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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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an! Ich kann es doch auch nicht ändern, ich bin nun einmal so wie ich bin. – Außerdem habe ich Hunger und Durst.«
    Doch er sah immer noch schweigend an ihr vorbei aufs offene Meer hinaus.
    Von seinem stillen Ernst beunruhigt, tat sie dennoch so, oder gerade deshalb so, als bemerke sie es nicht. Sie trocknete umständlich langsam ihre Füße mit dem Taschentuch ab, wobei sie unbemerkt aus den Augenwinkeln zu ihm hinschielte.
    Endlich drehte er sich langsam zu ihr um. Seine Augen immer noch todernst, wirkten dunkler als sonst, irgendwie fremd. Er befeuchtete mit der Zunge die trockenen Lippen, öffnete sie und sagte: »Dann werden wir uns wohl nicht mehr sehen?!«
    Lena schluckte. Sie wollte etwas sagen aber kein Ton war zu hören, nur ein undeutliches stöhnen.
    »Ist schon gut, Lena, deine Sprachlosigkeit ist mir Antwort genug«, sagte er und stand auf.
    Ihr Mund ausgetrocknet, der Speichel zu einem zähen Knoten verdickt, drückte ihr die Kehle zu. Sie rang nach Luft und spürte plötzlich den Ärger über sich selbst in sich hochsteigen, der sie dann endlich von ihrer blamablen Verwirrung befreite, und so sagte sie mit ihr selbst fremd klingenden Stimme: »Bei dir klingt alles zu endgültig! Warten wir’s doch ab …«
    »Zu endgültig …? Abwartend …? Wenn ich das schon höre! Meinst du nicht, dass sich das nach einer verdammt billigen Ausrede anhört?«
    »Ich bitte dich, Knut, was soll das! Nein, nicht heute, nicht an diesen letzten gemeinsamen Tag. Außerdem finde ich es schon etwas merkwürdig, dass du auf eine bindende Antwort von mir drängst, wo wir uns doch nur flüchtig kennen – noch dazu in Urlaubsstimmung.«
    Endlich schien er sich eines Besseren besonnen zu haben, denn er begann einzulenken. »Du hast ja recht, meine Ungeduld ist schrecklich.« Er lächelte vage. »Vielleicht stimmt das tatsächlich, dass mit der Torschlusspanik im gewissen Alter. Wie sonst wäre meine plötzliche Ungeduld zu erklären? Ausgerechnet ich, der sich gar nicht genug über dererlei Gehabe amüsieren konnte. Also wirklich, ich kenne mich manchmal selbst nicht mehr wieder. Wenn du wüsstest, welche großen Sprüche ich gerade in dieser Hinsicht geklopft habe – einfach entsetzlich!«
    Lena strahlte. »Siehst du, jetzt gefällst du mir schon wesentlich besser. Denn Ungeduld, mein Lieber, ist eher was für ganz junge Leute – die dürfen das noch … Und jetzt lass uns endlich etwas essen gehen, sonst hat sich deine Ungeduld bereits jetzt erledigt!«
    Der letzte Abend im Hotel entwickelte sich ganz spontan zu einem herzerfrischend schönen Abschiedsfest. Das begann schon beim gemeinsamen Abendessen, wo bereits eine überdurchschnittlich heitere Stimmung herrschte. Selbst die Gäste, die nicht zur großen Reisegruppe gehörten, schlossen sich zum überwiegenden Teil dem munteren Treiben an. Es wurde eine Menge getrunken, getanzt, und noch mehr gelacht.
    »Ihr Freund, Ihr Begleiter, oder wie auch immer, scheint sich ja ordentlich verspätet zu haben«, bemerkte der gutaussehender Mann aus Stuttgart, Lenas Tischnachbar, mit scheinheiligen Lächeln.
    »Nein, das nicht direkt – er ist dienstlich unterwegs.«
    »Ach ja, na eben, er ist ja Busfahrer.«
    Lena nickte.
    Der Mann wechselte sogleich das Thema. »Meiner Frau ist irgendetwas auf den Magen geschlagen, sie fühlte sich heute den ganzen Tag über nicht sonderlich wohl. Wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass sie es nur mit der Sonne etwas zu sehr übertrieben hat.«
    »O ja, das kann höchst unangenehme Folgen haben. Ist das Ihre Zeitung da auf dem Stuhl?«
    »Ja. Möchten Sie sie lesen?«
    »Nur mal kurz überfliegen.«
    »Bitte!«, reichte er ihr die Zeitung hin. Zog sie aber augenblicklich wieder zurück und schlug die mittlere Seite auf. »Da, sehen Sie«, zeigte er auf einen zweispaltigen Artikel, »wie ich neulich erst gesagt habe, da steht es schwarz auf weiß, dass der Bauboom im Osten einen gigantischen Aufschwung genommen hat.«
    »Soviel ich weiß, habe ich das keineswegs bestritten. Natürlich hat der Bauboom kolossal zugenommen, und er wird noch mehr zunehmen, schließlich dürfte der Nachholbedarf riesig sein. Nun ja, ich erinnere mich, Ihr Erstaunen bezog sich ja mehr auf die Finanzierung, die Sie nicht verstehen konnten, stimmt’s?«
    »Ja.« Er zeigte wiederum auf den mit auffälligen Lettern hervorgehobenen Bericht. »Hier, sehen Sie, alles Eigenheime! Reihenweise Eigenheime, und das auf breiter Ebene. Wissen Sie was das kostet?«
    Lena

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