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Die Trolle

Die Trolle

Titel: Die Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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misstrauisch, doch dann überwältigte ihn der Hunger, und er kostete vorsichtig davon. Ohne Frage, der Geschmack war dumpf und erdig, doch Stens Verlangen nach Nahrung war so groß, dass er die Paste schließlich gierig herunterschlang. Dazu trank er noch ein paar Schlucke Wasser, und schon bald erwachten seine Lebensgeister aufs Neue. Auch sein Mut kehrte zurück, und er begann Pläne zu schmieden, wie er entkommen könnte. Als Erstes würde er Kontakt zu seinen Freunden und zu Fürstin Ionna aufnehmen … wenn zwischen ihm und der Freiheit nicht noch das kleine Problem mit dem Käfig und den fünf Trollen gestanden hätte.
    Mittlerweile hatte Zorpad sicherlich verkünden lassen, dass Sten tot war. Seine Mitkämpfer und Freunde würden es glauben, da sie miterlebt hatten, wie er in Teremi gefangen genommen worden war. Auch Viçinia würde es glauben … Allein schon der Gedanke an sie war schmerzhaft. Wer konnte wissen, wie es ihr in Teremi erging, während er hier von Trollen festgehalten wurde?
    Vor seinem geistigen Auge sah er sie vor sich, als sie sich von ihm verabschiedet hatte. Ruhig, gefasst, ohne ihm ihre Angst zu zeigen. Und er musste von Sinnen gewesen sein, sie gehen zu lassen.
    Bevor er den Gedankengang weiter verfolgen konnte, wurde der verbeulte Käfig wieder angehoben, und es ging weiter. Diesmal marschierten Druan und Pard etwas hinter den anderen Trollen her und schienen aufgeregt etwas miteinander zu besprechen. Vermutlich schlägt Pard mal wieder vor, mich zu zerquetschen, dachte Sten verdrossen. Aber er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Sonne aufging, und diesmal hatten die Trolle keine Höhle, in der sie sich verbergen konnten. Vielleicht würden die Trolle erneut wie tot daliegen, und dann hätte er einen ganzen Tag lang Zeit, um sich aus dem Eisenkäfig zu befreien.
    Doch bevor es so weit war, kehrte Anda zurück, der vorausgelaufen war, und berichtete: »Weiter vorn gibt es keinen Wald mehr. Da ist eine große, freie Fläche. Und ich habe Rauch gerochen!«
    Sofort brach zwischen den Trollen Streit aus, was das zu bedeuten habe. Pard beendete die Auseinandersetzung mit einem rüden »Ich gehe nachsehen« und verschwand zwischen den dicken Baumstämmen. Sten kam es so vor, als ob eine schier endlose Zeit verging, bevor er zurückkehrte.
    Die anderen setzten sich auf den weichen Waldboden, starrten in den wolkenlosen Nachthimmel und warteten, bis Pards Gestalt sich endlich aus der Dunkelheit schälte. Mit der Hand deutete er auf einen Punkt jenseits der Waldriesen: »Dort stehen Häuser. Daher kommt der Geruch nach Rauch.«
    Druan wandte sich an Sten: »Was ist das? Eine eurer Städte?«
    »Nein. Ich weiß nicht genau, wo wir sind. Sie hatten mir die Augen verbunden, als sie mich in den Wald brachten, aber eine Stadt kann es eigentlich nicht sein. Vielleicht ein Dorf oder ein Waldbauernhof«, antwortete Sten.
    »Gut. Gehen wir hin«, sagte Pard grimmig.
    »Nein, wir sollten uns verstecken. Die Sonne geht bald auf«, warf einer der anderen Trolle ein. Es war der mit dem abgebrochenen Horn, den Sten insgeheim Einhorn nannte.
    »Unsinn! Wenn sie uns tagsüber finden, Roch, dann töten sie uns«, gab Pard zurück.
    »Vor allem wenn der Schreihals hier dabei ist«, fuhr der Troll mit einem bösen Blick auf Sten fort.
    »Dann drehen wir ihm eben den Hals um«, antwortete Einhorn. Da die Trolle den Vorschlag ernsthaft zu erwägen schienen, warf Sten hastig ein: »Ihr wisst doch gar nicht, was das für ein Gebäude ist. Vielleicht ist es eine Kaserne.«
    Als er bemerkte, dass die Trolle ihn nicht verstanden, fügte er hinzu: »Ein Haus für viele Krieger.«
    »Er hat Recht«, mischte sich Druan ein, »wir sollten es herausfinden. Wenn es nur ein Gebäude ist, dann können dort aber nicht viele Menschen sein.«
    »Schlagt doch einfach einen Bogen darum und geht weiter«, schlug Sten vor, in der Hoffnung, den Tag in der Nähe einer menschlichen Ansiedlung verbringen zu können.
    »Nein, Pard hat Recht. Sie könnten uns am Tag finden. Wir schauen es uns an«, bestimmte Druan, und die Trolle erhoben sich. Fieberhaft überlegte Sten, ob er vernünftige Einwände vorbringen könnte, aber es wollten ihm keine einfallen. Die Geister allein wussten, was die Trolle bei einem kleinen Hof anrichten würden. Und selbst bei einem Dorf konnte es wohl nur ein blutiges Massaker geben, wenn Pard kein Einhalt geboten wurde. Hastig rief er Druan zu sich und sagte: »Seid vorsichtig. Lasst mich

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