Die Troja-Mission
und blickte auf. »Ist die gerade eingegangen?«
»Vor knapp zwei Minuten«, antwortete Jar.
Barnum reichte die Nachricht an Maverick weiter, der sie laut vorlas. »Hotel
Ocean Wanderer
ist in Seenot geraten. Haltetrossen sind gerissen. Hotel wird auf die Felsen vor der Küste der Dominikanischen Republik zugetrieben. Jedes Schiff in diesem Gebiet wird um Hilfe gebeten. Über tausend Menschen an Bord.«
Er gab Barnum die Nachricht zurück. »Den Notrufen nach zu schließen, sind wir das einzige Schiff weit und breit, das sich noch über Wasser hält und ein Rettungsmanöver unternehmen kann.«
»Sie haben keine Position angegeben«, sagte der Funker.
Barnum zog eine grimmige Miene. »Das sind keine Seeleute, das sind Gastwirte.«
Maverick beugte sich über den Kartentisch und nahm einen Stechzirkel zur Hand. »Das Hotel war rund fünfzig Meilen südlich von uns, als wir den Anker gelichtet haben, um uns dem Sturm zu stellen. Wenn wir sie retten wollen, müssen wir das innere Riff der Navidad Bank umfahren, und das dürfte nicht ganz einfach sein.«
Jar tauchte mit einer weiteren Nachricht auf.
NUMA-ZENTRALE AN
SEA SPRITE.
VERSUCHEN SIE WENN MOEGLICH DIE MENSCHEN AN BORD DES SCHWIMMENDEN HOTELS
OCEAN WANDERER
ZU RETTEN. ICH VERLASSE MICH AUF IHRE LAGEBEURTEILUNG UND STEHE ZU IHRER ENTSCHEIDUNG. SANDECKER
»Tja, jetzt haben wir zumindest die offizielle Erlaubnis«, sagte Maverick.
»An Bord der
Sea Sprite
sind nur vierzig Mann«, sagte Barnum. »Im
Ocean Wanderer
sind mehr als tausend. Ich kann guten Gewissens nicht einfach davonfahren.«
»Was ist mit Dirk und Summer drunten in
Pisces?
«
»Die sollten den Sturm unter Wasser und im Schutz des Riffs halbwegs aussitzen können.«
»Wie sieht’s mit ihrem Luftvorrat aus?«, fragte Maverick.
»Der reicht noch vier Tage«, erwiderte Barnum. »Wenn dieser verdammte Sturm abzieht, sollten wir in zwei Tagen wieder vor Ort sein.«
»Vorausgesetzt, wir können das
Ocean Wanderer
an den Haken nehmen und von der Küste wegschleppen.«
Maverick blickte durch das Brückenfenster. »Sobald wir im Auge des Hurrikans sind, sollten wir gute Fahrt machen können.«
»Geben Sie die letzte Position des Hotels in den Computer ein und berechnen Sie die Abdrift«, befahl Barnum. »Danach setzten Sie den Kurs fest.«
Barnum wollte gerade vom Stuhl aufstehen und dem Funker befehlen, dass er Admiral Sandecker von seiner Entscheidung, die Rettung des
Ocean Wanderer
zu versuchen, verständigen sollte, als er voller Entsetzen eine Monsterwelle sah, größer als jede vorherige, die das Ruderhaus, das sich fünfzehn Meter über der Wasserlinie befand, um gut fünfundzwanzig Meter überragte und mit unvorstellbarer Wucht auf das Schiff hereinbrach. Tapfer pflügte die
Sea Sprite
durch diesen Berg aus Wasser und stieß in das schier bodenlose Wellental hinab, ehe sie wieder aufstieg.
Barnum und Maverick blickten einander fassungslos vor Staunen an, als eine weitere, noch gewaltigere Welle zuschlug, das Forschungsschiff überflutete und mit sich hinabriss.
Von Millionen Tonnen Wasser getroffen, tauchte der Bug der
Sea Sprite
tief und immer tiefer ein, als gäbe es kein Halten mehr.
10.
Das
Ocean Wanderer
war jetzt, da es aus seiner Verankerung gerissen war, hilflos dem Toben des Hurrikans ausgesetzt. Kein Mensch konnte die Gäste und das Personal des schwimmenden Hotels noch retten.
Morton wurde von Minute zu Minute verzweifelter. Er musste eine lebenswichtige Entscheidung nach der anderen treffen. Sollte er die Ballasttanks weiter fluten lassen, damit das Hotel tiefer im Wasser lag und von den heftigen Sturmböen nicht so stark abgetrieben wurde? Oder sollte er sie lieber abpumpen und das Gebäude von Wind und Wellen herumschleudern lassen?
Zunächst hielt er Ersteres für sinnvoller. Aber das hieße auch, dass Wind und Wellen mit unvorstellbarer Wucht auf ein nahezu unbewegliches Hindernis trafen. Schon jetzt gaben Teile der Außenverkleidung nach, sodass Wasser in die unteren Etagen eindrang und die Pumpen bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit beansprucht wurden. Im zweiten Fall wäre das Gebäude zwar einer geringeren Belastung ausgesetzt, aber Gäste und Personal würden erheblich darunter leiden, und außerdem würde das Hotel noch schneller auf die Felsenküste der Karibikinsel zugetrieben.
Er wollte sich gerade dazu entscheiden, die Tanks bis zum Rand fluten zu lassen, als der Wind plötzlich nachließ. Nach einer weiteren halben Stunde hatte er sich fast
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