Die Trasse von A'hi-nur
unser Kollektiv aufgenommen zu werden, und nicht umgekehrt.
Am nächsten Tag »fegten« wir die Terrasse weiter, das heißt, wir saugten die Sandschicht ab und entdeckten dabei wiederum etwas Neues. Ich weiß nicht mehr, wer es zuerst bemerkte, aber jedenfalls sahen wir plötzlich, daß nach den Seiten zu der Stein, aus dem die Quadern bestanden, einen Schein heller wurde, aber nicht so, daß man hätte auf den Gedanken kommen können, das sei eine natürliche Eigenschaft des Materials.
Der Übergang vom dunkleren zum helleren Stein vollzog sich nicht an der Fuge, sondern auf einigen Quadern, stufenlos sozusagen, und richtig erkennbar war es auch nur von oben, vom Rand des Aushubs herab. Von dort her sahen wir auch, daß das dunklere Gestein einen großen, kreisrunden Fleck von etwa zehn Meter Durchmesser bildete, der in der Mitte der Terrasse lag.
Niemand, auch Achmed nicht, hatte dafür eine Deutung. Wenn es dort vor Jahrtausenden irgendwelche Farbaufträge gegeben haben sollte, müßten deren Spuren längst verwittert sein. Auch hatte der Stein selbst bei näherer Betrachtung keine andere Struktur als der hellere. Wir debattierten ohne Ergebnis.
Beim Mittagessen ermüdete das Gespräch darüber langsam, und da hatte ich ganz plötzlich das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Ich hatte mich mit dem dunklen Kreis beschäftigt und dabei irgend etwas von Bedeutung wahrgenommen, aber das war nicht tief genug in mein Bewußtsein gedrungen. Ich kam und kam nicht darauf, was ich gesehen und wieder vergessen hatte. Nun ist es in solchen Fällen das probateste Mittel, sich noch einmal an den Ort der Handlung zu begeben, möglichst genau dahin, wo man sich zum bewußten Zeitpunkt aufgehalten hat. Mir war aber die Unexaktheit meiner Beobachtung so peinlich, daß ich jetzt nicht das Zelt verlassen wollte, was sicherlich zu Fragen und folglich auch zu Antworten Anlaß gegeben hätte. Ich verschob die Sache auf den nächsten Tag.
Hätte ich doch meine Eitelkeit überwunden! Nicht, daß diese Verschiebung später direkten Einfluß auf unsere Arbeiten gehabt hätte – aber ich hätte mir viele seelische Strapazen erspart. Oder sagen wir: wahrscheinlich erspart.
Denn ich war unaufmerksam, als Achmed am Nachmittag referierte. Mir ging immer noch die vergessene Entdeckung im Kopf herum, und ich grübelte unaufhörlich, worum es sich gehandelt haben mochte. Ich kann daher auch den Vortrag, den Achmed am Nachmittag hielt, nur aus eigenem Wissen wiedergeben, das ich mir inzwischen angeeignet habe und das mir den Spitznamen Herodot eingebracht hat. Nun gut, für diesen Spitznamen werdet ihr jetzt büßen, indem ihr euch noch eine historische Betrachtung anhören müßt.
Jede Sache hat zwei Seiten, eine qualitative und eine quantitative. Bei der Historie bilden die beliebten Geschichtszahlen die einfachste quantitative Angabe. Fragen wir also: Wann hat Atlantis existiert, oder wann ist es, falls es existiert hat, untergegangen? Im Jahre 571 vor unserer Zeitrechnung war Solon in Ägypten. 9000 Jahre davor soll nach Plato Atlantis untergegangen sein. Halten wir also die ungefähre Richtzahl 10000 vor unserer Zeitrechnung im Gedächtnis fest und befassen wir uns zur Abwechslung ein bißchen mit Mathematik. Keine Angst – es geht nur um ganz einfache Rechnungen.
Achmeds Vorfahren, die alten Ägypter, verwendeten als Kalender ein reines Sonnenjahr zu 365 Tagen, also wie wir, aber ohne die Einrichtung eines Schaltjahres. Das heißt also, daß der Jahresbeginn bei ihnen alle vier Jahre um einen Tag verrückte, nach und nach alle Jahreszeiten durchlief und nach vier mal 365, also nach 1460 Jahren, sich wieder mit dem tatsächlichen Sonnenjahr deckte.
Einmal muß ja aber dieser Kalender angefangen haben, und da er von der Sonne abgeleitet wurde, wird er am Anfang auch mit dem Sonnenjahr übereingestimmt haben. Nun wissen wir aus der Geschichtsschreibung, daß im Jahre 1322 vor unserer Zeitrechnung das ägyptische Jahr mit dem tatsächlichen Sonnenjahr zusammenfiel. Der Anfang des altägyptischen Kalenders muß also 1322 plus n mal 1460 Jahre vor unserer Zeitrechnung liegen, und das ergäbe folgende Jahreszahlen als Möglichkeiten: 2782, 4242, 5702, 7162, 8622, 10082, 11542, 13002 und so weiter, natürlich alles vor unserer Zeitrechnung.
Wenden wir uns nun einem anderen Kalender zu, dem der Assyrer. Sie richteten sich nach dem Mond, und es entstanden ähnliche Verschiebungen, so daß jeweils nach 1805 Jahren der Kalender wieder
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