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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Wohnung zurück, setzte sich vor den Fernseher, schaute weiter das Boulevardmagazin und aß das Lunchpaket, dazu trank sie Oolong-Tee. Als sie sich ein von Soße braun durchtränktes Schweinefleisch-Nugget in den Mund schob, fiel ihr wieder ein, wie Yayoi Yamamoto über den Soßenbottich gestolpert war. Die war ja vielleicht tapsig heute Morgen, dachte Kuniko und schnalzte mit der Zunge. Vollkommen aus der Welt, da konnte man ihr gar nicht helfen. So ein Quatsch, sich von seinem Mann schlagen zu lassen! Sie selbst hätte zurückgeschlagen!
    Kuniko aß die Schweinefleisch-Nuggets auf, und während sie Sojasoße auf die hart gewordenen chinesischen Teigtaschen – Gefrierware – tröpfelte und sie mit Senf bestrich, sah sie Yayois Gesicht vor sich. Wenn man so schön war, brauchte man sich doch nicht mit Nachtschichtarbeit abzugeben! Sie selbst würde sich ja zumindest einen Job in einem kleinen Restaurant oder einer Kneipe suchen. Sie hätte auch nichts gegen ein noch besseres Einkommen in irgendeinem halbseidenen Laden. Leider fehlte ihr dazu das Vertrauen in ihr Aussehen und ihre Figur – das war alles.
    Im Fernsehen lief gerade eine Reportage über Oberschülerinnen.
Kuniko legte die Wegwerfstäbchen zur Seite und schaute gebannt zu. Interviewt wurde eine auffallend gestylte Schülerin mit braun gefärbten, glatten, langen Haaren, deren Gesicht man unkenntlich gemacht und deren Stimme man verfremdet hatte.
    »Die Opas sind Geldbörsen, Geldbörsen auf zwei Beinen. Was ich von den Opas bekommen hätte? Ein Kostüm, zum Beispiel. Eins für vierhundertfünfzigtausend Yen.«
    »Willst du mich verarschen?! Nun schau dir diese Schlampe an, man fasst es nicht!«, schrie Kuniko plötzlich ins Fernsehen. Ein Kostüm für vierhundertfünfzigtausend Yen... wahrscheinlich von Chanel oder Armani. Sie hätte auch gern ein Chanel-Kostüm. Aber da neuerdings überall diese blutjungen, niedlichen Dinger herumliefen, sank ihr eigener Marktwert ins Bodenlose. »Wartet nur, ihr sollt mich noch kennen lernen«, murmelte Kuniko einige Male vor sich hin.
    Das einzig Gute an dem Job in der Lunchpaket-Fabrik ist, dass ich Masako begegnet bin, dachte Kuniko, als sie den kalten Reisklumpen mit aufgedrücktem Wellenmuster verspeiste. Es hieß, Masako sei zuvor Büroangestellte in einer soliden Firma gewesen, habe aber im Zuge einer Umstrukturierung ihre Stelle verloren. Kuniko hatte es im Gefühl, dass eine Frau wie Masako sich nicht für immer und ewig mit der harten Schichtarbeit in der Fabrik zufrieden geben würde. Über kurz oder lang könnte sie durchaus zur Festangestellten aufsteigen. Sogar ein Posten in der Verwaltung oder im Management war nicht ganz und gar auszuschlie ßen. Und wenn sie sich im entscheidenden Moment an Masako hielt, könnte auch für sie selbst etwas Besseres herausspringen. Was ihr allerdings nicht gefiel, war der Eindruck, dass Masako ihr nicht allzu sehr zu trauen schien.
    Kuniko schmiss die leere Plastikschale, die sie so sauber ausgekratzt hatte, dass man sie nicht mehr hätte abwaschen brauchen, in den Mülleimer neben der Spüle. Dann sah sie die Seiten mit den Stellenangeboten aus der Zeitung durch. Mit dem mickrigen Lohn aus der Fabrik konnte sie gerade mal die Zinsen ihres Schuldenbergs begleichen – an Rückzahlung war nicht zu denken. Aber der Stundenlohn für Teilzeitarbeit tagsüber war noch schlechter. Für acht Stunden am Tag würde sie genauso viel bekommen wie für die fünfeinhalb Stunden in der Nacht, deshalb wäre es dumm,
die Nachtschicht aufzugeben. Nur brauchte sie dann tagsüber ihren Schlaf. Ein einziger Teufelskreis! Kuniko wollte sich nicht eingestehen, dass sie ein Faulpelz war.
    Aber sie wollte auch nicht darüber nachdenken, wie hoch ihre Schulden mittlerweile waren. In letzter Zeit war sie sogar mit den Zinszahlungen in Rückstand geraten; sie hatte keine Ahnung, ob sich die Kreditsumme verringerte – sie wusste ja nicht einmal, auf wie viel sich diese überhaupt belief.
     
    Gegen Abend schminkte sie sich, zog ein Kostüm an – ein Chanel-Imitat – und verließ die Wohnung. Sie hatte genau das Richtige gefunden: einen Job, den sie machen konnte, bevor sie um halb zwölf zur Nachtschicht musste.
    Beim Fahrradabstellplatz traf sie die Frau von nebenan, die gerade heimkehrte. Sie sah müde aus, trug ein billiges Sommerkostümchen, ein Fummel, wie sie ihn im Supermarkt verschleudern, und schleppte sich an Einkaufstaschen ab. Wahrscheinlich wurde sie von ihrer Firma nach Strich

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