    Um für heute zum Schluß zu kommen: Bei diesen ersten Schritten sind wir immer noch darauf angewiesen, von den wenigen Kristallisationspunkten auszugehen, in welchen Prähistorie bisher vorliegt; unsere ersten Wege werden über den schwankenden, manchmal vielleicht auch trügerischen Grund der Vermutungen und Spekulationen gehen. Aber unfehlbar wird daraus ein Bild entstehen, zunächst in Umrissen, dann immer mehr auch im Detail, das sich im Prozeß des Prüfens, Bestätigens und Verwerfens einer zuverlässigen Widerspiegelung der menschlichen Kindheit nähern wird. Ich möchte«, schloß er, »Ihnen deshalb in den nächsten Tagen etwas mehr berichten über die wenigen, bekannten Fakten auf unserem Gebiet.«
    Wir klatschten alle Beifall – auch ich, denn ich war ja nicht irgendwie voreingenommen oder gar dagegen. Ich wußte in diesem Augenblick selbst nicht, was mich so zurückhaltend gemacht hatte.
    Am nächsten Morgen konnten wir schon einen Teil der Terrasse absaugen, und es zeigte sich, daß hier tatsächlich riesige Gesteinsquadern, jeder viele tausend Tonnen schwer, zu einer Plattform zusammengefügt waren. Erst jetzt, als ich versuchte, mir vorzustellen, wie einst Menschen mit keinen anderen Hilfsmitteln als primitiven Rollen und Hebeln diese für sie gigantischen Massen bewegt haben mochten, erst jetzt drang etwas von der Größe unserer Entdeckung in mein Gefühl.
    Unserer Entdeckung? Oberflächlich gesehen, waren wohl wir die Entdecker, aber im Grunde genommen war das ein Zufall, wir hätten ebensogut an einen anderen Platz eingeteilt werden können. Nein, der eigentliche Entdecker war Achmed, der diese Terrasse schon beim Anblick der Materialien der geologischen Erkundung geahnt hatte!
    Was tut man in solchem Moment? Ich meine, wenn einem so etwas aufgeht? Gewöhnlich ist man ja geneigt, große Worte und Beteuerungen nicht recht ernst zu nehmen, wenigstens mir ging es immer so. Aber kommt man mal in eine entsprechende Situation, weiß man sich auch nicht anders zu helfen als mit eben solchen Wendungen, sie gehen einem dann leicht und einfach von der Zunge, und man empfindet sie durchaus als angemessen.
    Ich ging also zu Achmed und sagte: »Was ich fühle, kann ich Ihnen nicht beschreiben. Aber was ich sehe, überzeugt mich als Ingenieur. Geben Sie mir die Hand!«
    Er legte seine Hand in meine ausgestreckte Rechte, etwas verwundert, aber doch erfreut.
    »Ich verspreche Ihnen, daß ich mich dieser Sache widmen werde, unter allen Bedingungen und mit aller Kraft, hier und wo immer – falls Sie auf meine Hilfe auch über diesen Fund hinaus Wert legen sollten.«
    Damit wollte ich mich abwenden, denn mir kam die Feierlichkeit, in die ich mich da hineingesteigert hatte, schon wieder übertrieben vor, aber er nahm mich beim Arm

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