Die Tulpe des Bösen
ließ. Sie schien das Wohlgefallen in seinem Blick zu bemerken, und ein Lächeln huschte über ihre halb geöffneten Lippen.
Unvermittelt trat sie vor und streckte die Hand nach dem Stuhl aus, auf dem Katoens Sachen lagen. Mit einer schnellen Bewegung hatte sie seinen Dolch aus der Scheide gezogen und drückte ihm die Spitze gegen die Brust, genau an der Stelle, wo sein Herz saß. In ihren dunkelblauen Augen blitzte es auf.
»Hat der Tulpenmörder es so gemacht?« fragte sie. »War es diese Stelle, an der er zugestochen hat?«
»Ja«, antwortete Katoen verwirrt, und seine Stimme klang kratzig. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Mein Bruder sagte etwas von einem Stich direkt ins Herz.« Sie legte ihre Linke neben der Dolchspitze auf seine Brust. »Euer Herz schlägt schnell, weil Ihr aufgeregt seid. Ist das so, wenn man einem Feind – seinem Mörder – gegenübersteht?«
»Ja, so ist das.«
Catrijn legte den Dolch zurück auf den Stuhl und lächelte breit. »Hier seid Ihr nicht in Gefahr. Ihr müßt nicht aufgeregt sein, jedenfalls nicht deswegen.«
Er streckte seine Arme aus und zog sie zu sich heran, drückte ihren warmen Leib gegen den seinen. »Ihr braucht keine Waffe, um das Herz eines Mannes schneller schlagen zu lassen, Catrijn!«
Ihre Lippen fanden sich zu einem langen Kuß, und dann küßte er ihre Wangen, ihre Schultern, ihre schweren Brüste, während seine Hände ihren leicht gewölbten Bauch streichelten. Seine Rechte glitt tiefer zu ihrem Schoß, der von einem hellen, gekräuselten Haarflaum bedeckt war. Dort ließ er seine Finger sanft kreisende Bewegungen vollführen. Catrijn begann vor Lust zu zittern, reckte ihren Unterleib nach vorn und rieb ihn an seiner Hand, wobei sie ihm Zärtlichkeiten ins Ohr flüsterte. Seine Finger fanden den Weg in ihren warmen, feuchten Schoß und liebkosten sie.
Ihr ganzer Körper erbebte so heftig, daß sie sich nicht länger aufrecht halten konnte. Beide sanken auf den weichen Teppich, und Catrijn sah ihn mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Verlangen an. Als er sich über sie beugte, streckte sie sich rücklings aus und spreizte einladend die Schenkel.
Wie sie sich ihm so darbot, erfüllten ihn Verlangen und Glück. Die Vorstellung, sich mit dieser schönen Frau zu vereinigen, mußte jeden Mann mit Lust erfüllen, aber da war noch mehr: Er verspürte den Wunsch nach einem Leben an ihrer Seite, das auf einmal zum Greifen nahe schien.
Sanft drang er in Catrijn ein. In rhythmischen Stößen preßte er seinen Unterleib gegen ihren, langsam erst, dann schneller und heftiger, während sich ihre Münder erneut zu Küssen vereinigten, zu leidenschaftlichen, verlangenden, fast schmerzhaften Küssen. Katoen fühlte sich, als hätte er schon ewig auf Catrijn gewartet, und sie schien dieses Gefühl zu erwidern.
Beider Körper verschmolzen miteinander. Jeder spürte die Lust des anderen wie seine eigene, und so geschah es fast wie von selbst, daß sie beide gleichzeitig zum Höhepunkt kamen. Ein langgezogener Laut entrang sich Catrijns tiefster Kehle, halb Stöhnen und halb Schrei, halb Erfüllung und halb das Verlangen nach mehr.
Als sie schließlich voneinander abließen und nebeneinander auf dem Teppich lagen, waren sie beide schweißgebadet, als hätten sie sich nie abgetrocknet. Aber die Erschöpfung war eine außerordentlich wohlige. Katoen empfand eine Zufriedenheit wie schon lange nicht mehr, und stärker als je verspürte er den Wunsch, eine Frau an seiner Seite zu wissen – eine Frau wie Catrijn.
Die lachte plötzlich lauthals los.
»Was hast du?« fragte er perplex. »Lachst du mich an oder aus?«
»Beides. Mein Blick fiel gerade auf das Virginal.«
»Und?«
»Das letzte Stück, das ich bei meinem Bruder gespielt habe, war gar nicht von Sweelinck, sondern von Cornelis Schuyt. Du kennst dich in der Musik nicht besonders aus, oder?«
»Nein, nicht besonders«, gab er zu und stimmte in ihr Lachen ein. »Und ich hatte tatsächlich geglaubt, ich hätte richtig geraten!«
Sie lachten noch, als Katoen aus dem Augenwinkel ein Paar regennasser Stulpenstiefel sah, das plötzlich neben ihm auftauchte. Er verstummte, und sein Blick glitt an der Gestalt eines fremden Mannes hinauf bis zu dem finsteren Gesicht.
Das Gelächter und die Teppiche, die überall in Catrijns Wohnung lagen, mußten das Geräusch seiner Schritte verschluckt haben. Er war groß und kräftig, und seine geballten Hände zitterten.
»Unzucht, liederliche Unzucht!« kam es gepreßt über seine
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