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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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richtig Luft. „Nein.“
    „Ein Verleger, der seinen Auftrag nicht sehen will? Wo gibt’s denn so was?“ Das klang spöttisch.
    Ihr Herz hüpfte. Keine Lüge. „Ich war bei ihm zum Diner und ...“
    „Lass das Fräulein in Ruhe, Caspar!“
    Luisa begrüßte Meister Webers Diskretion. Caspar war ihr auf die Schliche gekommen. Sie wusste nicht, welch klitzekleiner Fehler ihr unterlaufen war, aber ihr war klar, irgendwann war sie unachtsam gewesen oder sie hatte etwas Unvorsichtiges gesagt. Caspar war schlau und wusste Bescheid. Sollte sie den Betrug aufklären? Nein, das ging nicht. Jetzt noch nicht. Sie hatte einen Auftrag. Und zwar von einer Frau. Sie war eine Frau. Sie war eine Verlegerin. Das war verboten. Sie musste weiter lügen.
    Hinter raschen Bewegungen versteckte sie das Zittern ihrer Hände, während sie dem Meister half, das Portrait der Pauline Fernheim aus der Rolle zu ziehen und es auszubreiten.
    Caspar ließ die Arme sinken, stieß sich langsam und schier wachsam von der Wand ab und zollte seinem Vater einen Blick, den Luisa nicht zu deuten vermochte. Dann, wie auf ein lautloses Kommando hin, beugten sich die beiden Weber über die Zeichnung. Minutenlang verharrten sie so schweigend. Caspars trommelnde Fingerkuppen. „Derselbe Zeichner, Fräulein Treuentzien?“
    „Ja, Meister Weber.“
    Die Männer richteten sich zur vollen Größe auf. „Wollen Sie uns heute verraten, wer das gezeichnet hat.“
    „Eigentlich nicht, und ich bitte Sie, mich nicht wieder danach zu fragen. Meinen Sie, das ist etwas für Sie?“
    Der Webermeister schüttelte den Kopf, was Luisa einen Schrecken versetzte. „Ich darf immer noch nicht weben, Fräulein. Beurlaubt.“ Dann aber deutete er auf Caspar. „Alle Bedingungen müssen Sie mit ihm hier absprechen.“
    „Webpause“, knirschte Caspar.
    „Ich dachte, wenn er“, sie deutete ebenso lax auf Caspar, wie es der Meister eben getan hatte, „auf dem Feld ist, könnten Sie das Tuch machen, Meister Weber. Sie sind ja nicht von diesem Auftraggeber beurlaubt worden“, ein Deut auf die Zeichnung, „sondern von Liebig & Co. Es darf die gar nicht interessieren, was Sie machen.“ Caspars Gesicht verriet ihr, wie wenig er einem weiteren Gesetzesbruch zugetan war. „Sonst wird es ja nicht fertig bis Weihnachten.“
    „Weihnachten?“, kam es von Vater und Sohn wie aus einem Munde.
    Der Termin war erstens knapp gewählt, zweitens war die Zeichnung aufwändiger als Luisas Selbstportrait und drittens war Webpause. Was hatte sie sich dabei gedacht? So, wie ihre eigene Frage in ihren Gedanken nachhallte, wurde sie von den Männern angestarrt.
    „Das ist unmöglich, Fräulein.“
    „Es muss möglich sein!“ Luisa hörte sich wie ein bockiges Kind an. „Ich hab schließlich einen Vertrag unterzeichnet.“
    „Luisa!“, seufzte Caspar, senkte den Kopf und rieb sich mit der Rechten seine Nasenwurzel.
    „Wollen Sie ihn sehen, den Vertrag?“ Luisa kramte übereifrig und ohne eine Antwort abzuwarten das Papier aus der Tasche. „Hier, sehen Sie: Paul Keubler, Leipzig, Weihnachten 1830.“ Zu jeder Angabe tippte sie auf die jeweilige Zeile des in ordentlicher Mädchenschrift verfassten Vertrages.
    Eine Weile sahen Vater und Sohn auf das Papier und Luisa kam es so vor, als zweifelten sie an dessen Echtheit. Das war es aber nicht, was die Männer beschäftigte.
    „Vater?“, kam es sehr leise von Caspar, der den Vertrag argwöhnisch musterte.
    „Mmh?“, machte der Alte, der wohl wusste, was folgen würde.
    „Vater, du weißt, was dieser Auftrag bedeutet?“
    „Mmh“, antworte der Meister. Dann schob sich eine Stille zwischen sie, was Luisa schier wahnsinnig machte.
    „Was?“ Wieder war es eine kleine Weile still. „Meister Weber, was bedeutet dieser Auftrag?“
    „Magdalene Wanger“, antwortete Meister Weber.
    Luisa begriff. Ihr Herz schlug jetzt ganz schnell bis in ihren Hals. Sie überlegte, wirres Zeug kreuzte ihre Gedanken. Caspar schaute auf die Zeichnung, als ginge ihn das nichts an. „Hast du vor, sie zu heiraten?“
    „Nein!“
    „Und der Türpe meint das so, wie er es sagt?“
    „Jawohl.“
    Luisa wandte sich ab, stemmte die Hände in die Hüften und ließ den Kopf buchstäblich hängen. Was nun? Sie verlor. Sie verlor mit diesem Auftrag entweder Pauline Fernheim als Kundin oder Caspar Weber. Aber Letzteren besaß sie ja nicht. Die Arbeit war wichtiger als ihr Herzeleid, oder?
    Sie schritt am Leinewebstuhl vorbei, sah ein paar Momente aus dem Fenster

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