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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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schwingende Löckchen gewesen waren, klebten an ihren Schultern. „Hör doch auf zu weinen, bitte.“
    Sie schniefte. „Ich will mich in Luft auflösen.“
    „Sag mir Bescheid, wenn du rausgefunden hast, wie das geht, dann komm ich mit.“ Er seufzte. Nein, gegen ihre Tränen kam er nicht an. Nichts zu machen. Das hatte er ja toll hingekriegt!
    „Ich werd zunächst mal zurück zum Erntedankfest gehen.“
    „Nein.“ Er streckte abermals seine Hand nach ihr aus. Sie musste doch wissen, dass er sie so nicht gehen lassen würde. „Du bist klatschnass, du kannst nirgendwo hingehen. Vielleicht sollte ich Fräulein Haller Bescheid sagen, dass sie dir was zum Umziehen bringt oder so.“ Er fuhr sich durchs Haar. Es erinnerte ihn alles an damals. Damals! Er hasste das Damals. Er wollte das Jetzt. Aber er wollte das Jetzt anders und nichts durfte ihn an das Damals erinnern!
    „Wenn du mich loswerden willst, gehe ich lieber so.“
    Er wollte ja gar nicht, dass sie ging, aber wie sollte er ihr das erklären? Wenigstens hatte sie aufgehört zu weinen. „Also, Luisa, was fang ich jetzt mit dir an?“
    „Bring mir bei, wie man Damast macht.“
    Er war zunächst verblüfft, rieb sich die Augen und schüttelte den Kopf. Was sollte das jetzt! War sie total verrückt? „Hast du zu viel von dem klebrigen Zeug getrunken?“
    „Bitte, Caspar!“ Auf ihrer Nasenwurzel bildeten sich kleine Verzweiflungsfältchen.
    „Nein!“
    „Bitte.“
    „Das ist albern, Luisa. Außerdem kennst du das Zunftgesetz in- und auswendig. Es geht nicht, basta.“
    „Aber warum lässt du mich dann zugucken.“
    Ihre Lippen wurden violett – so violette Lippen. Oh Gott! „Luisa, du bist total durchgefroren.“
    „Warum darf ich zugucken, wenn alles so verboten ist?“
    Weil er sie bei sich haben wollte, jeden Moment, aber das sagte er nicht. Er durchschaute sie. Hermines Seele war es, die zu ihm sprach, als hätte sie das Grab verlassen und stünde vor Gottes Thron. Der Damast war es nicht, weswegen Luisa herkam, das erkannte er jetzt, in diesem Moment, in dem sie ihn mit ihren wahren Augen, den weißgrauen, ansah. Er ließ sie nicht an seiner Entdeckung teilhaben, aber er war froh, unendlich froh – halleluja! –, dass sie hergekommen war, dass sie hier bei ihm war. Er konnte sehen, dass sie versuchte, ein Zittern zu verbergen. Sie fror entsetzlich und stellte sich so mutig und tapfer ihrem Stolz und ihrem triefenden Kleid.
    Caspar nahm den halben Schritt, der ihn von ihr trennte, und nahm sie wieder in den Arm. Sein Kinn stützte er auf ihren nassen Scheitel und er spürte ihre Hände auf seinem Rücken, in seinem Nacken. Er war so schrecklich, schrecklich verliebt in sie.
    „Willst du Emilie Schiffner heiraten?“, murmelte sie in sein Hemd.
    „Nein.“ Nie im Leben.
    „Aber vorhin ... in der Scheune ...“
    „Das hatte nichts zu bedeuten.“ Er hielt sie so fest.
    Und sie zitterte erbärmlich und klapperte mit den Zähnen. „Ich muss aus dem Kleid raus, sonst komme ich um!“
    Caspar schluckte, dann löste er ihre Arme von seinem Rumpf und schaute an ihr herunter. Sie hatte recht, das ging nicht. „Na schön. Die Treppe rauf, dann links ist die Mädchenstube, der Ofen ist geheizt. Dort kannst du dich von dem ... diesem ...“ Wie nannte man solche Zentner durchweichten Stoffes? Er deutete mit einer laxen Bewegung auf ihre bourdeauxfarbene Robe und erntete einen forschen Blick. „Dort kannst du dich ausziehen ... ähm ...“ Er begann zu schwitzen. „Ich meine, dort kannst du dich abtrocknen und so. Elsbeth dürfte nichts dagegen haben, wenn du was von ihr borgst.“
    Langsam, ganz langsam hob Luisa ihren Blick. Ihre wahnsinnig grauen Augen leuchteten. „Du musst mir helfen.“
    Hatte er sich verhört?
    „Ich kann mich nicht allein an- und ausziehen.“
    Er hatte sich nicht verhört, aber so einen Satz hatte er noch nie aus dem Mund eines erwachsenen Menschen vernommen. Er konnte Luisa Treuentzien unmöglich beim Ausziehen helfen. Das ging nicht. Man würde ihm die Hände abhacken, käme man dahinter.
    „Siehst du: Es ist nun mal so, dass meine gute Kinderstube, meine Kindermädchen und nicht zuletzt meine lieben Eltern – mögen sie sich beim Walzer die Knöchel verstauchen! – alles daran gesetzt haben, dass meine Schwestern und ich nicht durchs Leben werden gehen können ohne fleißige Hände, die uns die Unannehmlichkeiten desselben vom Halse halten.“ Sie zuckte gleichmütig mit den Schultern und sprach weiter: „In der

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