Die Troja-Mission
die Mündung von Giordinos 50er Automatik vor sich sah, die genau zwischen seine Augen gerichtet war.
»So ist es schon besser«, sagte Pitt. Lächelnd wandte er sich an Giordino. »War doch ganz glaubwürdig.«
Giordino grinste ihn kurz an. »Meiner Meinung nach schon.«
»Nimm ihre Waffen.«
Die Frau wollte nach ihrer Pistole greifen.
»An Ihrer Stelle würde ich das lassen«, sagte Pitt.
Mit wutverzerrter Miene starrte ihn die Frau an, aber sie sah ein, dass sie keine Chance hatte. Sie hob die Hände und ließ sich von Giordino die Pistole abnehmen. »Wer seid ihr?«, zischte sie.
»Ich wünschte, man würde mich das nicht ständig fragen.«
Pitt deutete auf den Wachmann, der noch aufrecht stand. »Ziehen Sie die Uniform aus. Schnell!«
Der Wachmann zog den Reißverschluss an der Vorderseite seines Overalls auf und streifte ihn ab. Pitt stieg aus seinem schwarzen Overall und zog den blauen an.
»Runter mit euch, neben die beiden anderen«, herrschte Pitt die Frau und den halbnackten Wachmann an.
»Was hast du vor?«, fragte Giordino.
»Mit geht’s wie den Fluggesellschaften. Ich starte nicht gern mit einer halb leeren Maschine.«
Giordino kapierte sofort, was Pitt vorhatte. Er baute sich vor seinen Gefangenen auf, sodass sie die Mündung seiner Pistole sehen konnten, die er hin und her schwenkte. Dann wandte er sich an die Löwenhardts. »Bitte einsteigen«, sagte er bestimmt.
Gehorsam und ohne Widerwort oder Klage stiegen die beiden in den Hubschrauber, während Pitt zum Aufzug ging. Kurz darauf schloss sich die Tür, und er war verschwunden.
Das unmittelbar unter dem Dach gelegene Penthouse-Büro bestand aus einer Reihe prachtvoller Räume. Die Lavendelsuite, wie sie treffend genannt wurde, wirkte, als wäre eine Flutwelle in eben diesem Farbton durch die Gemächer geschwappt. Lavendelblaue Zierleisten säumten die ausladenden Kuppeldecken, die mit allerlei mythischen Szenen bemalt waren, Frauen in wallenden Gewändern, die inmitten lieblicher Wälder, vor verwunschenen Seen und malerischen Bergen sonderbare Rituale und Ringelreihen vollführten. Der fast knöcheltiefe Teppichboden war lavendelfarben mit goldenen Sprenkeln. Die aus weißem Marmor gemeißelten Möbel, die aussahen wie die Thronsessel auf alten griechischen Vasen, waren mit dicken lavendelfarbenen Polstern belegt. In dunklen Lavendeltönen schillerten die schweren Kristalllüster. Die Wände waren mit schwerem Samt verkleidet, natürlich lavendelfarben, dem gleichen Stoff, aus dem auch die kunstvoll gerafften Vorhänge an den hohen Fenstern genäht waren. Die ganze Suite wirkte sinnlich, exotisch, zugleich aber auch dekadent, wie ein Wirklichkeit gewordenes Traumgebilde, das den Betrachter geradezu magisch in seinen Bann schlug. Die beiden Frauen, die auf dem breiten Marmorsofa saßen, hatten sich zurückgelehnt und schmiegten sich in die weichen Polster. Ein Sektkühler mit zwei Champagnerflaschen, auf denen lavendelfarbene Etiketten prangten, stand auf einem kunstvoll gestalteten Glastisch zwischen ihnen. Eine der Frauen trug eine goldene Robe, die andere eine purpurrote. Beide hatten lange rote Haare, so als benutzten sie die gleiche Tönung und gingen zum selben Friseur. Wenn sie sich nicht hin und wieder bewegt hätten, hätte man meinen können, sie gehörten zur Ausstattung.
Die Frau in Rot trank einen Schluck Champagner aus einem langstieligen Tulpenglas. »Wir liegen genau im Zeitrahmen«, sagte sie mit monotoner, gleichförmig klingender Stimme. »Bis der erste Schnee fällt, werden zehn Millionen Macha zum Verkauf bereitliegen. Danach werden unsere Freunde in China ihre Fließbänder auf Hochtouren laufen lassen. Ihre neuen Fabriken, die im Frühherbst die Produktion aufnehmen werden, können bis zu zwei Millionen Elemente im Monat herstellen.«
»Für Auslieferung und Vertrieb ist alles vorbereitet?«, fragte die Frau in Gold, die geradezu umwerfend schön war.
»In den Lagerhallen, die wir in ganz Europa und im Nordosten der Vereinigten Staaten angemietet beziehungsweise gebaut haben, treffen bereits die ersten Lieferungen per Schiffsfracht aus China ein.«
»Wir haben Glück gehabt, dass Druantia das Erbe ihres Vaters antreten und uns mit dem dringend benötigten Platin versorgen konnte.«
»Ohne diese zusätzlichen Fördermengen könnten wir den Bedarf niemals decken.«
»Hast du schon entschieden, wann die Tunnel geöffnet werden sollen?«
Die Frau im Purpurgewand nickte. »Den Berechnungen unserer
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