Die Trolle
musste er einige gefährliche Balanceakte vollführen, um die untere Klinge zu erreichen, aber seine Übung und Erfahrung halfen ihm dabei, die steinerne Mauer in der Dunkelheit zu erklimmen.
Unterhalb der Zinnen angekommen, steckte Sargan die nicht benötigte Klinge ebenfalls in den Gürtel, spähte vorsichtig durch eine der zahlreichen Schießscharten und duckte sich rasch, als eine der Wachen mit langsamen Schritten an ihm vorbeiging.
Geduldig wartete der Eindringling, bis die Schritte verklangen, dann zog er sich in der Scharte auf die Mauer und nahm auch das letzte Klettermesser wieder an sich. Ein schneller Blick überzeugte ihn davon, dass sich niemand in seiner Nähe befand, also schlich er über den Wehrgang zu einer der hölzernen Treppen, die in den Hof führten, und huschte hinunter.
An der hinteren Seite des Hofes standen offenkundig die Stallungen, hölzerne Bauten mit einer Tränke und Futterfässern davor. Im Zentrum des Vorplatzes befanden sich ein großer Brunnen und eine Feuerstelle. Allerdings war das Feuer schon heruntergebrannt und hatte nur noch ein sanftes Glimmen von glühenden Holzscheiten zurückgelassen. Dort saß zusammengesunken eine weitere Wache, offenbar schlafend oder zumindest kurz davor.
Trotzdem nahm Sargan sich Zeit und arbeitete sich langsam, Stück für Stück, zu dem großen Hauptgebäude vor. Auf gar keinen Fall wollte er aus Eile einen Fehler begehen.
Er hatte den Hof erst zur Hälfte überquert, als er hinter sich eine Stimme hörte: »Heda, was soll das denn werden?«
Sargan blieb stehen, und für einen Herzschlag glaubte er, man habe ihn entdeckt. Doch dann sah er, dass sich von rechts eine Wache dem Feuer näherte und offenbar den Mann, der daran saß, aufwecken wollte. Mit einem unterdrückten Fluch duckte sich Sargan in den Schatten der Mauer.
Der Soldat am Feuer richtete sich hastig auf: »Lass es gut sein, Miklós. Ich wollte mich nur kurz aufwärmen. Lausig kalt ist es, und wenn ich nach Hause komme, brüllen die Bälger so, dass ich kein Auge zutun kann.«
Sein Kumpan knurrte, ob wütend oder mitfühlend, konnte Sargan nicht unterscheiden. »Wenn sie dich erwischen, wie du auf der Wache schläfst, landest du in der Bärengrube. Das weißt du so gut wie ich.«
»Wenn du nicht gerade zu Nemes Sciloi rennst, dann werden sie mich aber nicht erwischen.«
Die andere Wache zuckte die Achseln. »Mach, was du willst. Aber ich habe dich gewarnt.« Damit kehrte er auf seinen Posten zurück.
Der Mann am Feuer gähnte und starrte einen Augenblick unschlüssig in die Flammen. Dann entschied er sich offenkundig für seinen warmen Schlafplatz und kauerte sich wieder auf der Bank zusammen.
Währenddessen hatte sich der Eindringling auf die Fersen gehockt. Für eine Weile wagte Sargan es nicht, sich weiter zu bewegen. Angestrengt blickte er zum Feuer hinüber, während sich seine Muskeln allmählich verkrampften.
Schließlich war er sicher, dass die Wache erneut eingenickt war. Er erhob sich lautlos und setzte seinen Weg fort, einen möglichst großen Bogen um den Lichtkreis der Flammen schlagend.
Auch als er den Eingang erreicht hatte, behielt er noch immer die Gestalt am Feuer im Auge und öffnete vorsichtig die Tür. Zu seiner Erleichterung gab es kein Schloss, sondern nur einen Riegel innen, der aber nicht vorgelegt war.
In der Eingangshalle brannten zwei kleine Öllaternen und spendeten ein wenig Licht. Der Raum war sehr hoch und an den Wänden mit großen Wandteppichen geschmückt, die irgendwelche Schlachten darstellten. Zwei breite Treppen führten weiter hinauf, während geradeaus, links und rechts Türen abgingen. Da er vermutete, dass die wichtigen Räume in den oberen Geschossen zu finden waren, schlich Sargan die linke Treppe hinauf und spähte in den Flur, der vor ihm lag. Dieser war dunkel und leer, mit mehreren Türen auf beiden Seiten. Die Treppe führte nach einer Kehrtwendung weiter nach oben, und Sargan folgte ihr. Diesmal schimmerte Licht aus dem Gang, und als er vorsichtig über die oberste Stufe spähte, sah der Eindringling zwei gerüstete und schwer bewaffnete Soldaten Wache stehen.
Innerlich verfluchte der Dyrier die Furchtsamkeit der Masriden, die selbst mitten in einer Festung Wachen vor ihren Gemächern postierten, aber da er keine Möglichkeit sah, unbemerkt an den beiden vorbeizukommen, zog er sich langsam zurück.
Blieb nur der schwierigere Weg in das zweite Stockwerk. Leise huschte er in den Flur im ersten Stock und lauschte an
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