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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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überhaupt nichts«, brummte Tel und versuchte durch die Tür zu spähen. »Wie leicht könnten sich einige der verdammten Bastarde von hinten anschleichen und uns ausräuchern. Kann man sich denn nicht dagegen schützen?«
    Ptorn zuckte mit der Schulter.
    Ein Schatten tauchte vor der Tür auf. »Hallo, Freund.«
    »Hallo«, grüßte Tel zurück. Die Stimme war vertraut, aber er wußte trotzdem nicht, wer es war. »Schön, daß du hier bist.«
    »Da riecht es ja wie in einem alten Hummertopf!«
    Jetzt erkannte Tel Shrimp. »Genau wie zu Hause«, scherzte er.
    Ein weiterer Schatten verdunkelte den Eingang. »Huh! Da sieht man ja nicht einmal die Hand vor den Augen!«
    »Hier gibt’s auch nichts zu sehen, Affe«, rief Shrimp über die Schulter zurück, während er seine Pritsche suchte. Er streckte sich auf der Matratze aus. »Der Transitsprung nimmt einen ganz schön mit.« Er wälzte sich auf die Seite. »Noch härter geht’s wohl nicht? Weckt mich auf, falls der Feind kommt, aber nur dann, hört ihr?«
    »He, Tel«, sagte Lug, der gerade in die Baracke trat. »Wie wär’s mit einer Runde Zuma?«
    »Du hast ja keine Chance.«
    »Ist mir egal«, erwiderte der Neandertaler. »Ich möchte nur spielen, egal ob ich gewinne oder nicht. Hier herüben, ja?« Lug kauerte sich vor die Tür, wo es gerade hell genug war, die Münzen zu sehen, und legte die Zentistücke auf den Fußboden. Tel lehnte sich gegen den Türknopf und sah ihm zu, doch dann bückte er sich und half ihm.
    Ein Schatten senkte sich auf sie herab. Der Neandertaler blickte hoch. Ein Waldwächter stand vor ihnen. Tel blinzelte durch den Dunst, aber er konnte die Züge nicht erkennen, er sah lediglich gelbe Augen.
    »Rückt zur Seite, ich will hinein.« Die Stimme klang kalt. Wenn ein Ton Farbe hätte, dachte Tel, müßte seine Stimme wie geölter Stahl glänzen.
    »Kannst du denn nicht drübersteigen?« fragte Lug freundlich. »Wir haben sie gerade erst …« Plötzlich strahlte sein Gesicht. »Quorl! Du? Du bist auch hier! Du bist der erste von zu Hause, den ich hier treffe. Ich freue mich so …«
    Der Stiefel holte aus. Lug und Tel konnten gerade noch ihre Hände zurückziehen. Die Münzen rollten und glitten in alle Richtungen.
    »Was, zum …« Lug schüttelte verwirrt den Kopf. »He«, rief er dem Wächter nach. »Quorl, was ist denn los mit dir? Wo sind deine Manieren geblieben? Wenn du von meiner Größe wärst, würde ich sie dir wieder beibringen …«
    »Sei still, Lug«, mahnte Tel. Etwas in der Stimme des Waldwächters hatte ihn gewarnt. Er fragte sich, ob Lug es auch gespürt hatte.
    »Aber ich kannte ihn doch aus dem Wald!« Der Neandertaler sammelte die Münzen wieder ein. »Quorl war mein Freund. Ich verstehe nicht, was er hat.«
    »He, ihr Burschen, ihr seid doch neu hier?« Die massive Gestalt eines Neandertalers zeichnete sich am Eingang ab.
    »Gerade angekommen«, antwortete Ptorn.
    »Ich muß euch etwas zeigen. Kommt mit.«
    Ptorn schloß sich Lug und Tel an, als die beiden dem anderen folgten. »Ich heiße Illu«, erklärte der Neandertaler, als er sie über den weichen Boden zwischen den Baracken führte.
    »Was willst du uns denn zeigen?« erkundigte sich Tel.
    »Ihr werdet es sehen. Wir zeigen es allen Neuankömmlingen. Es hilft ihnen. Manchen jedenfalls.«
    Sie kamen auf eine Lichtung zwischen den Baracken. Genau in der Mitte steckte ein Pfosten. Als sie näher heran waren, sah Tel, daß ein langes schmales Schild darauf genagelt war, das in den Nebel deutete.
     
    TOROMON – HIER GEHT ES HEIM
     
    »Der Späher hat es aufgestellt«, sagte Illu.
    »Der Späher?« fragte Tel. »Wer ist das?«
    »Ein Waldwächter aus unserer Baracke, er heißt Quorl«, antwortete Illu. »Er ist kurz vor mir gekommen.« Er blickte den Wegweiser an. »Gibt einem doch ein gutes Gefühl, was?«
    Tel blinzelte verwirrt. Aber Lug legte seine Prankenhände an den Pfosten und brummte zufrieden: »Mhm. So wissen wir wenigstens in welcher Richtung Daheim ist. Jetzt fühle ich mich gleich wohler.«
    Illu grinste. »Das habe ich doch gesagt. Deshalb zeigen wir es auch allen Neuen.«
    »Quorl hat es aufgestellt?« fragte Lug. »Das sieht ihm ähnlich. Auch im Wald hat er oft etwas getan, daß ich mich gleich besser fühlte. Warum benimmt er sich denn jetzt so komisch?«
    Illu zuckte die Schultern. »Viele benehmen sich hier draußen komisch. Nach einer Weile findet man sich damit ab.«
    »Wie lange bist du denn schon hier?« fragte Lug.
    »Viel zu lange.« Illu

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