Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Die ersten zwei, drei Versuche Sharleyans, sich vorsichtig hinzulegen, schlugen fehl. Sie wusste einfach nicht, wie das aus einer sitzenden Position zu bewerkstelligen wäre, wenn man den Oberkörper stocksteif hielt. Als Merlin sie schließlich ohne weiteres Federlesen hochhob und vorsichtig aufs Bett legte, keuchte sie einmal kurz auf.
    »Danke.« Sie lächelte ihn an. Blitze zuckten vor dem Fenster des Schlafgemachs, und kurz zeichnete sich das Profil des Seijin vor den Scheiben ab. Donner grollte. »Nun, es ist wirklich ein bisschen schlimmer als damals, bei dieser Geschichte mit dem Pony.«
    »Ach was?«, gab Merlin trocken zurück. Dann seufzte er und betrachtete die hässliche Prellung auf ihrer linken Gesichtshälfte. Er wusste genau, dass sein eigener Ellenbogen dafür verantwortlich war. Dieser blaue Fleck ist ja fast so dunkel wie der auf ihren Rippen! , dachte er und fuhr sanft mit einer Fingerspitze darüber. Sie konnten von Glück reden, dass er ihr nicht gleich das Jochbein gebrochen hatte!
    »Verzeiht mir«, sagte er, ein trauriges Lächeln auf den Lippen.
    »Was denn? Dass Ihr mir schon zum zweiten Mal das Leben gerettet habt?« Sie griff nach seiner Hand und hielt sie kurz fest. »Bei den Ahrmahks scheint das ja langsam Tradition zu werden, was? Schaut – es gewittert sogar wieder! Meint Ihr, Ihr werdet darüber hinweggekommen sein, mir blaue Flecken verpasst zu haben, wenn Alahnah erst einmal groß ist?«
    »Ich werde mich bemühen, Eure Majestät. Ich werde mich ganz gewiss bemühen. Und wenn sie ein bisschen älter ist«, Merlin griff in seine Gürteltasche, »dann wird sie ja vielleicht ein kleines Erinnerungsstück an ihre erste Reise nach Corisande haben wollen.«
    »Erinnerungsstück?«, wiederholte Sharleyan und bemerkte dann, dass Merlin ihr etwas Kleines, Schweres auf die Handfläche legte. Die Pistolenkugel war jetzt nur noch ein flaches Stück Metall, das im Schein der Nachttischlampe dumpf schimmerte.
    »Aber ja!« Wieder blickte Merlin ihr in die Augen. »Nicht jede Mutter übersteht zwei Attentate, bevor ihr Kind auch nur ein Jahr alt ist. Aber wisst Ihr, für uns arme Leibwächter ist das immer ziemlich ermüdend. Also, was haltet Ihr davon, wenn wir damit warten, Gelegenheit für Attentat Nummer drei zu schaffen, bis Alahnah mindestens ... sagen wir: sieben Jahre alt ist? Einverstanden?«

.X.
Königlicher Palast, Tellesberg,
Altes Königreich Charis
    König Gorjah von Tarot war kein sonderlich hochgewachsener Mann.
    Er war ein wenig größer als Prinz Nahrmahn (was nicht allzu schwer war), dabei aber deutlich weniger ... gewichtig. Natürlich war er auch deutlich jünger, nur wenige Jahre älter als Cayleb selbst, und hatte längst nicht so viele Jahre der Maßlosigkeit genossen wie der Fürst von Emerald. Seine Kleidung war elegant geschneidert; bei jeder seiner Bewegungen raschelte die Stahldistelseide, und an seinem reich bestickten so genannten Haupttuch, der traditionellen Kopfbedeckung von Tarot, funkelten zahlreiche geschliffene Edelsteine. Alles in allem hätte er den Eintrag in einem Bildwörterbuch inspirieren können, in dem ein Monarch aus Tarot abgebildet wäre, der für ein wichtiges Gesellschaftsereignis gekleidet war. Natürlich konnte er es an Eleganz nicht mit dem Kaiser aufnehmen, der ihn erwartete. An Caylebs Staatskrone funkelten Rubine und Saphire in atemberaubendem Rot und Blau. Die prunkvolle, überreich bestickte, juwelenbesetzte (und unerträglich heiße) Staatsrobe war mit dem winterweißen Fell einer Peitschenechse abgesetzt.
    Trotzdem musste Cayleb dem Regenten von Tarot Punkte für guten Stil zugestehen, wie Merlin es genannt hätte. Ganz offenkundig hatte sich Gorjah Alyksahndar Nyou große Mühe gegeben, dem Anlass angemessen aufzutreten.
    Doch im Augenblick war ihm auch anzumerken, dass er immens nervös war, so gut er es an sich auch zu verbergen wusste. Der Kämmerer war ihm vorausgegangen und hatte ihn angekündigt. Dann war König Gorjah III. gemessenen Schrittes auf die beiden Throne am Ende des Saales zugegangen und hatte die Schar Höflinge, Ratsherren und Priester, die man herbeigerufen hatte, geflissentlich ignoriert.
    Leicht kann ihm das nicht fallen , ging es Cayleb durch den Kopf, während er zuschaute, wie Gorjah näher kam. Von den fünf Reichen, die zu Beginn dieses Krieges an dem Angriff auf Charis beteiligt gewesen waren, war ausschließlich Tarot zuvor im Bündnis mit Charis gewesen. Gorjah hatte im Rahmen eines offiziellen

Weitere Kostenlose Bücher