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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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hoch und verließ den Raum, bevor er noch alle Knöpfe geschlossen hatte.
    Katoen wandte sich an Stoffel. »Du kannst auch gehen. Aber wenn du das Geschäft deines Herrn noch ein einziges Mal als Hurenhaus mißbrauchst, werde ich den Sargmacher Hoven darüber in Kenntnis setzen, und dann landest du vor Gericht.«
    »J-ja, danke«, stotterte der Rothaarige. »I-ich muß hier aber noch aufräumen.«
    »Nicht jetzt, komm in einer halben Stunde wieder.«
    »Ja, Mijnheer, danke nochmals«, sagte Stoffel und schloß sich den abziehenden Nachtläuferinnen und Freiern an.
    Während Katoen mit dem Gehilfen des Sargmachers beschäftigt gewesen war, hatte Dircks seinen Blick auf eine offene Holzkiste gerichtet, die nicht weit von seinem Sargausschank auf dem Boden stand. Darin lagen allerhand Werkzeuge, von denen einige recht gute Waffen abgegeben hätten: Hämmer, Beitel, Sägen, ein Bohrgewinde, ein Beil und anderes mehr.
    »Denkt nicht einmal daran, Dircks!« warnte Katoen. »Bevor Eure Hand auch nur in die Nähe der Kiste kommt, seid Ihr tot!«
    »Offenbar«, sagte der Kuppler mit belegter Stimme und starrte auf Katoens doppelläufige Pistole. Dann sah er dem Amtsinspektor in die Augen. »Ihr veranstaltet das Ganze hier nur meinetwegen, oder?«
    »Ihr seid ein kluger Mann, Dircks, nur setzt Ihr leider Euren Verstand für die falschen Ziele ein. Die Sargmacherei Eures Schwagers nachts in ein Hurenhaus zu verwandeln, auf einen solchen Gedanken muß man erst einmal kommen.«
    Dircks, der das als Lob zu nehmen schien, grinste. »Ist billiger, als Zimmer für die Weiber anzumieten. Und es gibt eine Menge Männer in Amsterdam, die gern mehr dafür bezahlen, es in einem Sarg zu treiben. Das könnte für uns beide ein gutes Geschäft sein, Katoen.«
    Katoen seufzte. »Ihr lernt es nie, was? Ich will mit Euren dreckigen Geschäften nichts zu schaffen haben. Im übrigen steht Ihr kurz davor, wieder vor Gericht zu landen. Dann allerdings, das verspreche ich Euch, werdet Ihr Euch nicht freikaufen können. Wenn ich erzähle, was ich hier gesehen habe, stehen Euch ein paar schwere Jahre im Rasphuis bevor!«
    Erneut zuckten die Gesichtsmuskeln des Kupplers, und es fiel ihm sichtlich schwer, nicht auf Katoen loszugehen. Aber letztlich siegte seine Schläue über seinen Zorn. Er wußte, daß er gegen sechs geladene Pistolenläufe auch nicht den Hauch einer Erfolgsaussicht hatte. Das Blei würde ihn auf die kurze Distanz in Fetzen reißen.
    »Ich sehe schon, mit Euch ist nicht zu handeln, Herr Amtsinspektor.« Er betonte die letzten beiden Worte dermaßen, daß es sich fast wie eine Verhöhnung anhörte. »Dann sagt mir endlich, was Ihr dafür verlangt, daß ich dem Rasphuis entgehe!«
    Statt zu antworten, fragte Katoen: »Dekkert, Kampen, sind alle weg?«
    »Ja«, antwortete Dekkert. »Die feine Gesellschaft hat sich verzogen.«
    »Gut. Kampen, Ihr bewacht die Eingangstür und sorgt dafür, daß wir keine ungebetenen Besucher haben. Dekkert, Ihr bleibt hier.«
    Während Kampen den Raum verließ, wandte Katoen sich wieder dem Kuppler zu. »Was ich von Euch will, ist eigentlich recht simpel: Macht den Schaden wieder gut, den Ihr vergangene Nacht angerichtet habt!«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich kam in ehrlicher Absicht zum Grünen Papagei. Es war keine Falle. Durch Euer Geschrei habt Ihr den Handel vereitelt.«
    »Und der Maskierte? Hat der etwa nicht zu Euch gehört?«
    »Nein, auch wenn Ihr mir das nicht glaubt. Ich war von seinem Auftauchen nicht minder überrascht als Ihr. Sagt das Euren Komplizen. Und sagt Ihnen auch, daß der Eigentümer nach wie vor gewillt ist, die Ware zurückzukaufen. Sie sollen Zeit und Ort für ein neues Treffen benennen.«
    Dircks schüttelte den Kopf. »Aber ich gehöre nicht zu den Kartenschnappern!«
    »Da hatte ich aber einen anderen Eindruck.«
    »Die haben mich angeheuert, eigens für dieses Treffen. Ich wußte nicht, daß ich es mit Euch zu tun bekomme, sonst hätte ich abgelehnt. Als ich Euch gegenüberstand, war ich ebenso verblüfft wie Ihr.«
    »Wer genau hat Euch angeheuert? Und wann?«
    »Gestern nachmittag ist einer der Kartenschnapper zu mir gekommen, aber seinen Namen hat er nicht genannt.«
    »Und warum hat keiner aus der Bande den Boten spielen wollen?«
    »Vielleicht aus Furcht vor einer Falle?«
    »Möglich«, brummte Katoen. »Ihr habt doch bestimmt eine Möglichkeit, Verbindung zu Eurem Auftraggeber aufzunehmen.«
    Der Kuppler schluckte schwer. »Wenn ich Euch das verrate, Katoen,

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