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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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spuckte in den Schlamm. »Du kennst also den Späher von zu Hause? Erzähl doch, was sich daheim so tut.«
    »Alles ist verrückt«, brummte Lug. »Niemand spricht mehr von etwas anderem als vom Krieg.«
    Illu nickte. »Und jetzt steckst du selbst mitten drin. Der Späher ist ein ziemlich wichtiger Mann hier. Wie war er denn, als er noch daheim war?«
    »Ganz bestimmt anders als jetzt …« Eine neue Freundschaft bahnte sich an. Die beiden Neandertaler stapften gemeinsam davon und ließen Ptorn und Tel zurück.
    »Ich frage mich, wie er es herausgefunden hat«, murmelte Tel und blickte zu dem Wegweiser hoch.
    »Offenbar versteht er eine Menge von Mathematik«, meinte Ptorn.
    Der rissige Pfosten war grau und verwittert, die Nägel, mit denen das Schild – nichts weiter als ein genauso verwittertes Brett – daran befestigt war, waren rostig. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, nickte Ptorn und sagte: »Der Affe hat recht.«
    Die meisten der Pritschen waren bereits belegt, als sie in die Baracke zurückkehrten. In dem Nebel, der sogar im Innern herrschte, waren sie nicht mehr als Schatten. Tel streckte sich auf seiner Matratze aus, als die Gestalt auf der nächsten Pritsche sich auf den Ellbogen stützte. »He, du bist doch einer der Neuen, der die Lücken füllen soll.«
    »Welche Lücken?« fragte Tel.
    »Ach, du weißt schon! Ich meine, ihr seid der Ersatz.«
    »Was ist denn mit den anderen passiert, für die wir hierhergeschickt wurden?«
    »Willst du das wirklich wissen?« fragte die Schattengestalt.
    »Nein, nicht unbedingt.« Tels Hände strichen über die Wolldecke. »Gewöhnen sich die Augen an diesen Nebel?«
    »Nein, die Augen nicht, aber ihr.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nach einer Weile findet man sich damit ab, daß man halbblind ist.«
    »Oh! Was, genau, macht ihr Burschen hier eigentlich?«
    »Das kommt darauf an, wofür man ausgebildet wurde.«
    »Ich bin 606-B-Mechaniker. Und mit der 605 komme ich auch ganz gut zurecht.«
    »Na, dann wirst du keine Schwierigkeiten haben, hier etwas zu tun zu finden.«
    Tel grinste durch den Nebel und empfand ein warmes befriedigendes Gefühl. Er wurde gebraucht.
    »Ich muß jetzt schlafen«, brummte der Schatten.
    »Nur noch eine Frage.« Tel senkte die Stimme. »Was ist mit dem gelbäugigen Wächter?«
    »Meinst du Quorl, den Späher?«
    »Ja, der, der den Wegweiser aufgestellt hat.«
    »Was soll mit ihm sein?«
    »Na ja, er benimmt sich ein wenig komisch.«
    »Natürlich tut er das«, erwiderte die Stimme des Schattens. »Er ist ja schließlich der Späher. Du würdest dich auch nicht viel anders benehmen, wenn du tun müßtest, was man von ihm verlangt.« Die Matratze quietschte, als der Soldat sich umdrehte. »Wir können uns ein andermal darüber unterhalten, aber jetzt bin ich zu müde.«
    »Ist schon recht. Gute Nacht.« Tel setzte sich auf und versuchte, durch die dunstige Düsternis zu sehen. Er fragte sich, was es war, das Quorl tun mußte. Und dann dachte er darüber nach, wer vor ihm auf der Pritsche geschlafen hatte und was aus ihm geworden war. Vielleicht hätte er doch fragen sollen, aber … Er war jedenfalls froh, daß es genug Arbeit für einen 606-B-Mechaniker hier gab. Sehr froh, sogar, denn er konnte die 606-B zerlegen und zusammenbauen, konnte jedes schadhafte Teil auswechseln, wußte, wann sie zuviel oder zuwenig Öl hatte oder wann die Federung ersetzt werden mußte. Wenn er nur wüßte, was … Nein, darüber durfte er nicht nachdenken. Es war viel besser zu denken, wie froh es ihn machte …
    Ein paar Stunden später, als Tel draußen zwischen den Baracken herumspazierte, hielt er an, bückte sich und betrachtete seine Stiefel. Sie waren bis zu den Knöcheln mit Schlamm bedeckt. Als er sich wieder aufrichtete und die Luft einsog, rief jemand:
    »Wer ist da?«
    »Eh – Tel 211 BQ-T.«
    »Oh, hallo! Ich bin es, Lug.«
    »Hallo, Affe. Ich dachte schon, es wäre ein Sergeant oder ein Offizier oder so.«
    »Aber nein.« Lug wurde sichtbarer, je näher er in dem Nebel kam. »Du hast mich auch überrascht.« Er reichte nur ein wenig über Tels Schulter. Tel sah sein Grinsen, als er auf ihn hinunterblickte.
    »Hat dein Freund Illu dir erzählt, was hier vorgeht?«
    Lug kratzte sich am Kopf und fiel in Gleichschritt mit Tel. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es verstehe.«
    »Was hat er denn gesagt.«
    Lug runzelte konzentriert die Stirn. »Erst hat er gesagt, wir sind vor der Hauptkampflinie des Feindes. Wir sind Teil einer Kette von

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