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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Ganzen verschlang. Die Mutter der Rattenbabys musste krank gewesen und gestorben sein, denn die Couch stank noch Wochen später nach Verwesung. Doch bis dahin schlief Mason schon lange auf einem Kippstuhl am anderen Ende des Wohnzimmers.
    Und eine weitere, noch ältere Erinnerung kam hoch, doch er schob sie zurück in die dunklen Tiefen seiner Träume.
    Die Kreatur hier im Keller war bloß eine Maus gewesen. Damit konnte Mason umgehen. Mäuse waren ängstlich. Ratten waren diejenigen, die er verabscheute, mit ihren langen Schwänzen, ihrer Überlegtheit und diesen Augen, in denen aufmüpfige Intelligenz funkelte.
    Wieder versuchte er, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Vielleicht war die Maus seine Muse gewesen. Andere Künstler sprachen von dem Geist, der sie bewegte, der sich
in
ihnen bewegte. Mason konnte das nicht verstehen. Ihn trieben lediglich Sturheit und Wut an.
    Er wandte sich dem Holzklumpen zu, den er zusammen mit Ransom aus einem umgestürzten Baum geschlagen hatte. »Okay, welche Geheimnisse versteckst du in deinem Inneren?«
    Er untersuchte das Muster der Jahresringe und fuhr sanft über die Maserung des Holzes. Der tote Baumsaft pulsierte. Durch die Heizungsrohre pfiff ein Luftzug.
    »Was willst du werden?« Er griff nach seiner kleinen Axt. Der Luftzug verwandelte sich in leises Gelächter. Er fühlte, wie sich eine Hand um die seine legte, ein warmer Beutel aus Luft, der seine Bewegungen lenkte.
    Seine Stimme wurde lauter. »Was zur Hölle willst du von mir?«
    Mason versenkte die Metallklinge tief im Fleisch des Ahornholzes. Der flache, einmalige Widerhall des Hiebs klang beinahe wie ein zufriedenes Seufzen.

19. KAPITEL
    R oth war verärgert. Drei Filmrollen hatte er verschossen. Zuerst hatte er das Haus im sanften, flach abfallenden Licht der Morgenröte eingefangen und später, als die Sonne am östlichen Firmament emporstieg, die drohenden, schroffen Schatten. Er war ein ganzes Stück den sandigen Weg hinuntergelaufen, um mit dem Fernobjektiv eine Serie von Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven zu machen. Dabei hatte er redliche Mühe, das Stativ zu schleppen, während er sich dem Haus näherte. Durch entsprechende Einstellungen an der Blende hatte Roth eine ziemlich gute Tiefenschärfe erzielt. So wirkte das Haus vor dem umgebenden Wald harmlos und klein. Danach hatte er einige Bilder aus kürzerer Distanz ohne Stativ gemacht, um genau den entgegengesetzten Effekt zu erhalten, als ob das Haus die Bäume und Berge überragte.
    Alle Aufnahmen waren von höchster Qualität. Er hatte sozusagen immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Doch er musste noch etwas anderes ausprobieren. Er wollte die Brücke fotografieren. Die schmale, verwitterte Brücke mit den dramatischen Klippen und den diffusen Nebelschwaden würde ein hübsches Bild für ein Faltblatt abgeben.
    Er war sich ganz sicher, dass er ein Foto von dieser Brücke
wollte
. Als er jedoch unter dem Blätterdach der Bäume die Straße hinunterging, erschien ihm die Idee auf einmal nicht mehr so verlockend. Es war so warm, dass sich selbst im Schatten Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Ein Schwall von Übelkeit und Schwindel überkam ihn. Noch bevor er um die letzte Biegung gelaufen war, wo das Anwesen abschüssig wurde, hatte er endgültig beschlossen, dass die Brücke eine sinnlose Verschwendung guten Materials wäre.
    Daher lief er zurück nach Korban Manor. Eine leichte Brise kam auf und er fühlte sich merklich besser, als sein Schweiß getrocknet war. Er fotografierte das Haus noch einmal aus genau denselben Perspektiven wie zuvor. Es war alles ein großer Haufen Mist.
    »Ich verblöde, das ist alles«, murmelte er vor sich hin.
    »Was haben Sie gesagt?«
    Die weibliche Stimme kam von irgendwo rechts von ihm. Er blinzelte hinüber in die Schatten der Bäume und hoffte, dass er seinen britischen Akzent beibehalten hatte, während er vor sich hinmurmelte. Man durfte sich keinen Fehler erlauben.
    »Ich habe gesagt ›Was für eine Arbeit und Mühe‹«, erwiderte er.
    Er konnte die Frau, die auf einem Stumpf neben einem Ahornbaum saß, sehen. Auf ihrem Schoß lag ein Skizzenblock, in der Hand hielt sie einen Kohlestift. Roth spähte auf ihre langen Beine und freute sich insgeheim, dass es so warm war und sie sich für kurze Shorts entschieden hatte.
    »Machen Sie gerade Fotos?«, fragte sie.
    Fotos. Gaffer und Idioten machten
Fotos
. Roth gab dem Wesentlichen einen Rahmen, fing das Essenzielle ein, machte den Kern der Dinge

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