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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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lauschen. »Dort!«
    Sie verließen das Zimmer und schritten vorbei an den jetzt unbenutzten Gemächern der Königinmutter und den Gästezimmern.
    Schließlich stiegen sie eine Treppe zu einem breiten Korridor hinunter, zu dessen beiden Seiten beleuchtete Statuen standen.
    »Das ist ja die Richtung zum Thronsaal!« rief Petra.
    »Stimmt.« Arkor nickte.
    Vom Gang führte eine Tür in eine der breiten Nischen des Thronsaals.
    »Wartet«, flüsterte Arkor. In der Düsternis sahen Petra und Jon, wie seine Stirn sich runzelte. Er deutete quer über den Saal auf eine weitere Nische, die wie ihre im Schatten lag.
    »Wir verteilen uns«, wisperte die Herzogin. »Ihr wißt ja, es ist notwendig, daß wir ihn alle drei gleichzeitig sehen.«
    Petra schlich hinter den Säulen links, Jon nach rechts. Er hielt sich in den Schatten der Wandbehänge, bis er den leeren Thron beinahe erreicht hatte. Da erklang eine gespenstische Stimme quer durch den Raum:
    »Wer ist da? Was gibt es?«
    Jons Augen hingen wie erstarrt an der gegenüberliegenden Nische.
    »Wer ist da? Ich rufe die Wachen …« Eine weiße Gestalt bewegte sich durch einen Lichtschaft. »Wer ist da …?«
    Der König! Jon trat ins Freie, und gleichzeitig mit ihm Arkor und Petra. Zuerst sah der Herrscher offenbar nur die Herzogin.
    »Petra!« rief er. »Du hast mich ganz schön erschreckt. Einen Augenblick dachte ich schon …«
    Dann:
     
    Das Grün von Käferflügeln – das Rot geschliffenen Rubins – ein Netz silbernen Feuers. Ein Blitz stach in Jons Augen, und er sprang hinein in blauen Rauch. Sein Geist durchflog ganze Parsek.
    Er sah Grau, breite Streifen von Grau mit einem schwachen Lilaton, andere mit Rot oder Hellgelb und Orange. Es dauerte eine Weile, bis ihm klar wurde, daß er sich in einer Wüste befand, die sich unter einem düsteren grauen Himmel erstreckte. Der Wind blies, und die Farbtöne wechselten. Orange glänzte grün, Rot wurde zu Gelb, das Blau zu seiner Rechten vertiefte sich, und über allem hing das endlose, sich kräuselnde Grau.
    Seine Tentakel schoben sich den Rumpf empor. Seine Wurzeln reichten tief in den Sand, hinab in einen Strom reiner Hydrofluorsäure, die nahrhaft und angenehm kühl war. Hier auf der Oberfläche war die Atmosphäre dünn, kalt, trocken und grau.
    Drei hitzeempfindliche Schlitze in seiner Haut registrierten die Anwesenheit zweier weiterer Kakteen ganz in seiner Nähe. Er raschelte mit den Tentakeln, und sie raschelten zurück: Paß auf! knisterte eine der Kakteen (es war Arkor). Dort ist er …
    Ein weiterer Kaktus (Petra) streifte schaukelnd die Tentakel über den Sand.
    Etwas schob hinter einer nahen Düne den Kopf hervor. Drei Augen blinzelten, zogen sich zurück.
    Jetzt hob sich der onyxschwarze Kopf erneut, und wieder blinzelten die drei Augen. Das Eidechsenwesen zischte und zeigte dabei die nadelfeinen Zähne und den schwammigen Gaumen. Auf sechs schwarzen Beinen huschte es über die Düne in Jons Richtung.
    Plötzlich peitschte Jon mit den Tentakeln und packte die Kreatur um den Hals. Mit rasselndem Atem zuckte sie zurück, aber die hochgewachsene Pflanze, die Arkor war, beugte sich vor, und drei schmale Wedel legten sich um den Reptilkörper. Die Herzogin zerrte an den zwei Vorderbeinen. Als sie gemeinsam an dem Wesen zogen, wurde das Zischen zu einem schrillen Schrei. Die schwarze Haut löste sich, blauer Lebenssaft sickerte über die gebrochenen Glieder und färbte den Sand. Noch einmal gellte der Schrei und verstummte abrupt, als Tentakel die Kehle zerquetschten.
    Dort …
     
    Es war dunkel. Feuchte Erde glitt um Jons rauhe Haut, als sein wirbelloser Körper sich durch die Tiefe wand. Seitwärts und eine Spur über ihm spürte er eine Vibration (das war Petra). Er änderte die Richtung ein wenig, bis er sich direkt neben Petra befand und ihre Flanken aneinanderrieben.
    Wo ist Arkor? fragte er.
    Voraus zum Tempel.
    Steht er denn wieder in Gunst bei der Priesterin?
    Offenbar. Vor einem Hitzezyklus ließ sie nach ihm rufen.
    Sein Vergehen war groß. Möglicherweise hat sie ihm noch gar nicht vergeben. Ich frage mich, ob sie ahnt, welche Rolle wir dabei spielten.
    Der riesige Wurm neben ihm erschauderte. Hoffentlich nicht, vibrierte sie nervös. Denn sonst sieht es schlimm für uns aus. Uns bleibt jetzt nichts übrig, als an den Gebeten für das Zyklusende teilzunehmen und zu hoffen, daß sie uns nicht anklagt.
    Von ihren Identifizierungsvibrationen abgesehen, waren sie völlig still, als sie sich dem Tempel

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