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Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition)

Titel: Die Tür (Die Damalstür) - Sonderedition (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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und die Wohnungstür öffnen. Nach einer Weile vernahm er leises Stimmengewirr und dann wieder den Aufstieg über die Wendeltreppe. Schritte näherten sich ihm aus der Dunkelheit, und er setzte eine heitere Miene auf, um dem für Gaston recht befremdlichen Anblick der vielen Gepäckstücke etwas Normalität entgegenzusetzen.
    Aber es war nicht Gaston, der neben Ida langsam aus der Dunkelheit ins Licht trat, sondern Kasimir Kreuzer jr.! Für einen Augenblick stockte ihm vor Verblüffung der Atem, und mit der Weinflasche in der einen Hand sowie der Zigarette in der anderen sah er aus wie das Modell für eine Statue. Nur langsam erholte er sich von seiner Lähmung, bis er unter Mühen wieder das frohe Gesicht darbieten konnte, das eigentlich für Gaston bestimmt war.
    »Herr Kreuzer jr., was führt Sie denn zu uns?«
    Und diese Frage war wahrlich keine Floskel.
    »Die Pflicht«, sagte Junior und blieb an der Grenzlinie von einem Raum zum anderen neben der Zarge stehen.
    »Wollen Sie verreisen?«
    Er sah wie üblich überarbeitet und bleich aus. Jacke und Hose waren derart zerknittert, daß an ihnen selbst das leistungsfähigste Dampfbügeleisen gescheitert wäre. Die schmutzige Krawatte war in der Manier von Film-noir- Detektiven gelockert. Doch irgend etwas fehlte diesmal. Ali kam schnell dahinter, was es war. Die Zigarette, ja, die obligatorische Zigarette zwischen den Fingern fehlte. Junior rauchte nicht. Ali beschlich der Verdacht, daß er seine Hände für wichtigere Dinge freihalten wollte.
    Ida an seiner Seite schaute betreten zu Boden und drückte sich dann an die linke Wand. Die Nervosität schien seltsamerweise von ihr abgefallen zu sein, obwohl jetzt doch wohl mehr Grund denn je dazu bestand. Denn jeden Augenblick konnte Gaston an der Tür klingeln, und wenn Kreuzer den Geldkoffer erblickte, würden sie in erheblichen Erklärungsnotstand geraten.
    »Verreisen?« sagte Ali und zwang sich, nicht zu stottern.
    »Ähm, nein, ähm, ich meine, ja, kleine Verschnaufpause, Kurzurlaub in der Karibik, Sonne, Meer, Palmen, Sie wissen schon. Wollen Sie auch einen Schluck?«
    Er hielt ihm die fast leere Weinflasche entgegen.
    »O pardon, ich meinte selbstverständlich nicht aus der Flasche. Ich hole schnell eine neue Flasche und Gläser, wenn Sie ...«
    »Nein«, sagte Junior mit steinerner Miene.
    »Nein, wirklich nicht? Wie Sie wollen. Und, wie geht's so? Ich meine, sind Sie mit Ihren Ermittlungen weitergekommen? Hörte sich ja wahnsinnig spannend an, was Sie zuletzt erzählt haben.«
    Während er sich bemühte, wegen akuter Schwindelgefühle nicht vom Koffer herunterzufallen, bemerkte er, daß Ida sich inzwischen richtiggehend an die Wand verkrochen hatte. Tränen lösten sich aus ihren Augen, kullerten entlang ihrer Falten abwärts und benäßten die zitternde Mundpartie.
    Kreuzer jr. langte hinter sich in die Hose und brachte ein Paar Handschellen zum Vorschein.
    »Ja, wir sind mit unseren Ermittlungen weitergekommen. Wir haben sie sogar abgeschlossen.«
    Er schob den Jackenschoß zur Seite und löste mit einer ruhigen Daumenbewegung den Sicherheitsklips an seinem Holster, das an seinem Hosengürtel hing und in dem eine Walther steckte.
    »Alfred Seichtem, hiermit verhafte ich Sie wegen dreifachen Mordes!«
    Ali stürzte vom Koffer. Der Satz traf ihn wie ein Kinnhaken, die wachsenden Schwindelgefühle taten ein übriges, und so flog er vom Koffer herunter und krachte auf die im heimeligen Dämmerlicht glänzenden Dielenbretter. Die Weinflasche glitt ihm aus der Hand und rollte geräuschvoll über den Boden. Er beschloß liegenzubleiben, denn er spürte, daß es ihm hier unten wesentlich besser ging.
    »Soll das ein Witz sein?« sagte er. »Wen soll ich denn ermordet haben?«
    »Bibo, Ricardo und Hardy Link natürlich«, entgegnete Kreuzer jr. und schaute mit einem Anflug von Mitleid von oben auf ihn herab. Er wirkte mit seinen vorgestreckten Handschellen und der Hand an der Waffe jetzt wie die Karikatur eines zur Festnahme angetretenen Polizisten. Irgend etwas stimmt an diesem Bild nicht. Wenn ein dreifacher Mörder mitten in der Nacht verhaftet werden sollte, traute sich dann der Kommissar wie in einem billigen Actionstreifen wirklich ganz mutterseelenallein in die Höhle des Löwen?
    »Aber das ist doch absurd!« protestierte Ali von seiner bequemen Position aus. »Welches Motiv sollte ich ...«
    »Hör endlich auf, es zu leugnen, Ali«, sagte Ida unter Tränen. »Du brauchst professionelle Hilfe. Ich halte es in

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