Die Tulpe des Bösen
trug einen großen Korb, die andere ein in ein weißes Tuch eingeschlagenes Päckchen. Also war auch Pieter Hartig noch fleißig bei der Arbeit.
Katoen betrat die Apotheke und sah Hartig, der, die Ärmel hochgekrempelt und eine Schürze vor dem Bauch, in einem großen dampfenden Kessel rührte. Als er den Besucher bemerkte, blickte er ihn grußlos an. Hartigs kantiges Gesicht mit dem vorspringenden Kinn war starr wie eine Maske. Ihre Blicke trafen sich kurz, dann war Katoen auch schon an ihm vorbei und ging nach oben zu Catrijns Wohnung. Wahrscheinlich, dachte er, kocht es jetzt nicht nur in Hartigs Kessel.
Catrijn, die Katoen mit einem zurückhaltenden Lächeln öffnete, trug ein schlichtes dunkelblaues Kleid mit einem Ausschnitt, der eingedenk der Trauer um ihren Bruder etwas zu offenherzig schien.
»Schön, daß du da bist, Jeremias, komm bitte herein.«
Er trat ein und legte seinen Hut ab. »Guten Abend, Catrijn. In deinem Brief stand etwas von einem Abendessen, das ich auf keinen Fall versäumen dürfe.«
Catrijn schloß die Wohnungstür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihre Augen, die von derselben Farbe waren wie ihr Kleid, sahen Katoen lange an, bevor sie sagte: »Ich habe vielleicht ein wenig geflunkert. Es ist eher ein bescheidenes Mahl, das ich für uns beide zubereitet habe. Aber ich wollte so gern, daß du kommst. Ich habe mich am letzten Sonntag schlecht benommen, und dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich bin eine eifersüchtige Kuh.« Ihr schüchternes Lächeln erstarb. »Außerdem möchte ich dir dafür danken, daß du dein Leben gewagt hast, um Nicolaas zu retten.«
»Leider vergebens«, seufzte er. »Dein Bruder liegt auf dem Grund des Damraks.«
»So ein dummer Segelunfall, und das passiert ausgerechnet ihm, der immer ein so guter Segler gewesen ist.« Sie schüttelte den Kopf, als könne sie es noch immer nicht fassen. »Aber wenigstens ist dir nichts zugestoßen!«
Sie kam auf ihn zu, legte die Arme um ihn und küßte ihn. Ihre warmen Rundungen, die sich gegen ihn preßten, und das betörende Parfüm, das ihn umfing, hätten ihn unter anderen Umständen sicher schwach werden lassen.
Als Catrijn merkte, daß er ihre Zärtlichkeiten nicht erwiderte, ließ sie ihn los und trat einen Schritt zurück. »Was ist mit dir? Kannst du mein dummes Benehmen von Sonntag nicht vergessen?«
»Das habe ich längst.«
»Was ist es dann?«
»Ich war am Vormittag in der Noorderkerk und habe meinen Büttel Joris Kampen zu Grabe getragen.«
Sie nickte verständnisvoll. »Das ist der, den der Tulpenmörder getötet hat, nicht wahr?«
»Ja.«
»Hast du schon eine Spur von dem Mörder?«
»Möglicherweise. Wenn es stimmt, was ich vermute, dann bin ich dicht an ihm dran.«
»Du wirst ihn kriegen, da bin ich mir sicher.« Sie strich ihm sanft über die Wange wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet. »Geh doch in den Salon, Jeremias. Ich mache uns etwas zu trinken.«
Im Salon holte er nach, wozu er bei seinem ersten Besuch nicht gekommen war, er betrachtete die Gemälde an den Wänden. Sie wollten nicht so recht zu der gemütlichen, freundlichen Einrichtung passen. Alle Motive entstammten dem Alten Testament: Jakob, der am Fluß Jabbok mit dem Engel ringt; Moses, der das Goldene Kalb zerschlägt; Lot, der betrunken mit seinen beiden Töchtern in der Höhle liegt. Sowohl die Motive als auch ihre Ausgestaltung waren von düsterer Art.
Catrijn kehrte mit zwei schlanken, langstieligen Kristallgläsern zurück, die mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt waren. Sie reichte ihm eines. »Honiglikör, er wird dir schmecken.«
»Dessen bin ich mir sicher«, sagte er, stellte sein Glas aber auf den Tisch. »Doch zuvor möchte ich mir etwas anderes schmecken lassen.«
Diesmal umarmte er Catrijn und öffnete ihre Lippen mit seinen, ließ seine Zunge ihren Mund erkunden, während er begann, ihr Kleid aufzuknöpfen. Er hatte die Hälfte der Knöpfe geöffnet, da rutschte das Kleid ein Stück hinunter, wurde aber von Catrijns rechtem Arm aufgehalten, denn sie hielt noch immer ihr Glas in der Hand. Nachdem sie es ebenfalls auf den Tisch gestellt hatte, streifte Katoen das Kleid weiter nach unten bis auf ihre Hüften, dann tat er mit dem Unterkleid dasselbe. Seine Hände umfaßten ihre milchweißen Brüste, und er bedeckte die großen Brustwarzen, die sich unter seinen Berührungen versteiften, mit Küssen.
Catrijn erschauerte und sagte: »Das ist gut, Jeremias. Ich dachte schon, ich würde dich
Weitere Kostenlose Bücher