Die Traumvektor Tetralogie - I.Ursprung (German Edition)
und gleichzeitig einen teil der sonnenwärme energiespeichern zuführte. dieses material, es war glasartige keramik, belehrte man mich einige wochen später, verlieh manchen dieser »wolkenkratzer« das aussehen riesiger, in südrichtung ausgerichteter spiegel.
die glaskeramik 1 wurde deshalb eingesetzt, da diese den vorteil hatte, dass sie die magnetischen eigenschaften des lichts dazu verwenden konnte, direkt und ohne umwege strom zu speichern; es war in einfachen worten nichts anderes, als ein lichtspeicher, eine lichtbatterie. das material hatte also doppelten und dreifachen nutzen, eine meisterleistung des mardukianischen geistes.
am oberen ende und unter den spiegeln waren landeflächen für die fluggeräte der bewohner angelegt worden. die gebäude standen so weit voneinander entfernt, dass keines im schatten eines anderen lag. zwischen ihnen schlängelten sich unzählige dieser grünen und braunen wege, auf denen gemütlich einige auf ameisengröße geschrumpfte figuren entlang spazierten und ihre noch im halbschlaf befindlichen körper im glanz der milden morgensonne langsam an das licht des tages gewöhnten.
trotzdem wich tibira krass von meinen vorstellungen ab, wie denn so eine stadt mit einer halben million einwohnern auszusehen hatte. sie glich eher einem verschlafenen nest auf dem lande als einer chaotischen großstadt.
vor allem das fehlende verkehrschaos am boden und die nicht vorhandene dunstglocke aus abgasen, staub und gestank, die normalerweise über jeder größeren »asphaltschlucht« hing, stachen sofort ins auge.
nachdem wir gelandet waren, etwas außerhalb der stadt auf einem eigens dafür eingerichteten landeplatz für fluggeräte, die länger als sechzehn meter oder schwerer als achtundvierzig tonnen waren und ich den gleiter verlassen hatte, bemerkte ich den nächsten unterschied: der fehlende lärm von autos, zügen, flugzeugen, menschenmassen und sonstigen geräuschen einer großstadt. diese stadt unterschied sich, bis auf größe und art der bauten, in keiner weise von saipa, der siedlung, aus der wir gerade gekommen waren.
isu bugsierte mich in eines der wartenden flugtaxis und teilte dem computer unser ziel mit. kurz darauf rasten wir in richtung norden davon. jetzt erst erkannte ich, dass auch hier die hektische betriebsamkeit einer großstadt herrschte. der himmel war in einigen abschnitten überfüllt mit fluggeräten jeder größe – jeder größe unter sechzehn meter versteht sich. ich hatte meine aufmerksamkeit zu sehr auf den boden gelenkt.
die straßen dort unten wurden nur von fußgängern benutzt, die in den riesigen parkanlagen, eigentlich war die ganze stadt ein riesiger park, erholung suchten und sich in den unzähligen kleinen seen vergnügten. das »verkehrschaos« war ein »stockwerk« nach oben verlagert worden, wo es die freizeitaktivitäten der mardukianer nicht störte.
in so einer stadt, glaubte ich, würde sogar ich mich, als jemand der auf dem lande aufgewachsen ist, wohlfühlen können.
»stürzt eigentlich nie eines dieser dinger ab?«
isus gedanken hatten sich scheinbar irgendwo in ihrem inneren verloren und ihre miene ließ erkennen, dass sie sich nun fragte, wo sie eigentlich war.
»bitte?«
»gibt es nie unfälle?«
»nein, schon lange nicht mehr. früher, am anfang der entwicklung der computergesteuerten systeme geschahen manchmal noch kleinere pannen. diese zeit liegt jedoch schon tausende jahre zurück. ich habe auf jeden fall noch nie etwas über derartige vorfälle in jüngerer zeit gehört.«
unser gleiter landete auf einem dieser »spiegelhäuser«, dem wissenschaftszentrum dieser stadt, wie sie sagte. wir betraten das haus durch ein riesiges glasportal, über dem ein großes gemälde angebracht war.
vor einem hintergrund aus etlichen diffusen, bunten gasnebeln war eine sonne zu erkennen, die von einem ring aus siebzehn planeten umgeben war. ein achtzehnter schwebte etwas innerhalb dieses ringes und sollte vermutlich den zentralplaneten darstellen. diese illustration war mir schon an unserem fluggerät aufgefallen. mochte sein, es war eine art hoheitszeichen des mardukianischen imperiums.
wir gingen auf einer simplen treppe zwei stockwerke nach unten.
»gibt’s hier denn keinen antigrav oder wenigstens einen lift?«, fragte ich scherzhaft.
»bitte?«, fragte sie zum zweiten mal innerhalb kürzester zeit. sie war wohl nicht ganz bei der sache. wahrscheinlich sah sie ihren auftrag, mich aufzuspüren und hierher zu begleiten, schon
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