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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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den Mienen des Arztes und des Vaters sprach unverhohlene Neugier. Was veranlasste die Expediteurin Treuentzien dazu, Caspar Weber Geschenke zu machen?
    „Nun ja.“ Der Arzt räusperte sich und legte das Päckchen auf den Nachttisch. Dann fuhr er damit fort, Caspar zu untersuchen. „Tut das weh?“ Mit Zeige- und Mittelfinger klopfte er Caspars Rücken ab, dann die Brust. „Ja? – Und hier? – Wenn ich hier klopfe? Auch? – Ich habe nie zuvor erlebt, dass sich die Expediteursfamilie dermaßen um ihre Arbeiter sorgt. – Atmen Sie tief durch.“
    „Wir sind nicht deren Arbeiter. Wir sind freie ...“
    „Nicht sprechen jetzt, danke. Dennoch ist es sehr beispielhaft von Fräulein Treuentzien, was sie für die Häusler tut. – Nun bitte tief einatmen und die Luft halten, danke. Sehr deutliche Geräusche, die Sie da in Ihrem Brustkorb produzieren. Das wird Sie noch ein paar Wochen quälen.“
    „Rasseln in der Brust und unterm Webstuhl gehören sich doch für einen Weber!“, meinte Caspars Vater. Ein in Verlegenheit geratener Witz. Caspar grinste seinem Vater zu, der erwiderte mit einem Lächeln.
    Auch der Arzt lächelte geflissentlich. „Fräulein Treuentzien erwähnte mir gegenüber, dass sich Ihr Sohn, Meister Weber, grundsätzlich vor der offenbaren Besserung seines Zustandes verschließt, solange er nicht selbst dafür sorgen kann, dass es ihm besser geht.“ Sie sprachen über ihn, als sei er gar nicht da.
    „Das hat sie gesagt? Kapier ich nicht.“
    „Bitte jetzt nicht sprechen.“ Der Doktor wandte sich an Caspars Vater. „Nun ja, sie meint, Ihr Sohn mag es nicht, auf anderer Menschen Hilfe angewiesen zu sein. Er ist lieber für sich.“
    „Was sagt sie noch so über mich?“
    „Jetzt nicht sprechen, bitte, damit ich Ihr Herz auf eine Entzündung abhorchen kann. Ich zumindest sage, dass Sie den Rest Ihrer Tage besonders in der kalten Jahreszeit auf sich achtgeben müssen.“
    „Ich werd an der Lunge krepieren. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Keine zehn Jahre mach ich mehr.“
    „Noch zwanzig, wenn Sie auf sich achtgeben.“
    „Sie werden sehen, Fräulein Treuentzien wird das für mich erledigen.“ Caspar hütete sich, die Fragen in den Gesichtern von Doktor Bender und seinem Vater zu beantworten. Das würde von allein geschehen, wenn er und Luisa sich aussöhnten. Sie würde sich um ihn sorgen, immer, aber ohne sie würde es ihm nie mehr richtig gut gehen.
    „Ich hoffe, Sie haben recht, Herr Weber. Die meisten Häusler finden nicht zum Arzt. Dann ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn sich eine Vermittlerin einmischt, nicht wahr? An mir ist nicht vorübergegangen, was das Fräulein Expediteurin im Frühjahr für Frau Wanger getan hat, die ich von ihrem Kinde entband, während der Mann ... Nun, Sie wissen ja. Ja, da hat das Fräulein sehr viel Courage bewiesen. So, bitte absolute Stille jetzt.“
    „Anders als die Verleger, wollen Sie sagen?“
    „Bitte nicht sprechen, Herr Weber, noch einmal tief einatmen, danke. – Ja, die Herren Liebig und Haller sind von anderem Holz. – Ausatmen, danke. Wieder tief ein – und aus. Es ist ja meinem Vorgänger auch schwer gefallen, den hippokratischen Eid auf alle Bevölkerungsschichten zu beziehen. Verstehen Sie mich nicht falsch. – Jetzt bitte mit geschlossenem Mund atmen, danke.“
    „Ich krieg keine Luft durch die Nase.“
    „Nur kurz, wenn es Ihnen möglich ist. – Ich, respektive meine Mutter, wir zwei sind große Bewunderer des Weberhandwerks und aller Hände Arbeit. Es ist faszinierend, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen. Ich selbst stamme von Bauern ab, wussten Sie das?“
    „Nein.“
    „Nicht sprechen, bitte.“
    „Wieso fragen Sie mich dann?“
    Der Arzt lachte wieder leise und stellte sich nun neben Caspars Bett. „Das Herz scheint in Ordnung zu sein. Und doch denke ich, wir werden uns in Zukunft öfter sehen. Sie hatten zu oft in Ihrem Leben Lungenentzündungen.“ Er griff mit klammen Händen unter Caspars Achseln.
    Caspar brüllte auf.
    „Noch immer geschwollenen Lymphdrüsen. Nicht gut, aber auch nicht überraschend nach dem Martyrium, durch das Sie gegangen sind. – Ja, meine Eltern waren Bauern, genau wie Verleger Liebig, der im Sommer ackerte und im Winter Damaste webte, bis er so viel Kundschaft hatte, dass er das Pflügen, Eggen, Säen und Ernten seinen Geschwistern überließ. – Bitte den Mund öffnen, danke. Die Mandeln? Abgeschwollen. Der Hals weniger gereizt als gedacht. Gut. Die Augen?

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