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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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flackernden Spitzen aufgeschluckt wurden von der wirbelnden Schwärze des Rauchs. Trotz der grimmigen Hitze war Nicolsons erste instinktive Reaktion nicht, sein Gesicht mit den Händen zu schützen, sondern sich die Ohren zuzuhalten: selbst auf eine Entfernung von fast fünfzig Metern war das dumpfe Donnern des Brandes nahezu unerträglich.
    Auch hier hatten die Japaner sich verrechnet. Eine Bombe, die den Maschinenraum treffen sollte, war im Dieselölbunker krepiert, und der Luftdruck der Explosion hatte das achterliche Schott zum Maschinenraum und das doppelte Schott des Kofferdamms nach vorn zum Tank Nummer eins durchschlagen. Ein Zweifel war eigentlich gar nicht möglich: was da brannte, war Tank eins, rund eine Million Liter Treiböl, in Brand geraten und wie durch einen Blasebalg angefacht durch den heftigen Luftstrom, der durch das Loch im Kofferdamm nach unten strömte. Selbst wenn sie noch das nötige Gerät zur Feuerbekämpfung gehabt hätten und genügend Leute zu seiner Bedienung, auch dann wäre es ebenso selbstmörderisch wie schwachsinnig gewesen, es mit diesem Inferno aufnehmen zu wollen, dessen Hitze jeden Mann vernichtet haben würde, noch ehe er auf fünfzehn Meter heran war. Und dann hörte Nicolson durch das tiefe, gleichbleibende Donnern der Flammen hindurch ein anderes, noch tödlicheres Geräusch – das Aufheulen eines auf höchsten Touren laufenden Flugzeugmotors. Im gleichen Augenblick sah er auch schon die Maschine, die an Steuerbordseite, in Höhe der Mastspitze, wie ein Pfeil heranschoß, und sprang mit einem Satz durch die offene Tür hinter ihm, während die Geschosse der Bordkanone dort aufschlugen und detonierten, wo er zwei Sekunden vorher gestanden hatte.
    Nicolson verfluchte seine Vergeßlichkeit, stand wieder auf, machte die Tür zu und sah sich um. Sowohl die Pantry als auch der Gang davor waren bereits leer – Walters war kein Mann, der unnötig Zeit verlor. Rasch ging Nicolson den Gang entlang und quer durch die Messe zu der Treppe, die zum Bootsdeck hinaufführte. Dort traf er auf Farnholme, der sich damit abmühte, den jungen Soldaten die Treppe hinaufzutragen. Nicolson half ihm schweigend, und oben kam Walters ihm entgegen, der ihm seinen Teil der Last abnahm. Nicolson warf einen Blick den Gang entlang zur Funkbude hin.
    »Haben Sie Ihren Haufen beieinander, Funker?«
    »Jawohl, Sir. Der komische Araber kommt grad wieder zu sich, und Miss Plenderleith packt ihren Koffer, als wollte sie für vierzehn Tage an die See.«
    »Ja, die hat die Ruhe weg – kann einen direkt nervös machen.« Nicolson sah den Gang entlang nach vorn. Siran und seine Männer standen am Fuß der Leiter, die nach oben zum Kartenraum führte; alle sahen ängstlich und wenig glücklich aus, mit Ausnahme Sirans. Sein braunes Gesicht war unbewegt. Nicolson sah Walters scharf an: »Wo ist van Effen?«
    »Keine Ahnung, Sir. Habe ihn nicht gesehen.«
    Nicolson ging zu der Gruppe hin und blieb vor Siran stehen. »Wo ist van Effen?«
    Siran zog die Schultern hoch, verzog die Lippen zu einem Lächeln und sagte nichts.
    Nicolson stieß ihm die Pistole in den Bauch, und das Lächeln verschwand aus dem braunen Gesicht. »Von mir aus können Sie auch gleich sterben«, sagte Nicolson freundlich.
    »Er ist nach oben gegangen«, sagte Siran und zeigte mit dem Kopf auf die Leiter. »Vor einer Minute.«
    Nicolson drehte sich rasch um. »Haben Sie eine Schußwaffe, Funker?«
    »In der Funkbude, Sir.«
    »Holen Sie sie. Van Effen hatte kein Recht, diese Burschen sich selbst zu überlassen!« Er wartete, bis Walters zurückkam. »Es braucht keine besonderen Gründe, um diese Bande zu erschießen – der fadenscheinigste Vorwand genügt.«
    Er stieg nach oben, wobei er jeweils drei Stufen auf einmal nahm, und ging durch den Kartenraum in das Ruderhaus. Vannier war inzwischen wieder bei Bewußtsein, er schüttelte den Kopf hin und her, um die Betäubung loszuwerden, hatte sich aber wieder soweit erholt, daß er Evans behilflich sein konnte, den Arm zu bandagieren. McKinnon saß noch bei dem Kapitän.
    »Haben Sie van Effen gesehen, Bootsmann?«
    »War vor einer Minute hier, Sir. Er ist nach oben aufs Dach gegangen.«
    »Nach oben? Was um alles in der Welt –«, setzte Nicolson an, brach dann aber plötzlich ab; es war keine Zeit zu verlieren. »Wie fühlen Sie sich, Evans?«
    »Habe eine verdammte Wut im Bauch, Sir«, sagte Evans, und so sah er auch aus. »Wenn ich bloß einen von diesen Himmelhunden –«
    »Schon

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