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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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und zog sie ein Stück weit auf, ohne mich hineinzubitten. Stattdessen betrachtete er seine Fingernägel, bis ich eintrat. Dann folgte er mir und schloss die Tür, ohne sein Summen zu unterbrechen.
    Außer uns war niemand im Raum, welcher kleiner und finsterer war als die Dunkelkammer eines Fotografen. Zwei Klappstühle standen vor einer breiten Glasscheibe, die auf der anderen Seite verspiegelt war. Dort – in einem fensterlosen Zimmer, das ungefähr die Maße von Strohmans Büro hatte – saß Veronica am Ende eines gemeißelten Holztisches. Den Beamten, der ihr gegenüber saß und in sein Notizbuch schrieb, erkannte ich als Officer Freers wieder.
    »Nur zu.« McMullen nickte zu den Klappstühlen. »Nehmen Sie Platz.«
    »Können sie uns hören?«
    »Nö«, sagte er, es klang als hätte er Kaugummi im Mund.
    Freers Fragen waren obligatorisch – Veronicas voller Name, Geburtsdatum, Sozialversicherungsnummer (die sie nicht wusste), Adresse, Telefonnummer (welche sie nicht hatte), und ihren Beruf (dito Telefonnummer).
    »Ist es möglich, David Dentmans Befragung anzuhören?«, fragte ich Rob nach einer Weile.
    »Er sitzt im Büro des Chefs.« Damit wollte er mir wohl zu verstehen geben, dass es tabu war, dort zu lauschen.
    Freers stand auf und verließ das Zimmer, um kaum eine Minute später mit einem Plastikbecher Wasser zurückzukehren, den er vor Veronica abstellte. Als sie den Kopf senkte, um ihn zu betrachten, fiel ihr das struppige Haar ins Gesicht und einiges davon wie Teebeutel in den Becher.
    Das Zahlenschloss klickte und die Metalltür sprang auf. Ein Streif Neonlicht vom Gang zerschnitt die Dunkelheit des Raumes. Zwei oder drei Personen schlurften schweren Atems herein, und mit einem Mal stank es nach schlechten Zähnen und abgestandenem Schweiß. Zwei wuchtige Leiber schoben sich seitlich hinter die Stühle, während der dritte Mann neben McMullen stehen blieb. Die beiden hinter mir fingen zu flüstern an. Ich glaubte, einen Furz auf dem Metall eines Klappstuhls zu hören.
    »Wir werden Ihnen Fragen zu dem Tag stellen, an dem Ihr Sohn ertrunken ist«, kündigte Freers Veronica an.
    Sie sagte nichts.
    »Womit würden Sie gerne beginnen?«, fragte Freers.
    Sie schwieg weiter.
    »Wir brauchen Ihre Aussage von –«
    »Ich habe geschlafen«, gab sie automatisch an. Ihre Stimme klang durch die Lautsprecher, die an beiden Seiten der Spiegelwand angebracht waren, sehr leise.
    »Dann fangen wir an dem Punkt an, als sie noch wach waren. Woran erinnern Sie sich zuletzt?«, versuchte es Freers.
    »An heftige Kopfschmerzen«, erwiderte sie. »Dann habe ich geschlafen.«
    »Verdammt schaurig«, bemerkte einer der Männer hinter mir. »Wie ein Roboter oder so.«
    »Besessen«, meinte sein Partner. »Wie in dem Film, wo in der Kleinen der Teufel steckte«
    » Der Exorzist? «
    »Nein, ich meinte den neuen.«
    »Wenn du mich fragst, hat ihr jemand eine Gehirnwäsche verpasst.«
    Ich versuchte, ihr Gerede auszublenden, beugte mich nach vorn und konzentrierte mich. Freers versuchte vergeblich, sie mit einer anderen Herangehensweise zum Reden zu bringen.
    Der dritte Polizist, der neben McMullen, stand dicht genug vor dem Spiegel, um seinen Atem an der Scheibe zu hinterlassen. »Komm schon, Freers«, murmelte er. »Gib es gleich auf.«
    Einer der beiden Paviane hinter mir stimmte die Melodie von Twilight Zone an.
    Als hätte sich die Bitte durch die Wand übertragen, legte Freers seinen Stift nieder und ließ sich seufzend auf seinem Stuhl zurücksinken. Eine Reihe trockener Knackgeräusche dröhnte durch die Boxen, die entweder von der Sessellehne oder seinem Rücken herrührten. Den letzten Satz, den er an Veronica richtete, verstand man nicht, da er sich mit seinem fleischigen Daumen über die Unterlippe fuhr. Dann stand er auf, nahm das Notizbuch mit dem Stift und ging aus dem Zimmer.
    Allein im farblosen Licht der Verhörzelle sah Veronica aus wie ein Wachsmodell ihrer selbst.
    »Strohman wird es versuchen«, ahnte einer der Männer hinter mir. Der Unmut in seiner Stimme war so subtil wie die Explosion einer Kanone.
    »Das wird auch nichts bringen«, sagte irgendjemand. »Schau sie dir an. Da bekommt man mehr Antworten von einem Telefonmast.«
    »Ich wette, sie weiß überhaupt nicht, was passiert ist.« Das kam von McMullen, der neben der Tür stand und sich ins Getuschel seiner Kollegen einmischte.
    Wenige Minuten später langweilten sie sich. Irgendjemand wollte etwas von Kuchen im Aufenthaltsraum wissen, das wirkte

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