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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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kein Gefängnis in Zittau gab, denn es war im Siebenjährigen Krieg abgebrannt und noch nicht wieder aufgebaut worden. Genauso wenig wie das Rathaus. „Sagen Sie, haben Sie eigentlich einen Webfehler?“, hörte sich Luisa brüsk reden, als wäre sie eine Weberin, „Ihren eigenen Bruder ins Gefängnis zu stecken?“
    „Vertrauen Sie mir!“
    „Wie komme ich denn dazu?“
    „So wie wir alle Ihnen vertraut haben, jahrelang.“
    Luisa sah sich in der Stube um. Sie hatte keine Ahnung, wo die Weberkinder steckten, aber Meister Friedrich Weber und Maria Weber saßen in der Stubenbank und rührten den dampfenden Aufguss, der nach Caspar duftete, nicht an. Luisa wurde aus ratlosen Gesichtern angeschaut, so als habe sie auch hierfür eine Lösung, wie sie es für viele Probleme gehabt hatte.
    „Was haben Sie vor?“
    „Zunächst einmal werde ich wegen der Verleumdung meine Verlobung mit Ihnen lösen, Fräulein Treuentzien.“
    Luisa schluckte. Sie hatten Clemens Weber übel mitgespielt. Das war nicht richtig gewesen. Scham nahm von ihr Besitz.
    „Und dann werde ich nach Zittau reiten und mit dem Stadtrichter über Caspars Strafe verhandeln.“
    „Wieso Sie?“
    „Ich bin der Geprellte, schon vergessen?“ Damit zog Clemens seine Satteltaschen vom Tisch, beugte sich zu seiner Mutter hinunter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, doch sie wich ihrem Erstgeborenen aus. Clemens stand noch den Bruchteil eines Herzschlages vor seinen Eltern, dann verließ er die Stube.
    „Es tut mir so leid“, murmelte Luisa und bezweifelte, dass die Webers ihre gehauchten Worte verstehen konnten.
    „Sie haben nichts Falsches getan, Fräulein Tr...“
    „Oh doch! Es war zu schön, um wahr zu sein. Jetzt bekommen Caspar und ich die Strafe, die wir verdient haben. Es tut mir so leid, Frau Weber.“
    „Caspar hat schon Schlimmeres durchgestanden, glauben Sie mir.“
    „Schlimmeres? Was hat er denn zu erwarten? Was steht auf Verraten der Zunftgeheimnisse?“ Luisa beobachtete, wie sich Maria Weber jetzt vornüber beugte, die Hände vor ihr Gesicht hob und laut aufschluchzte.
    „Die Todesstrafe“, hauchte Meister Weber. „Auf das Verraten von Zunftgeheimnissen steht die Todesstrafe.“
    Luisa hatte Caspar mit ihrem unüberlegten Begehren an den Galgen geliefert. Während Maria Weber hemmungslos weinte, rannen Luisa die Tränen lautlos über ihre Wangen. Nach einer kleinen Weile fing sie sich wieder. „Ich muss nach Leipzig.“ Ihr Blick ruhte auf dem leeren Zampelstuhl, an dem sie gestern Abend noch mit Caspar gesessen hatte. Es war eine vollkommene Nacht gewesen.
    „Ich bringe Ihnen das Tuch“, sagte Meister Weber und verschwand im Altenteil. Sie hörte Meister Webers Worte wie durch einen Nebel. Er erzählte von der Kommission, die am frühen morgen das Tuch geprüft und aufs Höchste gelobt hatte. Er erzählte vom Neid eines Heinz Türpe, der Caspar die hervorragende Arbeit wohl nicht gegönnt hatte. Ein wundervolles Tuch. Caspars Hand.
    „Ich nehme eine Eilkutsche, dann schaffe ich es, bis Freitag wieder da zu sein.“
    „Dann wird sicherlich schon alles gut geworden sein“, versuchte Maria Weber Luisa zu beruhigen.
    Luisa gelang nicht einmal der Anflug eines Lächelns. Dann verschwand sie.
     

     
    Sie würdigte ihre Eltern keines Blickes, während sie ihre Sachen packte. Ihre Hände bewegten sich ganz mechanisch, als gehörten sie zu einer Maschine statt zu ihr, während sie ihren Schrank leerte. Ihre Schwestern schauten ihr schluchzend dabei zu. Ludovike wollte ihr ein Buch zustecken und wurde vom Vater rüde zurückgehalten. Schließlich blieb Luisa allein und packte alles in Schrankkoffer.
    „Fräulein Luisa“, trat Bettine vorsichtig an sie heran. „Wie wollen Sie die denn nach unten kriegen, in Ihrem Zustand?“
    Luisa blickte auf die Unterröcke, die sie über ihre Unterarme gelegt hatte und die den Schrankkoffer zum Bersten bringen würden. Sie brach wieder in Tränen aus. „Keine Ahnung.“
    Bettine verschwand, nicht ohne zu versprechen, dass sie zurückkehren würde.
    Luisa packte derweil alles ein, was sich zu Geld machen lassen würde. Kaum war sie fertig, erschien Bettine wieder, aber nicht allein, sondern mit Herrmann Tkadlec und Elsbeth.
    Zu viert schafften sie Luisas Gepäck durch den Hintereingang aus dem Haus. Fleck trippelte abenteuerlustig neben ihnen her. Bettine hatte sogar an ein Gefährt gedacht, mit dem sie Luisa ungesehen von hier fortbringen würden.
    „Sie können bei uns bleiben, wenn

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