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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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sperren.
    Satake stand auf. Er ging in das Zimmer nebenan und öffnete das Fenster. Schnell zog er die Regenläden vor und verriegelte sie, bevor die nach Abgasen stinkende Hitze und der Straßenlärm eindringen konnten. Sofort wurde das hintere Zimmer dunkel. Erleichtert ließ Satake sich auf die vergilbten Tatami fallen.
    In diesem Zimmer befanden sich ein Kleiderschrank und ein akkurat zusammengelegter Futon, dessen Ecken genau im rechten Winkel herausstanden, als hätte man ein Winkelmaß angelegt. Jemand, der über ihn Bescheid gewusst hätte, wäre vielleicht auf die Idee gekommen, Satake habe seine Wohnung wie eine Gefängniszelle eingerichtet. Aber im Gefängnis hätte es natürlich keinen Fernseher gegeben.
    Während der Haft hatten ihn nicht allein die Erinnerungen an die ermordete Frau gequält. Er hatte auch unter der engen, rechteckigen Zelle gelitten. Deshalb mied er bis heute hermetisch abgeschlossene Räume in Betonbauten, sondern wohnte lieber in einem alten Holzhaus wie diesem. Außerdem war das der Grund, warum bei ihm ständig der Fernseher lief – wie ein offen stehendes Tor zur Außenwelt.
    Er ging in das Zimmer mit dem Fernseher zurück und setzte sich wieder im Schneidersitz davor. Da es an den Fenstern dieses Raums keine Regenläden gab, war nicht zu vermeiden, dass durch die Ritzen der Jalousien ein wenig Licht einfiel. Satake schaltete den Ton des Fernsehers ab. Jetzt waren nur noch der Verkehrslärm des nahe gelegenen Yamate-Rings und das leise Surren der Klimaanlage zu hören.
    Er zündete sich eine Zigarette an, verzog das Gesicht, als ihm der Rauch in die Augen stieg, und starrte abwesend auf den Bildschirm.
Gerade hatte ein Boulevardmagazin angefangen. Der Moderator hielt ein Schaubild in der Hand und erläuterte es mit ernster Miene; offensichtlich war in der vergangenen Woche in einem Vorortpark eine zerstückelte Leiche gefunden worden. Satake, der sich keine Spur dafür interessierte, legte beide Arme um den Kopf, wie um dem Tumult der Außenwelt zu entfliehen, der unerbittlich näher rückte. Als habe es ihn dabei beobachtet, klingelte genau in diesem Moment sein Handy, das neben ihm auf dem Fußboden lag.
    »Ja, hallo?« Mit zögerlicher, leiser Stimme bediente Satake das zweite Gerät, das ihn mit der Außenwelt verband. Einerseits wollte er an Tagen wie heute, die seine sorgsam versiegelte Vergangenheit in ihm wachriefen, nichts mit der Welt da draußen zu tun haben, andererseits hatte er sie bitter nötig, um sich ablenken zu können. Die innere Unruhe machte ihn rasend und verdarb ihm die Laune. Er hasste die Großstadt im Hochsommer und konnte doch nur in der Stadt leben.
    »O-nii-chan, ich bin’s.«
    Anna. Satake schaute auf die Rolex an seinem Arm. Genau ein Uhr. Die tägliche Routine rief. Unschlüssig, ob es denn wirklich unbedingt nötig war, bei dieser Affenhitze das Haus zu verlassen, antwortete er: »Was ist? Musst du zum Friseur?«
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht schwimmen gehen, wo es doch heute so heiß ist...?«
    »… schwimmen? Jetzt sofort?«
    »Ja. Lass uns ins Freibad gehen, bitte!«
    Erinnerungen an Wasser, das nach Chlor stank, an den Moschusduft von Sonnenöl und den frischen, trockenen Wind neben dem Becken wurden in ihm wach. Sie verkörperten zwar nicht die Art von Sommer, der er unbedingt entfliehen wollte, doch ausgerechnet heute hätte er lieber darauf verzichtet. Satake brauchte noch etwas Zeit, um sich an den Sommer zu gewöhnen.
    »Ist es dafür nicht schon zu spät? Du kannst doch an deinem freien Tag hingehen.«
    »Sonntags ist es doch immer so voll.«
    »Das ist nicht zu ändern.«
    »Och, lass uns doch gehen! Hast du denn gar keine Lust zu schwimmen? Anna möchte aber so furchtbar gerne!«

    Schließlich fasste Satake sich ein Herz und sagte: »Na gut. Ich komme mit.« Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, zündete er sich noch eine Zigarette an. Dann starrte er mit vorgerecktem Kinn und verengten Augen auf die stummen Bilder im Fernseher.
    Dort wurde gerade eine Frau mit starrem Gesichtsausdruck gezeigt, offenbar die Ehefrau des Opfers. Sie trug schlichte Kleidung, ein ausgewaschenes T-Shirt und Jeans, hatte ihr Haar hinten zu einem Knoten gebunden und war kaum geschminkt. Satake betrachtete ihr Gesicht genau, denn sie sah unerwartet gut aus, besaß wohlgestaltete Züge. Gewohnheitsmäßig schätzte er sie ab. Zweiunddreißig, dreiunddreißig ungefähr. Wenn man ihr etwas Make-up gab, würde sie noch hoch im Kurs stehen. Aber

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