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Die Troja-Mission

Die Troja-Mission

Titel: Die Troja-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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lag, las die Wetterberichte von Heidi Lisherness und blickte unwillkürlich in Richtung Osten, genau wie Specter. Aber Barnum war keine Landratte. Er kannte das Meer und hatte den auffrischenden Wind und die höher gehenden Wogen wahrgenommen. In den vielen Jahren, die er zur See gefahren war, hatte er so manchen Sturm abgewettert. Er wusste, wie tückisch und unberechenbar Hurrikane waren, dass man nichts ahnend in einen geraten konnte, der das Schiff binnen einer Stunde mit Mann und Maus verschlang.
    Er griff zum Unterwassertelefon und wählte
Pisces
an. Von dort meldete sich jemand mit verzerrter, kaum verständlicher Stimme.
    »Summer?«
    »Nein, der Bruder ist dran«, erwiderte Dirk, während er die Frequenz anpasste. »Womit kann ich Ihnen dienen, Käpt’n?«
    »Ist Summer bei Ihnen?«
    »Nein, die ist draußen und überprüft die Sauerstoffzufuhr für die Labortanks.«
    »Wir haben aus Key West eine Sturmwarnung erhalten. Ein Hurrikan der Kategorie fünf hält auf uns zu.«
    »Kategorie fünf? Das ist heftig.«
    »Heftiger geht’s nicht. Ich habe vor zwanzig Jahren einen Fünfer im Pazifik erlebt. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.«
    »Wann bricht er über uns herein?«, fragte Dirk.
    »Voraussichtlich gegen sechs Uhr morgens. Aber die neuesten Mitteilungen deuten darauf hin, dass er viel schneller aufziehen könnte. Wir müssen Sie und Summer so rasch wie möglich auf die
Sea Sprite
holen.«
    »Ich muss Ihnen doch nicht erklären, was Sättigungstauchen ist, Käpt’n. Meine Schwester und ich sind seit vier Tagen hier unten. Wir müssen mindestens fünfzehn Stunden lang dekomprimiert werden, ehe wir auftauchen können. Das schaffen wir niemals, bevor der Hurrikan über uns hereinbricht.«
    Barnum war sich der Gefahren bewusst. »Möglicherweise müssen wir das Weite suchen und können uns nicht mehr um euch kümmern.«
    »In dieser Tiefe sollte uns der Sturm nicht allzu viel anhaben können«, erwiderte Dirk.
    »Ich lass euch gar nicht gern allein«, erwiderte Barnum.
    »Möglicherweise müssen wir den Gürtel ein bisschen enger schnallen, aber wir haben unsere eigene Stromversorgung, und die Atemluft müsste für vier Tage reichen. Bis dahin dürfte der Sturm abgezogen sein.«
    »Mir wär’s lieber, wenn ihr ein bisschen mehr Reserven hättet.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Dann meldete sich Dirk wieder. »Bleibt uns etwas anderes übrig?«
    »Nein«, versetzte Barnum mit einem tiefen Seufzen. »Vermutlich nicht.« Er warf einen Blick auf die große Digitaluhr, die über der vollautomatischen Steuerkonsole des Schiffes hing. Wenn die
Sea Sprite
zu weit abgetrieben wurde, konnte er möglicherweise nicht rechtzeitig zurückkehren, um Dirk und Summer zu retten. Er fürchtete, dass er in einer ausweglosen Lage steckte. Wenn er Dirk Pitts Kinder an die See verlor, würde er die ganze Wut des Direktors für Spezialprojekte bei der NUMA zu spüren bekommen. »Geht vorsichtig mit eurem Luftvorrat um und streckt ihn so weit wie möglich.«
    »Keine Sorge, Käpt’n. Summer und ich werden es uns hier unten in unserer kleinen Hütte in der Korallenschlucht gemütlich wie die Murmeltiere machen.«
    Barnum fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Immerhin könnte
Pisces
beschädigt werden, wenn die dreißig Meter hohen Brecher, die ein Hurrikan der Kategorie 5 auftürmte, gegen das Riff schlugen. Er starrte durch das Brückenfenster gen Osten. Schon zogen dräuende Wolken am Himmel auf, und die Wellen gingen bereits anderthalb Meter hoch.
    Unwillig und von bösen Vorahnungen heimgesucht, gab er den Befehl, den Anker zu lichten und mit der
Sea Sprite
auf einen Kurs zu gehen, der sie aus der voraussichtlichen Bahn des Sturmes führte.
    Als Summer in die Wohnkammer zurückkehrte, berichtete ihr Dirk kurz von der Schlechtwetterfront, die am Horizont aufzog, und erklärte ihr, dass sie Nahrungsmittel und Atemluft rationieren mussten. »Außerdem sollten wir alles festzurren, was durch die Gegend fliegen kann, falls wir hier unten vom hohen Wellengang herumgeschleudert werden.«
    »Wann erreicht uns der Sturm?«, fragte Summer.
    »Nach Aussage des Kapitäns spätestens morgen früh.«
    »Dann hast du ja noch Zeit für einen letzten Tauchgang mit mir, bevor wir hier festsitzen, bis das Wetter wieder aufklart.«
    Dirk warf einen Blick zu seiner Schwester. Manch anderer Mann hätte sich vermutlich, von ihrer Schönheit fasziniert, von ihr einwickeln lassen, aber er war ihr Zwillingsbruder und somit

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