Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
und seine Ketzergerichte diesen Zweifel endgültig beseitigt. Als der Krieg seinen Anfang nahm, mag der Großinquisitor vielleicht noch anders gedacht haben. Aber mittlerweile ist er davon überzeugt, dass jeder, der sich ihm nicht voll und ganz unterordnet – wohl bemerkt ihm persönlich, nicht Mutter Kirche oder Gott! –, sein Existenzrecht verwirkt hat. Sich jemandem entgegenzustellen, der in dieser Weise denkt und über all die Macht der Inquisition gebieten kann, ist wahrlich erschreckend. Aber die Vorstellung, was aus dieser Welt würde, wenn jemand wie Clyntahn diesen Kampf gewinnt, ist noch ungleich erschreckender.«
    Schweigend blickte ihn Cayleb an. Die Worte des Königs von Tarot sollten bei den Anwesenden nachwirken. Cayleb gestand Gorjah zu, es aufrichtig zu meinen. Gleichzeitig wusste er eines genau: Besonders glücklich war Gorjah über den Gang der Ereignisse nicht. Gut, er hätte keinerlei realistische Chancen gehabt, sich den Forderungen der ›Vierer-Gruppe‹ zu widersetzen. Er hatte Charis verraten müssen. Aber er hatte auch nicht gezögert, es zu tun. Das Abkommen mit Charis nämlich war Gorjah immer schon ein Dorn im Auge gewesen; Tarot verkomme, hatte er immer gesagt, dadurch zu einer charisianischen Kolonie. Jetzt aber sah er sich gezwungen, Tarot genau dazu zu machen. Durch die Unterwerfung unter Charis wurde sein Reich ganz offiziell zu einer einfachen Provinz des Kaiserreichs. Das musste ihm bitter aufstoßen. Cayleb sah es als angemessene Vergeltung für den an Charis begangenen Verrat. Wankend werden konnte Gorjah ja nicht, solange es die ›Vierer-Gruppe‹ noch gab.
    »Dann, König Gorjah«, sagte er, »sollten wir vielleicht anfangen.«
    »Selbstverständlich, Euer Majestät.«
    Wieder verneigte sich Gorjah und wartete. Ein Page legte ein aufwändig besticktes Kissen auf die oberste der Stufen, die zu Caylebs Podest führten. Dann verbeugte sich der Page und zog sich zurück. Mit anmutigen Bewegungen kniete sich Gorjah auf das Kissen. Zu Caylebs Rechten trat Erzbischof Maikel vor und streckte dem König die mit Gold und Juwelen gezierte Heilige Schrift entgegen. Der König küsste das Buch, dann legte er die rechte Hand darauf und blickte zu Cayleb auf.
    »Ich, Gorjah Alyksahndar Nyou, schwöre Kaiser Cayleb und Kaiserin Sharleyan von Charis die Treue«, sagte er mit fester, wenngleich nicht gerade freudiger Stimme, »mit dem Herzen, mit Leib und Seele und mit dem Schwert. Ich gelobe, meine Pflichten zu erfüllen, ihnen gegenüber, ihren Kronen gegenüber und ihren Häusern gegenüber, in jeglicher Weise, wie zu tun Gott mir die Fähigkeit verliehen hat. Ich leiste diesen Eid ohne jegliche geistigen oder moralischen Vorbehalte, und ich beuge mich dem Urteil des Kaisers und der Kaiserin und Gottes selbst über die Treue, mit der ich die Pflichten, die ich nun vor Gott und den hier versammelten Zeugen übernehme, ehren und erfüllen mag.«
    Cayleb streckte den Arm aus und legte seine Hand auf die Gorjahs. Dann blickte er dem vor ihm knienden König fest in die Augen.
    »Und Wir, Cayleb Zhan Haarahld Bryahn Ahrmahk, nehmen diesen Euren Eid an, in unserem eigenen Namen und im Namen Sharleyan Alahnah Zhenyfyr Ahlyssa Tayt Ahrmahks. Wir werden Euch vor jeglichen Feinden beschützen, Wir vergelten die Lehnstreue mit Unserer Treue, vergelten Gerechtigkeit mit Gerechtigkeit und Eidbruch mit Strafe. Möge Gott über Uns und Unseren Eid urteilen, wie er über Euch und den Euren urteilt.«
    Einige Sekunden lang rührte er sich nicht. Die beiden blickten einander an, die Hände von Lehnsherr und Lehnsmann lagen übereinander. Dann zog Cayleb die Hand zurück und nickte.
    »Damit wäre das geklärt«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. »Nachdem das jetzt erledigt ist«, er erhob sich und winkte seinem neuesten Vasallen aufmunternd zu, während er von dem Podest hinabstieg, »könnten wir uns ja an die Arbeit machen ... und ich komme endlich aus diesem verdammt Ornat raus!«

.XI.
Pier der Schiffsausrüster,
Manchyr, Fürstentum Corisande
    Ganz anders als bei meiner Ankunft , dachte Sharleyan Ahrmahk. Ihre Kutsche rollte hinter der Eskorte corisandianischer Kavallerie auf der Prinz-Fronz-Allee dem Pier der Schiffsausrüster entgegen. Bei Sharleyans Ankunft hatte der Jubel nicht so recht überzeugt geklungen. Gut, die südöstliche Region Corisandes stand schon seit Monaten treu hinter dem Regentschaftsrat. Hier hatte man auch akzeptiert, dass die charisianischen Besatzungstruppen bemüht

Weitere Kostenlose Bücher