Die Troja-Mission
er ihm abschließend sein Gespräch mit Rita Anderson schilderte.
»Was könnte denn Specter mit dieser Sache zu tun haben?«
Sandecker klang eher verdutzt.
»Im Moment kann ich nur raten. Aber meiner Meinung nach will er irgendwas verheimlichen. Und deswegen bringt er die Besatzung eines jeden Bootes um, das ihm ins Gehege kommt.«
»Ich habe gehört, dass seine Baufirma drunten in Panama und Nicaragua ein paar Großaufträge für die Chinesen ausführt.«
»Loren hat das neulich beim Abendessen ebenfalls erwähnt.«
»Ich werde Odyssey mal genauer unter die Lupe nehmen lassen.«
»Vielleicht sollten Sie zudem Erkundigungen über eine gewisse Rita und einen David Anderson einholen. Und über eine Jacht namens
Epona.
«
»Ich werde Yeager sofort darauf ansetzen.«
»Mich interessiert vor allem, was die Frau mit dieser Sache zu tun hat.«
»Haben Sie die Ursache des braunen Schlicks ausfindig gemacht?«
»Wir sind auf eine Bucht gestoßen, in der er regelrecht vom Meeresboden hochquillt.«
»Dann handelt es sich also um eine Naturerscheinung?«
»Patrick Dodge ist anderer Meinung.« Pitt musste ein Gähnen unterdrücken. »Seiner Ansicht nach können die Mineralien, aus denen der braune Schlick besteht, nicht einfach vom Meeresboden aufwallen. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß und mit dieser Geschwindigkeit. Er sagt, das kann keine natürlichen Ursachen haben. Hier muss irgendwas Aberwitziges vor sich gehen.«
»Dann stehen wir also wieder am Anfang«, sagte Sandecker.
»Nicht ganz«, entgegnete Pitt ruhig. »Ich möchte eine eigene Expedition auf die Beine stellen.«
»Ich habe einen Transportjet der NUMA zu dem Flugplatz nahe der Rio Colorado Sport Fishing Lodge geschickt. Er bringt eine neue Besatzung für die
Poco Bonito,
die das Boot ausbessern soll, bevor es nach Norden fährt. Gunn, Dodge und Ford werden nach Washington zurückgeholt. Ich möchte, dass Sie und Al mitkommen.«
»Der Auftrag ist noch nicht erledigt.«
Sandecker widersprach ihm nicht. Er hatte längst die Erfahrung gemacht, dass er sich im Allgemeinen auf Pitts Urteil verlassen konnte. »Was haben Sie vor?«
Pitt blickte über die See hinweg zu den grünen, dicht bewaldeten Bergketten, die hinter den weißen Sandstränden an der Küste aufragten. »Meiner Ansicht nach sollten wir den San Juan flussaufwärts bis zum Nicaragua-See fahren.«
»Was versprechen Sie sich davon? Was wollen Sie weitab von der See und dem braunen Schlick finden?«
»Erklärungen«, antwortete Pitt, der sich in Gedanken bereits mit der Fahrt den Fluss hinauf beschäftigte. »Erklärungen für diese ganze Sauerei.«
DRITTER TEIL
Irrfahrten und Umwege
24.
26. August 2006
Navidad Bank
Zu etwas war Hurrikan Lizzie letztendlich doch gut gewesen, hatte er doch den braunen Schlick von der Navidad Bank weggespült. Das Wasser über den Korallen war wieder blaugrün, die Sicht betrug über fünfzig Meter, und die Fische waren in ihr altes Revier zurückkehrt und tummelten sich in den Schluchten und Höhlen, als ob sie nie von Schadstoffen und Sturm vertrieben worden wären.
Ein anderes Schiff hatte die
Sea Sprite
abgelöst und übernahm nun die Erkundung der versunkenen Bauwerke. Die
Sea Yesteryear,
die eigens als Versorgungs- und Mutterschiff für archäologische Forschungen in flachen Gewässern konstruiert war, wurde zumeist in unmittelbarer Nähe der Küste eingesetzt. Sie war unter anderem bei der Suche nach der berühmten Bibliothek von Alexandria in Ägypten, einer vor der Küste Japans gesunkenen chinesischen Flotte, alten schwedischen und russischen Handelsschiffen in der Ostsee und bei einer ganzen Reihe weiterer historischer Forschungsprojekte eingesetzt worden.
Sie verfügte über vier starke Winden samt Trossen, mit denen sie auch auf offener See fest vertäut werden konnte, sowie über alle erforderlichen Anlagen und Geräte für den Einsatz von Tauchern. Mitten im Rumpf befand sich ein so genannter Moon Pool, eine Kammer, die geflutet werden konnte und zum Aussetzen und Einholen von Tauchbooten und Robotsonden diente, aber auch mit den entsprechenden Apparaturen zum Bergen von Gegenständen vom Meeresboden ausgestattet war. Das große Labor im Bug enthielt modernste wissenschaftliche Gerätschaften zur Untersuchung und zum Konservieren alter Fundstücke.
Mit einer Gesamtlänge von sechsundvierzig Metern war sie für ein Forschungsschiff eher kurz, dafür aber knapp vierzehn Meter breit und ausgesprochen geräumig. Sie war mit zwei starken
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