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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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zeigte mit dem Kopf auf Jenkins, der unterwegs war nach unten. »Ich habe gehört, was er sagte. Das ist die kleine Deckshütte unmittelbar vor der Brücke, nicht wahr? Ich werde hingehen.«
    Nicolson sah einen Augenblick lang in die ruhigen, braunen Augen, dann nickte er und sagte: »Kommen Sie mit, wenn Sie mögen. Vielleicht brauche ich Hilfe, um ihn herauszuholen, wer immer es sein mag.«
    Im Gang unten trafen sie auf Vannier, der herankam, stolpernd unter dem Gewicht der Decken, die er auf den Armen trug. »Wie steht es mit den Booten, Vierter?« fragte Nicolson ihn rasch.
    »Erstaunlich, Sir – sie haben kaum einen Kratzer. Man könnte direkt glauben, die Japaner hätten sie absichtlich geschont.«
    »Beide Boote?« fragte Nicolson erstaunt.
    »Jawohl, Sir.«
    »Ein Danaergeschenk«, brummte Nicolson. »Machen Sie weiter, Vierter. Und vergessen Sie nicht die Tragbahre für den Kapitän.«
    Unten auf dem Hauptdeck war die Hitze kaum zu ertragen, und beide Männer schnappten nach knapp zehn Sekunden heftig nach Luft. Das Benzin in den Laderäumen brannte zweimal, dreimal so heftig wie vor fünf Minuten, und durch das Donnern der Flammen konnten sie das dumpfe Gerumpel der Metallfässer hören, die in der intensiven Hitze fast pausenlos explodierten. Doch Nicolson nahm diese Dinge nur ganz am Rande wahr. Er stand an der wasserdichten Stahltür über der Luke, auf die er mit dem Ende des sechzig Zentimeter langen Rohres schlug, das zum Öffnen der Riegel der Lukentüren diente. Während er, über die Luke gebeugt, auf ein Zeichen von innen wartete, sah er, wie der Schweiß in einem fast unaufhörlichen Strom von seiner Stirn auf das Deck tropfte. Die Luft war so trocken und das Metall so heiß – sie konnten die Hitze des Decks durch die Sohlen ihrer Schuhe spüren –, daß die Schweißtropfen beinah augenblicklich verdampften, sobald sie das Deck berührten. Und dann, so plötzlich, daß es den beiden Männern, obwohl sie mit solcher Spannung darauf gewartet hatten, einen Ruck gab, kam von der anderen Seite der Tür ein antwortendes Klopfen, sehr schwach, aber völlig unmißverständlich. Nicolson verlor keine weitere Zeit. Die Riegel gingen in der Tat sehr schwer auf – das Metall hatte sich offenbar durch die Erschütterung einer Explosion verzogen –, und es erforderte ein Dutzend kräftiger Schläge mit dem Vorschlaghammer, den Nicolson mithatte, um die beiden verklemmten Riegel aufzubekommen; der letzte Riegel sprang auf den ersten Schlag auf.
    Aus der dämmrigen Tiefe des Pumpenraums schlug ihnen ein Schwall heißer, übelriechender Luft entgegen, doch Nicolson und van Effen kümmerten sich nicht darum und spähten hinunter in die Dunkelheit. Dann machte van Effen seine Taschenlampe an, und da sahen sie deutlich das ölverschmierte, graue Haar eines Mannes, der die Leiter heraufkam. Und dann griffen zwei lange Arme nach unten, und einen Augenblick später stand der Mann neben ihnen an Deck, den einen Arm in instinktiver Abwehr vor das Gesicht gehoben, um sich gegen die Hitze der Flammen zu schützen. Er war von Kopf bis Fuß mit einer dicken Ölschicht überzogen, und das Weiß seiner Augen bildete einen fast komischen Kontrast in dem schwarzen, verschmierten Gesicht des Mannes.
    Nicolson starrte ihn einen Augenblick an und sagte dann verblüfft: »Willy!«
    »So ist es«, sagte Willoughby bedeutungsvoll. »Kein anderer – der gute, alte Willy. Jünglinge im schönsten Alter müssen – na ja, nicht aber hochbetagte Zweite Ingenieure. Das sind keine gewöhnlichen Sterblichen.« Er wischte sich etwas Öl aus dem Gesicht. »Stimmt keine Klage an um Willoughby.«
    »Was zum Teufel haben Sie da eigentlich gemacht? – Aber das können Sie uns später erzählen. Kommen Sie, Willy. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir gehen in die Boote.«
    Willoughby schnappte keuchend nach Luft, während sie die Leiter zur Brücke hinaufstiegen. »Habe mich mit einem Sprung in Sicherheit gebracht. Wäre um ein Haar hingewesen in meines Lebens Blüte. Wohin soll die Reise gehen?«
    »So weit fort von diesem Schiff wie möglich«, sagte Nicolson grimmig. »Die Viroma kann jetzt jeden Augenblick in die Luft fliegen.«
    Willoughby drehte sich um und legte die Hand über die Augen. »Das ist nur Benzin, was da brennt, Jonny. Da besteht immer die Möglichkeit, daß das Feuer von allein wieder ausgeht, wenn das Benzin zu Ende gebrannt ist.«
    »Tank Nummer eins brennt auch.«
    »Auf, in die Boote, und nicht mehr

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