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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Acht zu lassen war gefährlich. »Gut, ich werde sie anrufen«, lenkte sie ein.
    Yoshiki sah ihr unverwandt ins Gesicht, als wolle er ein Urteil über sie fällen. »Jeden, von dem du glaubst, er ginge dich nichts mehr an, versuchst du sofort loszuwerden.«
    »Das ist nicht meine Absicht.«
    Masako sah Yoshiki an. Sie merkte, dass er ihr Verhalten der letzten Tage verurteilte. Ihm war nicht verborgen geblieben, wie sehr sie sich seit der Sache mit Yayoi verändert hatte.
    »Ich hab vielleicht zu viel gesagt, entschuldige.« Yoshiki verzog das Gesicht, als hätte er auf etwas Bitteres gebissen, und sah sie an. Sie trugen beide eine Kälte in ihren Herzen und wollten sich in den Augen des anderen vergewissern, ob sie auch bei ihm vorhanden war. Masako ließ ihren Blick sinken und zog die Tagesdecke über das Bett. Während er sich die Krawatte umband, sagte Yoshiki: »Du hast eben im Schlaf gestöhnt.«
    Während sie dachte, dass die Farbe der Krawatte nicht zum Anzug passte, antwortete Masako: »Ich hab schlecht geträumt.«
    »Wovon denn?«
    »Von meinem toten Vater. Er kam im Traum auf mich zu und hat allerlei gesagt.«
    »Aha«, brummte Yoshiki nur und steckte sich schweigend die Monatskarte und das Portemonnaie in die Hosentasche. Er hatte sich immer gut mit ihrem Vater verstanden. Dass er trotzdem nicht weiter nach dem Inhalt ihres Traums fragte, musste Masako als Zeichen der Ablehnung deuten. Er wollte nicht in sie dringen, damit sie ihm ihr Herz ausschüttete. Vielleicht hielt er es gar nicht mehr für nötig, dass sie sich ihm anvertraute. Vielleicht hielt auch sie selbst das nicht mehr für nötig. Umständlich schlug Masako die Enden der Tagesdecke um die Matratze und dachte über ihre verlorene Ehe nach.

    Nachdem Yoshiki das Haus verlassen hatte, rief Masako bei Yayoi an.
    »Ja, bitte,Yamamoto hier«, meldete sich eine unwillige, völlig erschöpfte Stimme, als wollte sie sagen: Wer ist es denn nun schon wieder! Sie ähnelte derYayois, war es aber nicht. Die Stimme klang älter und war mundartlich gefärbt.
    »Mein Name ist Katori. Ist Yayoi da?«
    »Sie hat Tabletten genommen und schläft jetzt. Wer sind Sie bitte?«
    »Ich bin eine Arbeitskollegin aus der Fabrik. Ich habe gerade die Zeitung gelesen und mache mir nun große Sorgen um Yayoi.«
    »Vielen Dank. Es ist wirklich unfassbar, was da passiert ist,Yayoi ist mit den Nerven am Ende. Seit gestern Abend liegt sie nur noch im Bett.«
    Ihr Tonfall klang schroff und abgestumpft. Wie viele Male mochte das Telefon an diesem Morgen schon geklingelt, wie oft mochte sie dieselben Fragen schon beantwortet haben? Verwandte, Kenjis Arbeitskollegen, Yayois Freunde, die Nachbarschaft, die Massenmedien. Sie schien die immer gleichen Worte zu wiederholen wie das Tonband eines Anrufbeantworters.
    »Sind Sie die Mutter von Yayoi?«
    »Ja«, antwortete die Mutter kurz angebunden, als hätte sie sich geschworen, bloß nicht unvorsichtig zu sein.
    »Es ist furchtbar, wirklich furchtbar. Wir alle machen uns große Sorgen um sie, bitte sagen Sie ihr das. Sie soll sich schonen, wir wünschen ihr gute Besserung.«
    Sie wird sich an meinen Anruf erinnern, und das ist gut so, dachte Masako. Nicht anzurufen wäre tatsächlich unnatürlich gewesen. Jetzt musste sie nur noch nach Kräften dafür sorgen, dass nichts herauskam, mehr konnte sie im Moment nicht tun.
    Als sie den Hörer auflegte, kam Nobuki herunter. Stumm aß er sein Frühstück und verließ gleich darauf das Haus; ob er zur Arbeit musste oder sich irgendwo amüsieren ging, wusste sie nicht. Als sie alleine war, machte sie den Fernseher an und zappte sich auf der Suche nach Nachrichten durch die Programme. Doch alle Sender meldeten dasselbe, es schien noch keine neuen Entwicklungen gegeben zu haben.
    Yoshië rief mit gedämpfter Stimme an. Anders als Masako, war
sie von der Nachtschicht zurückgekehrt, hatte die Hausarbeit erledigt und offenbar einen Zeitpunkt abgepasst, da die Schwiegermutter in Schlaf gefallen war, um in Ruhe mit Masako sprechen zu können.
    »Es ist tatsächlich alles so gekommen, wie du vorausgesagt hast. Ich hab mich fürchterlich erschrocken, als ich gerade den Fernseher eingeschaltet hab!« Ihr Tonfall klang bedrückt.
    »Ja. Die Polizei wird nun sicher auch bald in der Fabrik auftauchen.«
    »Ob mit unseren Beuteln alles klargegangen ist?«
    »Wahrscheinlich«, antwortete Masako.
    »Hör mal, was sollen wir der Polizei denn jetzt sagen?«
    »Dass wir nichts wissen, weil Yama-chan seit jenem

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