Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
an dem Mann war seltsam erschienen. Darüber hinaus hatte der M’Hael Mezar mit einem großen Spektakel zum vollwertigen Asha’man gemacht; der Drache hatte ihn erhoben. Und jetzt verbrachte Mezar - der einst so unverbrüchlich loyal zu Logain gestanden hatte - seine Zeit mit Coteren und Taims anderen Laufburschen.
    »Das wird übel, Androl«, sagte Norley leise und winkte einer anderen Gruppe trainierender Männer zu. »Ich sage, es ist Zeit für uns, hier zu verschwinden, ob wir nun damit gegen die Befehle verstoßen oder nicht.«
    »Wir kämen nie an den Wachtposten vorbei«, erwiderte Androl. »Taim lässt nicht einmal diese Aes Sedai gehen; Ihr hättet mal den Aufstand erleben sollen, den die Dicke letztens am Tor machte. Nachts verdoppelt Taim die Wachen, und Wegetore funktionieren nicht.«
    »Nun, aber wir müssen etwas unternehmen, oder? Ich meine … was ist, wenn sie Logain haben? Was dann?«
    »Ich …« Ich weiß es nicht. »Sprecht mit den anderen, die loyal zu Logain stehen. Ich verlege uns in eine Unterkunft. Sie und ihre Familien. Wir sagen dem M’Hael, dass wir seinen neuen Rekruten mehr Platz geben wollen. Dann stellen wir nachts eine Wache auf.«
    »Das dürfte etwas offensichtlich sein.«
    »Die Spaltung ist bereits offensichtlich«, erwiderte Androl. »Tut es einfach.«
    »Sicher. Aber was wollt Ihr machen?«
    Androl holte tief Luft. »Ich werde uns ein paar Verbündete suchen.«
    Norley bog nach links ab, aber Androl folgte weiterhin dem Weg durch das Dorf. Es hatte den Anschein, als würden ihn jeden Tag weniger Leute respektieren. Entweder hatten sie Angst, es zu tun, oder sie hatten sich auf Taims Seite geschlagen.
    Gruppen von Männern im schwarzen Mantel standen mit verschränkten Armen da und beobachteten ihn. Androl versuchte sich gegen das aufsteigende Frösteln zu wappnen. Da bemerkte er Mezar, der mit einer Gruppe Gefolgsleute dastand. Der Mann lächelte ihn an. Mezar hatte nie zu den Leuten gehört, die schnell lächelten. Androl nickte ihm zu und erwiderte seinen Blick.
    Und er sah, was Norley gesehen hatte. In diesen Augen lag etwas, das zutiefst verkehrt war, das nicht ganz lebendig war. Es schien kein Mensch zu sein, sondern nur seine Parodie. Ein in einen Menschenkörper gestopfter Schatten.
    Das Licht stehe uns allen bei, dachte Androl und eilte weiter. Er ging zur südlichen Seite des Dorfes zu einer Gruppe kleiner Hütten mit weißen Holzwänden und Strohdächern, die geflickt werden mussten.
    Androl zögerte vor der gesuchten Hütte. Was tat er hier überhaupt? Hier wohnten die Frauen der Roten Ajah. Angeblich waren sie gekommen, um mit Asha’man den Bund einzugehen, aber das hatten sie bis jetzt nicht getan. Das war offenkundig irgendeine List. Vielleicht waren sie gekommen, um eine Möglichkeit zu finden, den ganzen Haufen einer Dämpfung zu unterziehen.
    Aber selbst wenn das der Fall war, dann konnte er sich zumindest darauf verlassen, dass sie sich nicht auf Taims Seite schlugen. Wenn man in den Rachen eines Löwenfischs starrte, dann erschien ein Piratenschiff gar nicht so schlimm. Androl hatte dieses Sprichwort aufgeschnappt, als er auf einem Fischerboot im Süden angeheuert hatte.
    Tief Luft holend klopfte er. Die dicke Rote öffnete die Tür. Sie hatte das alterslose Gesicht einer Aes Sedai - es war nicht richtig jung, aber auch nicht alt. Sie musterte ihn.
    »Wie ich höre, wollt Ihr die Schwarze Burg verlassen«, sagte Androl und hoffte, das Richtige zu tun.
    »Hat es sich Euer M’Hael anders überlegt?«, fragte sie hoffnungsvoll. Sie lächelte sogar. Für eine Aes Sedai eine seltene Geste.
    »Nein«, erwiderte Androl, »soweit ich weiß, verbietet er noch immer, dass Ihr geht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was …«
    Androl senkte die Stimme. »Ihr seid nicht die Einzige, die diesen Ort gern verlassen würde, Aes Sedai.«
    Sie musterte ihn, ihr Gesicht nahm einen Ausdruck perfekter Ruhe an. Sie vertraut mir nicht, dachte er. Schon seltsam, wie eine fehlende Gefühlsregung eine Bedeutung vermitteln konnte.
    Verzweifelt machte er einen Schritt nach vorn und legte eine Hand auf den Türrahmen. »Hier stimmt etwas nicht. Etwas ist schlimmer, als Ihr verstehen könnt. Einstmals, vor langer Zeit, arbeiteten die Männer und Frauen zusammen, die Zugang zur Einen Macht hatten. Es machte sie stärker. Bitte. Hört mich an.«
    Sie stand noch einen Augenblick lang da, dann öffnete sie weit die Tür. » Kommt rein, schnell. Tarna, die Frau, mit der ich diese Hütte teile,

Weitere Kostenlose Bücher