Die Traumvektor Tetralogie - II.Aufstieg (German Edition)
gestellt, entweder seine Forschungen in diese Richtung zu einzustellen oder sein restliches Leben in einem Arbeitslager zu verbringen.«
»Er ließ sich jedoch nicht von der Regierung einschüchtern und arbeitete weiter, bis er eines Tages nachhause kam und seine Frau und seine beiden Töchter vergewaltigt und aufs Schrecklichste zugerichtet auffand. Seine Frau und seine jüngere Tochter starben bald darauf, er und seine zweite Tochter, damals gerade neun Jahre alt geworden, flüchteten und fanden bei uns Schutz.«
»Das war vor zwei Jahren. Mittlerweile ist auch die ältere Tochter gestorben, den Heldentod gestorben, falls es so etwas überhaupt gibt, umgekommen bei einem Anschlag auf eine Soldatenunterkunft.«
Er schüttelte den Kopf.
»Hat sich einfach ein paar Kilo Sprengstoff umgeschnallt. Es ist uns immer noch ein Rätsel, wie sie es geschafft hat, ungesehen in das Waffenlager zu gelangen und danach in eine Kaserne zu spazieren, um sich und einige Dutzend Soldaten in die Luft zu jagen.«
Sie war stehen geblieben.
»Das Nawaro-Massaker?«
»Genau, das Nawaro-Massaker. Ein gefundenes Fressen für die Medien.«
»Die feigen Rebellen missbrauchen jetzt sogar schon minderjährige für ihre abscheulichen Verbrechen«.
»Diese Tat hat uns ganz schön viel Schwierigkeiten bereitet, damals habt ihr eine richtige Hetzjagd auf uns veranstaltet. Möchte gar nicht wissen, wie viele unschuldige Menschen als ›Vorzeigerebellen‹ herhalten mussten und hingerichtete wurden.«
»Neun«, sprach sie leise, »Wie alt war die andere?«
»Sieben«, antwortete er emotionslos. Zu emotionslos. Es war sicher seine Art mit diesen grauenhaften Dingen fertig zu werden.
Sie schluckte einen imaginären Bissen hinunter.
»Und Vega, wie kam er zu euch?«
»War ein vielversprechender Musiker, leider mit der kleinen aber tödlichen Schwäche für zensierte Musikstücke. Er wurde von irgendeinem Regierungstreuen verraten, bei einem seiner Soloabende im engsten ›Freundeskreis‹ heimlich aufgenommen und das war’s dann. Sein Glück war, dass er auch gegen das Waffengesetz verstoßen und sich eine illegale Abhöranlage in seine Wohnung installiert hatte und so vorgewarnt war, als die ›Hüter des Gesetztes‹ in seine Wohnung eindrangen. Er kehrte daraufhin natürlich nicht mehr in sein Heim zurück und schloss sich uns an.«
»Ein jeder hier kann dir eine ähnliche Geschichte erzählen. Es gibt keinen, der nur so zum Spaß mal bei uns reinsieht, um zu sehen, wie es sich so lebt als ›Rebell‹. Wir leben nicht hier, weil wir es so wollen oder weil wir von Natur aus böse sind, ein gesetzloser Haufen, der mordend durch das Land zieht.«
»Wir hatten die Wahl, Tod oder untertauchen, was blieb uns demnach anderes übrig, als uns zu organisieren und zu versuchen ein halbwegs ›normales‹ Leben zu führen.«
»Aber ..., fürs Abspielen von zensierten Musikstücken wird man doch nicht zum Tode verurteilt ..., und die Kinder, die Kinder ..., auf keinen Fall«, entgegnete sie.
»Das zwar nicht, doch ein paar Jahre Arbeitslager auf dem Mond überleben auch nur wenige und jene, die es schaffen, sind psychische Zombies, dem Tod viel näher als dem Leben. Und was die Kinder angeht, sie haben es hier sicher besser, du weißt ja, wo sie letztendlich landen ...«
Sie setzten ihren Weg fort. Eine weitere Türe öffnete sich vor ihnen, sie gehörte genau so wenig hierher, wie die Erste, die sie passiert hatten, und sie war vermutlich ebenso erst vor Kurzem eingebaut worden.
Sie stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Alle Achtung, das hab’ ich mir nicht erwartet. Wusste gar nicht, dass es hier unten so riesige Räume gibt.«
»Gibt es auch nicht«, erklärte ihr Reth, »wir mussten einiges umbauen, doch wie du siehst, haben wir’s ganz gut hinbekommen. Das hier ist eine unserer Schaltzentralen, hier laufen alle Informationen zusammen.«
Er führte sie durch einen fünfzig mal fünfzig Meter großen Raum, vollgepackt mit Elektronik. Überall hingen Monitore und auch etliche der neu entwickelten, auf legalem Wege nicht erhältlichen Holoprojektoren der dritten Generation 2 konnte Anath entdecken.
Die Installation der Geräte wirkte noch etwas unfertig. Überall hingen lose Kabel herum, Verkleidungen lagen am Boden und unzählige Terminals waren noch nicht angeschlossen worden. Die wenigen Monitore, die liefen, zeigten jedoch überraschend viele strategisch wichtige Einrichtungen der Regierungstruppen und etliche
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