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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Insel Äolia.«
    Yeager nickte lediglich. »Durch Berechnung der vorherrschenden Winde und Strömungsverhältnisse konnte ich feststellen, dass Odysseus danach eine der vielen Inseln südlich von Martinique und nördlich von Trinidad angelaufen haben muss. Dann wurde seine Flotte von einem Sturm ins Land der Lästrygonen verschlagen. Eine der kleinen Inseln hier, vor der Küste von Guadeloupe, ein Eiland namens Branwyn, passt ins Bild. Geographisch entspricht diese Insel genau seiner Beschreibung: hohe Klippen zu beiden Seiten der schmalen Fahrrinne, durch die er mit seinen Schiffen gesegelt ist.«
    »Dort haben die Lästrygonen die Flotte des Odysseus zerstört«, warf Perlmutter ein.
    »Wenn das stimmt«, sagte Yeager, »müssten die mit Schätzen beladenen Schiffe noch immer im Schlick des Hafenbeckens liegen.«
    »Wie kommt diese Insel zu ihrem Namen?«
    »Branwyn«, erwiderte Yeager, »war eine keltische Göttin und eine der Stammesmütter Britanniens.«
    »Zu welchem Land gehört die Insel?«, fragte Dirk.
    »Sie befindet sich in Privatbesitz.«
    »Wissen Sie, wem sie gehört?«, fragte Summer. »Einem Rockstar, einem Filmschauspieler, einem reichen Industriellen vielleicht?«
    »Nein, Branwyn ist im Besitz einer reichen Frau.« Er hielt inne und warf einen Blick auf seine Notizen. »Sie heißt Epona Eliade.«
    »Epona ist doch der Name dieser keltischen Göttin«, sagte Summer. »Na, wenn das kein Zufall ist.«
    »Vielleicht steckt mehr dahinter«, sagte Yeager. »Ich werde es überprüfen.«
    »Was war Odysseus’ nächste Station?«, fragte Sandecker.
    »Jetzt, da nur noch eines von zwölf Schiffen übrig geblieben war«, fuhr Yeager fort, »segelte er nach Äa, der Insel der Kirke, bei der es sich meinen Berechnungen nach um die Navidad Bank gehandelt haben müsste, einen Ort, den Homer an den Rand der Welt verlegt.«
    »Kirke!«, stieß Summer aus. »War Kirke etwa die Frau, die in dem Bauwerk gelebt hat, das wir gefunden haben?«
    Yeager zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Das sind alles nur Mutmaßungen, die sich vermutlich kaum beweisen lassen.«
    »Aber was hat sie vor so vielen Jahrhunderten übers Meer verschlagen?«, fragte sich Gunn laut.
    Perlmutter faltete die Hände über dem mächtigen Bauch.
    »Damals herrschte mehr Reiseverkehr von einem Kontinent zum andern, als sich irgendjemand bislang vorstellen konnte.«
    »Ich würde gern erfahren, wo sich Ihrer Meinung nach der Hades befand«, sagte Sandecker zu Yeager.
    »Meiner Vermutung nach kämen dafür am ehesten die Santo-Tomá-Höhlen auf Kuba in Frage.«
    Perlmutter schnäuzte sich geziert, dann stellte er die nächste Frage. »Und wo begegnete er nach seinem Aufbruch aus der Unterwelt den Sirenen, Skylla, dem Ungeheuer, und Charybdis, dem gewaltigen Strudel?«
    Yeager hob die Hände. »Diese Begebenheiten müssen Homers dichterischer Fantasie entsprungen sein. Ich wüsste nicht, wo sich das diesseits des Atlantiks hätte zugetragen haben können.«
    Er hielt einen Moment inne und wandte sich dann wieder der Karte zu. »Anschließend segelte Odysseus nach Osten, bis er zur Insel Ogygia gelangt, der Heimat der Kalypso, bei der es sich nach Meinung von Wilkens und mir um San Miguel auf den Azoren handeln muss.«
    »Kalypso war die wunderschöne Schwester der Kirke«, sagte Summer. »Das waren Frauen von höchstem Rang, verehrt wie Göttinnen. Ist Odysseus nicht eine Weile bei Kalypso geblieben und hat sich in ihren paradiesischen Gärten ihrer Liebe hingegeben, nachdem er zuvor schon ein Verhältnis mit Kirke hatte?«
    »Ganz recht«, erwiderte Yeager. »Nachdem Odysseus die weinende Kalypso verlassen hat, wird er ein letztes Mal von widrigen Winden erfasst, strandet im Land der Phäaken und wird an den Hof von König Alkinoos gebracht. Das dürfte auf Lanzarote gewesen sein, einer der Kanarischen Inseln. Nachdem er dem König und seiner Familie seine Abenteuer geschildert hat, überlässt dieser ihm ein Schiff, das ihn endlich in sein geliebtes Ithaka bringt.«
    »Und wo lag Ithaka?«, fragte Gunn.
    »Das war die Hafenstadt Cádiz, im Südwesten von Spanien, genau wie Callieux vermutete.«
    Eine Zeit lang herrschte rundum Schweigen. Alle dachten nach über die Geschichten aus den Heldensagen des klassischen Altertums, die Vielzahl der Argumente, Theorien und Mutmaßungen. Inwiefern entsprach das alles auch nur annähernd den Tatsachen? Nur Homer wusste das, und den konnte seit knapp dreitausend Jahren keiner mehr fragen.
    Dirk

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