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Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz)

Titel: Die Triffids: Roman - Mit einem Vorwort von M. John Harrison (www.Boox.bz) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Wyndham
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Wir haben heute ja auch keine zu Gesicht bekommen.«
    »Du glaubst nicht, dass sie mitten in der Stadt auftauchen können?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht, wenn sie sich verirren.«
    »Wie können sie eigentlich ausgebrochen sein?«, fragte sie.
    »Wenn sie lange genug an dem Pflock zerren, ziehen sie ihn gewöhnlich heraus. Die Ausbrüche auf den Plantagen kamen meist so zustande, dass alle gegen einen Teil der Umzäunung drängten, bis sie nachgab.«
    »Konnten die Umzäunungen nicht verstärkt werden?«
    »Doch, aber es kam nur selten zu solchen Ausbrüchen, und wenn, dann drangen die Triffids nur in das Nachbarfeld vor; wir scheuchten sie zurück und richteten die Zäune wieder auf. Ich wüsste nicht, was sie hierherlocken könnte. Vom Standpunkt einer Triffid muss sich eine Stadt wie eine Wüste ausnehmen. Sie werden, glaube ich, eher ins offene Land ausschwärmen. Hast du jemals eine Triffidflinte in der Hand gehabt?«, setzte ich hinzu.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich gehe mich umkleiden. Nachher können wir eine kleine Schießübung veranstalten, wenn du willst«, schlug ich vor.
    Eine Stunde später erschien ich in Skidress und Bergschuhen – ich hatte mir ihre Idee zunutze gemacht – und fand sie in einem hübschen grünen Frühlingskostüm. Mit einem Paar Triffidflinten ausgerüstet, begaben wir uns in die nahe Gartenanlage auf dem Russell Square. Wir hatten etwa eine Stunde lang die Spitzen der umliegenden Sträucher abgeschnippt, als eine junge Frau in ziegelrotem Lumberjack und eleganten grünen Hosen über den Rasen geschlendert kam und eine kleine Kamera auf uns richtete.
    »Wer sind Sie – von der Presse?«, erkundigte sich Josella.
    »So etwas Ähnliches«, lautete die Antwort. »Ich führe das Tagebuch. Mein Name ist Elspeth Cary.«
    »Das geht aber schnell«, sagte ich. »Ich erkenne den überdimensionalen Ordnungssinn des Obersten.«
    »Sie haben es erraten«, bestätigte sie. Sie wandte sich zu Josella. »Und Sie sind Miss Playton. Ich wollte schon oft …«
    Josella unterbrach sie. »Mein schriftstellerischer Ruf ist, scheint es, das Einzige, das den allgemeinen Zusammenbruch überdauert hat. Bitte, sprechen wir von etwas anderem.«
    »Ach so«, sagte Miss Cary nachdenklich. »Nun gut.« Sie wechselte das Thema. »Was ist mit den Triffids los?«, fragte sie. Wir berichteten.
    »Man scheint zu glauben«, ergänzte Josella, »dass Bill Angst hat oder eine fixe Idee.«
    Miss Cary blickte mich an. Ihr Gesicht war eher interessant als hübsch zu nennen, gebräunt von einer heißeren Sonne als der unseren. Ihre Augen waren ruhig, wachsam und von dunkelbrauner Farbe.
    »Sie fürchten die Triffids?«, fragte sie.
    »Ich glaube, sie können sehr unangenehm werden, wenn sie außer Kontrolle geraten«, verteidigte ich mich.
    Sie nickte. »Das ist richtig. Ich kenne Gegenden, wo sie außer Kontrolle geraten sind. Eine böse Sache. Aber hier in England – man kann es sich schwer vorstellen.«
    »Wer soll hier die Kontrolle ausüben?«, wandte ich ein.
    Ihre Antwort, falls sie eine geben wollte, wurde von Motorenlärm aus der Höhe gehemmt. Wir blickten empor und sahen einen Hubschrauber über das Dach des British Museum hinwegschweben.
    »Das ist Ivan«, rief Miss Cary. »Er hat also doch einen aufgestöbert. Ich muss ihn beim Landen knipsen. Auf später.« Und sie eilte davon.
    Josella legte sich ins Gras, die Hände unterm Kopf verschränkt, und starrte hinauf in den Himmel. Nach dem Verstummen des Motorenlärms schien die Stille tiefer als vorher.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie. »Ich versuche es, aber ich kann es noch immer nicht glauben. Es kann nicht sein, dass alles, alles aus und vorbei ist … Es muss ein Traum sein. Morgen wird dieser Garten wieder voll Lärm und Leben sein. Die roten Autobusse werden da drüben vorüberbrausen, ein Menschenstrom wird über die Gehsteige fluten, die Verkehrsampeln werden aufleuchten … Eine Welt geht doch nicht so einfach zu Ende … es kann nicht sein … es ist nicht möglich …«
    Ich hatte das gleiche Gefühl. Die Häuser, die Bäume, die Hotels mit ihrem sinnlosen Prunk auf der anderen Seite des Platzes: Alles sah so normal aus – so vertraut, als ob es jeden Augenblick zum Leben erwachen könnte …
    »Und doch, ich vermute, die Dinosaurier haben genauso gedacht«, sagte ich. »Es passiert einfach von Zeit zu Zeit.«
    »Aber ausgerechnet uns? Es ist, als ob man in der Zeitung von unglaublichen Dingen läse – aber die passieren immer

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