Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
Vom Netzwerk:
dafür, dass ihr Mann gerade umgebracht worden war, wirkt sie ziemlich gefasst, dachte er unwillkürlich. Albern, was geht mich das an! Am unteren Bildrand wurde mehrmals der Hinweis »Frau Yamamoto, die Ehefrau des Opfers« eingeblendet. Der Name Yamamoto sagte ihm nichts, und es interessierte ihn auch nicht besonders. Er hatte längst vergessen, dass er an jenem Abend vor ein paar Tagen einen Gast namens Yamamoto aus dem Kasino geworfen und verprügelt hatte.
    Was ihn viel mehr bedrückte, war die stickige Luft an solch einem Hochsommernachmittag. Wenn er damals nur irgendeine Vorahnung gehabt hätte, dann wäre das nicht passiert! Wenn er diese Frau nicht getroffen hätte, wäre sein Leben anders verlaufen! Und heute, jetzt, hatte er eine Art Vorahnung, das spürte er deutlich an der merkwürdigen Stimmung, die ihn erfasst hatte.
     
    Eine Viertelstunde später setzte Satake seine Sonnenbrille auf und eilte im Laufschritt auf den Parkturm zu, wo er per Monatsvertrag einen Plattformstellplatz für seinen Wagen gemietet hatte. Die Autos, die in der Ferne vorüberfuhren, wirkten in der flirrenden Hitze verzerrt wie eine Fata Morgana. Satakes kalte, an das dunkle Zimmer gewöhnte Haut litt unter den sengenden Sonnenstrahlen und der schwülen Straßenluft. Sofort brach ihm der Schweiß aus. Satake wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und wartete geduldig, bis sein Wagen mit dem Lift unten angekommen war. Er machte die Tür auf, ließ den Motor an und schaltete sofort die Klimaanlage ein. Das mit schwarzem Leder
bezogene Lenkrad fühlte sich noch heiß an, als er längst schon losgefahren war.
    An Annas Launen war er gewöhnt. Heute will ich einkaufen gehen, ich brauche etwas Neues zum Anziehen! Ich muss einen anderen Friseur haben! Such mir einen Tierarzt heraus! Für alles Mögliche ließ sie Satake springen. Er wusste, dass sie damit seine Zuneigung zu ihr auf die Probe stellen wollte, wie ein Kind! Ein gequältes Grinsen erschien auf Satakes Gesicht, während er am Steuer darüber nachdachte.
    Als er auf die Klingel drückte, öffnete Anna sofort die Tür. Sie war bereits fix und fertig angezogen und schien auf ihn gewartet zu haben. Sie trug einen gelben Hut mit breiter Krempe und ein gleichfarbiges Sommerkleid. Während sie voller Ungeduld die Riemen ihrer schwarzen Lacksandalen zumachte, zog sie einen Schmollmund und sagte: »Du hättest ruhig früher hier sein können!«
    »Das geht nicht anders, wenn du so plötzlich anrufst.« Satake zog die Tür weit auf. Der typische Geruch von Annas Wohnung, ein Gemisch aus Kosmetikduft und Hundegestank, schlug ihm entgegen. »Wohin willst du überhaupt?«
    »Ins Freibad natürlich, das sag ich doch die ganze Zeit!«, rief Anna, während sie sich weit über das Geländer des Außenflurs lehnte und zum Himmel aufsah, wie um sich zu vergewissern, ob immer noch strahlender Sonnenschein herrschte. Sie war vor Freude so aufgedreht, dass man meinte, sie würde jeden Augenblick losrennen. Von Satakes gedrückter Stimmung schien sie nichts zu bemerken.
    »Das meine ich ja – also, in welches Bad willst du, in das vom Keiō Plaza oder ins New Ōtani?«
    »Die Hotelbäder sind doch viel zu teuer! Ich bin ja nicht verrückt!«
    »Wohin denn dann?«, fragte Satake, während sie schon auf dem Weg waren. Die sparsame Anna duldete keine Verschwendung, obwohl er doch sowieso alles aus seiner Tasche bezahlte.
    »Ins Bezirksbad natürlich! Das kostet vierhundert Yen für uns beide.«
    Die Bezirksbäder waren zwar billig, aber überfüllt und laut. Da er sich schon damit abgefunden hatte, diese schreckliche Hitze ertragen
zu müssen, konnte er es Anna auch recht machen. Also stieg er widerspruchslos in den Fahrstuhl.
     
    Das Freibad war voller Grundschüler und junger Pärchen. Um das Schwimmbecken herum waren Liegeterrassen aus Beton angelegt worden, auf deren oberster Stufe es einige schattige Plätzchen mit Bänken unter Bäumen gab. Als er sich dort oben auf eine Bank gesetzt hatte, kam Anna in einem leuchtend roten Badeanzug aus dem Umkleideraum und winkte ihm zu:
    »O-nii-chan!«
    Satake betrachtete Annas prächtige Figur, während sie auf ihn zugelaufen kam. Abgesehen von der für diese Badeumgebung zu weißen Haut, waren ihre weiblichen Formen makellos: Brust und Po standen schön heraus, die Beine waren lang, die Oberschenkel üppig, aber straff – die Proportionen stimmten einfach.
    »Kommst du nicht mit schwimmen?«, fragte Anna und atmete tief durch, als könne

Weitere Kostenlose Bücher