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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bilateralen Abkommens einst feierlich geschworen, Charis im Kriegsfalle zu Hilfe zu kommen. Als der Fall eintrat, hatte er so getan, als erfülle er das Abkommen. In Wahrheit hatte er seine Flotte bereits ausgeschickt, um sich mit der Galeerenflotte von Dohlar zu vereinigen und dann den Untergang von Charis zu besiegeln.
    Verständlicherweise erfreuten sich daher weder das Königreich Tarot noch dessen Monarch in Tellesberg sonderlicher Beliebtheit.
    Wenigstens hat die Garde zu verhindern gewusst, dass jemand den König mit faulen Äpfeln bewirft , dachte Cayleb trocken. Eine Leistung, wenn man bedenkt, wie ... widerspenstig der Charisianer an sich ist! Und dann gibt es da gewiss auch noch den einen oder anderen Tempelgetreuen, der nur zu gern dem König einen Dolch zwischen die Rippen jagen möchte. Schließlich hat Gorjah Clyntahn ›verraten‹, als sich Tarot wieder dem Kaiserreich zuwandte! Der arme Kerl kann es aber auch wirklich niemandem recht machen, was?
    Eigentlich konnte der Kaiser dem König von Tarot sein Verhalten kaum vorwerfen. Bereit das auszusprechen war Cayleb nicht. Des großen Erfolgs wegen hätte der Monarch des kleinen Reiches sonst den Seitenwechsel vielleicht dann vielleicht gleich noch wiederholt!
    Ausnahmsweise wirkt sich Clyntahns Ruf einmal zu unseren Gunsten aus , dachte Cayleb deutlich weniger belustigt. Nur ein echter Schwachkopf würde in Erwägung ziehen, sich wieder in die Nähe des Großinquisitors zu wagen, wenn er ihm erst einmal in die Quere gekommen ist!
    Gorjah erreichte das Podest, blieb stehen und verneigte sich tief.
    »Euer Majestät«, sagte er.
    Vier oder fünf Sekunden lang schwieg Cayleb nur und ließ Gorjah seine förmliche Verbeugung aufrechterhalten. Dann räusperte er sich.
    »König Gorjah«, begrüßte er ihn schließlich. »Noch bis vor kurzem hätte ich nicht für möglich gehalten, dass Sie mich hier in Tellesberg besuchen kommen.«
    »Öhm, gewiss, Euer Majestät.« Gorjah richtete sich auf und hüstelte geziert. »Ich denke, keiner von uns hatte damit gerechnet, dass wir einander so bald wiedersehen würden.«
    »Ach, ich hatte durchaus die Absicht, Ihnen schon bald einen Besuch abzustatten«, versicherte ihm Cayleb mit einem vielsagenden Lächeln. Kurz geriet Gorjahs zur Schau gestellte Gelassenheit ins Wanken. Dann straffte der König von Tarot die Schultern und nickte.
    »Das hätte ich wohl verdient«, erwiderte er mit einer Ruhe, die Cayleb durchaus lobenswert fand. »Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, ich hätte den von Euch geplanten Besuch genossen, Euer Majestät, bezweifle ich doch, dass man etwas an Eurer Motivation hätte aussetzen können.«
    »Wohl kaum«, unterstrich Cayleb und lehnte sich in seinem Thron zurück. Er wünschte, Sharleyan säße jetzt neben ihm auf dem verwaisten zweiten Thron, statt mit gebrochenen Rippen auf einem Sofa in ihren Gemächern in Manchyr zu liegen.
    »Aber jetzt sind Sie hier«, fuhr er fort, »und zu Unhöflichkeit besteht keine Not. Es ergäbe auch keinen Sinn, so zu tun, als hätten Sie auf den Marschbefehl der ›Vierer-Gruppe‹ anders reagieren können, als Sie es getan haben. Schließlich«, er berührte die Armlehne des leeren Throns mit der Hand, »hat noch nicht einmal Königin Sharleyan eine Möglichkeit gesehen, sich den Forderungen der Ritter der Tempel-Lande zu widersetzen. Von Belang ist jetzt die Zukunft, nicht die Vergangenheit.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Nahrmahn Baytz, der in der Nähe des Throns stand und zuschaute. Um den Hals trug der Prinz von Emerald die goldene Kette eines Kaiserlichen Beraters. »Was geschehen ist, ist nun einmal geschehen. Angesichts der Bedrohung, der wir alle uns gegenübersehen, kann es sich keiner von uns leisten, Feindseligkeiten der Vergangenheit weiter zu nähren.«
    »Dem stimme ich zu, Euer Majestät.« Ruhig erwiderte Gorjah den Blick des Kaisers. »Ich neige nicht dazu, mir oder anderen etwas vorzumachen. Daher gebe ich nicht vor, die Vorstellung, mich offen Mutter Kirche zu widersetzen, erschrecke mich nicht. Selbst wenn man den spirituellen Aspekt außer Acht lässt, ist der Einfluss der Kirche in der Welt der Sterblichen doch immer noch enorm. Nur habe ich auch den Schrecken gesehen, den das mit sich bringen kann.« Er schüttelte den Kopf. Ernst und aufrichtig, dessen war sich Cayleb sicher, sprach er weiter. »Sollte ich jemals daran gezweifelt haben, dass Clyntahn wahnsinnig ist, dann haben seine Säuberungsaktionen, seine Exekutionen

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