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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Wagen. »Ist nicht allzu viel los, heute nachmittag«, murmelte er. »Ich erinnere mich gut, daß wir oft gar nicht alle einlassen konnten, die die Show sehen wollten, wenn wir in ländliche Gegenden kamen.« Er klickte mit den Zähnen. »Der Krieg verdirbt uns das Geschäft. Aber was soll’s. Schließlich haben wir einen Feind jenseits der Barriere. Was kritzeln Sie da eigentlich?« fragte er erneut.
    »Es ist eine neue und völlig nutzlose Methode von Notenaufzeichnungen. Es ist zum Ablesen viel zu kompliziert, obwohl es bedeutend mehr Zwischentöne als im üblichen System erfassen könnte.«
    »Ich verstehe.« Mr. Triton vergrub eine Hand in seinem dichten Bart. Mit der anderen spielte er ein Arpeggio auf dem metallisch klingenden Instrument. »Ich fing vor siebenundzwanzig Jahren als Virtuose auf einem dieser Dinger an. Jetzt gehört mir der ganze Zirkus«, sagte er stolz. Doch dann verdüsterten sich seine Züge. »Wir hatten zwar hin und wieder Zeiten, wenn das Zelt nicht ganz gefüllt war, aber so schlimm wie jetzt war es noch nie. Wir kehren am besten noch vor Ende dieser Woche nach Toron zurück, dort dürften wir genügend Besucher haben. Die meisten Leute sind ohnehin in die Stadt abgewandert.«
    Clea richtete sich abrupt auf und blickte hinaus auf die Wiese.
    »Was ist los?« Mr. Triton folgte ihrem Blick. »Wer ist das?«
    Clea sprang von der niedrigen Bühne hinab und rannte durch das Gras. Die warmen Halme streiften ihre Beine. »Jon!« rief sie.
    »Clea!« Er fing seine Schwester in den Armen und drehte sie herum.
    »Jon, was machst du denn hier?«
    Er stellte sie auf die Füße. Arkor und Let machten ihr Platz.
    »Wir wollten dich besuchen. Und was machst du?«
    »So viele Dinge, daß ich gar nicht wüßte, wo ich anfangen sollte. Ich habe eine neue Oberschwingung in der Tetronvibrations-Reihe entdeckt. Und wußtest du, daß die Dichte der Blattadern vom Stengel aufwärts konstant ist, und zwar in jedem Blatt verschieden konstant? Du kannst das in deine Ablage für Unnützes geben. Dann arbeite ich an etwas viel Größerem als das, aber ich bin noch nicht sehr weit damit gekommen. O ja, und am Vormittag mache ich die Buchführung für den Zirkus.« Als sie zurück zum Vibraphonwagen spazierten, fragte sie. »Wer sind deine Freunde?«
    »Oh, verzeih. Arkor, das ist meine Schwester, Dr. Koshar. Und das ist …«
    »Entschuldige«, unterbrach ihn Clea. »Ich benutze einen anderen Namen. Man kennt mich hier als Clea Rahsok.«
    Jon lachte. »Auch wir haben ein Geheimnis. Clea, das ist Seine königliche Hoheit, Prinz Let. Wir bringen ihn zur Krönung nach Toron zurück.«
    Clea blieb stehen und musterte Let scharf. »Die offizielle Bekanntmachung lautete zwar, daß er tot ist, aber von oben kommt ja auch nicht immer die Wahrheit. Arbeitest du noch mit der Herzogin Petra zusammen?«
    »Ja.«
    »Oh. Kommt mit, dann mache ich euch mit Mr. Triton bekannt.«
    »Was habt ihr denn für eine Show?«
    »Eine gute. Aber hier machen wir kein Geschäft.« Erst als sie sich im Schatten des Vibraphonwagens befanden, blieb Clea erneut stehen und blickte von Jon auf Arkor. »Eure Augen«, murmelte sie. »Jon, wäre es möglich, später mit dir zu sprechen? Ich habe ein paar Fragen.« Dann hob sie die Stimme. »Mr. Triton, das ist mein Bruder Jon und zwei seiner Freunde.«
    »Oh, wirklich? Welch eine Überraschung!«
    »Wir sind auf unserem Weg zurück nach Toron. Zufällig sahen wir ihr Plakat in einem der kleinen Fischerdörfer, und entschlossen uns, einen Abstecher hierher zu machen«, sagte Arkor. »Es ist ein sehr wirkungsvolles Plakat, fällt einem sofort ins Auge. Wer hat es denn entworfen?«
    Mr. Triton überkreuzte die Hände auf dem Bauch und strahlte über das ganze Gesicht. »Ich selbst. Gefällt es Ihnen ehrlich? Ich habe auch die Mastspitzen für die Wagen dort entworfen. Es ist mein Zirkus von der Truppe bis zum letzten Nagel.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns herumzuführen?« bat Arkor.
    »Mit Vergnügen«, versicherte ihm der geschmeichelte Impresario.
     
    Ein Sonnenstrahl fiel zwischen die Zeltklappen. Jon stand innen dicht am Eingang und atmete den Geruch warmen Sägemehls ein. Clea lehnte sich gegen die Wand der Umkleidekabine.
    »Das gehört doch nicht alles dir, Schwester?« Jon deutete auf den offenen Kunststoffschrank.
    »Ich teile die Umkleidekabine mit einer Freundin, die auch du kennst«, erklärte sie. »Und jetzt verrate mir, was vorgeht, Bruderherz.«
    »Ich zeige es dir.« Er

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