Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
ich also bitten?«
Er deutete auf ein rotes Feld.
Sie stellte sich darauf und wartete geduldig. Irgendwie war sie erleichtert. Es hätte ihr nichts ausgemacht, sich vor diesen Männern auszuziehen und von ihnen betatscht zu werden, daran hatte sie sich in all den Jahren ihrer Ausbildung gewöhnt, sie war oft genug der Willkür ihrer Vorgesetzten ausgesetzt gewesen.
Sie war froh darüber, dass diese Männer trotz ihres beschwerlichen und entbehrungsreichen Lebens auch ihren erbittertsten Feinden noch eine gewisse Achtung entgegen brachten. Oder gerade deshalb, weil sie ob ihrer Armut noch wussten, wie wertvoll ein Menschenleben war?
»Sie ist sauber.«
»Was heißt sauber? Ich sehe aus, wie jemand, der gerade aus einem Misthaufen gekrochen ist und rieche auch so. Ich habe die Befürchtung, diesen Gestank werde ich nie wieder los und das nennst du sauber, wo bin ich hier gelandet?«
»Außerdem würde ich dich bitten, mir lieber gleich zu beichten, was ihr außer den Kampfanzügen und dem Scanner noch alles zusammengeklaut habt, damit ich mich darauf einstellen kann. Ist nicht einfach für mich, der Realität ins Auge sehen zu müssen und herauszufinden, dass meine Truppen doch nicht so zuverlässig sind, wie ich immer dachte. Es ist zum Weinen, auf niemanden ist mehr Verlass.«
Reth musste lachen, ihre gespielte Empörung war gut für eine Rolle im Theater.
»Dafür, dass wir zehn Kilometer durch die Exkremente unserer lieben Mitbürger gerannt sind, siehst du wirklich attraktiv aus, richtig zum Anbeißen und was den Geruch angeht, daran kann ich mich gewöhnen, sieh’s einfach als Abwechslung vom öden Duftwasser einerlei.«
»Gut, dass du es erwähnst, die mindestens fünf Kilometer, die wir im Kreis gerannt sind, zahle ich dir noch irgendwann mal zurück. Hast wohl gedacht, ich würde diese kurze Joggingdistanz nicht schaffen. Tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe, solche Kurzstrecken laufe ich normalerweise noch vor dem Frühstück.«
»Wieso im Kreis?«, fragte Reth erstaunt.
»Ach, tu’ doch nicht so ahnungslos, du Schuft, ich hab’ zwar keine Ahnung, wo wir hier sind, mein Richtungssinn und mein hervorragend funktionierendes Gedächtnis haben mir mehrere Male berichtet, dass wir im Kreis gelaufen sind. Ich würde jederzeit wieder zurückfinden, auch ohne Karten und in der halben Zeit.«
»Ich habe nur den Mund gehalten, weil ich wissen wollte, wie weit du es treibst. Hast wohl bald eingesehen, dass es keinen Sinn hat, mich länger durch den Kanaldschungel zu jagen, bin zäher als du dachtest, oder?«
»Ok, ich geb’s zu, hast mich durchschaut, bist wirklich besser drauf, als ich geglaubt habe. Gehen wir, ich zeige dir unser Hauptquartier.«
»Bis bald ihr beiden. Passt mir ja schön auf, dass wir nicht überfallen werden, während wir Kaffee trinken. Wüsste nämlich nicht, wie ich diese gemütliche, kleine Unterhaltung bei Kaffee und Kuchen meinem Boss erklären sollte«, sagte sie lächelnd zu den Wachen, bevor sie sich umdrehte und Reth folgte.
»Ree«, rief sie ihm nach, »es gibt doch Kaffee und Kuchen, oder?«
»Stand das etwa in unserem Vertrag?«
»Ja natürlich, du hast anscheinend das Kleingedruckte nicht gelesen. Rück’ sofort mit der Wahrheit raus. Ohne Kuchen läuft bei mir überhaupt nichts, ohne Kuchen kein Geschäft.«
»Wird sich schon irgendwie arrangieren lassen, wart’ erst mal ab.«
»Das hoffe ich doch für euch, du musst wissen, ich reagiere sehr sauer auf Kuchenentzug.«
»Wie heißen die beiden eigentlich? Der eine macht einen ziemlich gebildeten Eindruck. Ich muss mein Bild über euch wohl vollständig umkrempeln, bisher war ich der Meinung, ihr seid ein Haufen prähistorischer Barbaren.«
»Danke für die Blumen. Anaxima und Vega. Anaxima, ›der Gebildete‹, ist ein hervorragender Physiker, möglicherweise der genialste unsere Zeit. Er war es, der den theoretischen Beweis erbrachte, dass neben unserer Welt noch unzählige Parallelwelten existieren, ja existieren müssen.«
»Er hat die in Physiker- und Philosophenkreisen schon seit Jahrzehnten heiß diskutierte ›Vielweltentheorie‹ in eine einwandfreie und nicht widerlegbare mathematische Form gebracht. Doch das passte unserer ›Herrscherklasse‹ nicht in den Kram. Die ungeheuerliche, ja anmaßende These, sie wären nicht einzigartig im Universum, sondern es gäbe noch Hunderte, Tausende, ja unendlich viele Kopien ihrer selbst, konnten sie unmöglich gutheißen und so wurde er vor die Wahl
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