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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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bisher begegnet bin, bist du bei weitem die Schönste!«
    »Das ist doch nicht wahr«, lachte Anna. Das konnte sie nicht glauben. Sie gehörte ja nicht einmal zu den ersten zehn in diesem kleinen Nachtclub. »Das ist gelogen.«
    »Ich lüge nie.«
    »Ja, aber...«
    »Du hast nur kein Selbstvertrauen. Wenn du zu mir kommst,
wirst du schon bald von deiner Anmut und Schönheit überzeugt sein, das verspreche ich dir.«
    »Aber dann wäre ich ja eine Hure!«, sagte Anna und schürzte die Lippen.
    »Nein, das war nur ein Scherz. Ich betreibe einen Nachtclub.«
    Dann würde sich für sie allerdings nicht viel ändern. Anna, der es mittlerweile schon vergebens vorkam, zum Geldverdienen nach Japan gekommen zu sein, ließ den Kopf hängen. Satake betrachtete sie und strich dabei mit seinen wundervoll langgliedrigen, wohlproportionierten Fingern ein paar Mal an seinem Whiskey-Soda-Glas entlang, an dem sich Wassertropfen gebildet hatten, da das Eis darin schon fast geschmolzen war. Dort, wo er entlangfuhr, liefen die Tropfen herab und machten schwarze Flecken auf den Untersetzer. Er hatte nicht einen einzigen Schluck getrunken, und Anna glaubte, dass das Glas allein zu dem Zweck vor ihm stand, um mit den Fingern außen entlangfahren zu können.
    »Magst du die Arbeit hier nicht?«
    »Doch, schon«, antwortete Anna verhalten und schaute ängstlich zur Mama-san hinüber, die hier im Club das Sagen hatte.
    Satake folgte ihrem Blick. »Du weißt nicht, was du tun sollst, nicht? Aber du bist doch hergekommen, um Geld zu verdienen, oder? Dann musst du das auch tun. In dir schlummert ein unglaubliches Talent.«
    »Talent?«
    »Ja. Schönheit ist ein Talent, genau wie das eines Schriftstellers oder eines Malers. Sie ist eine Gabe des Himmels, die nicht jedem geschenkt wird. Schriftsteller oder Maler müssen an ihrer Begabung arbeiten, um sie zu vervollkommnen. Und genauso musst du dich anstrengen, um dein Talent weiter auszubilden. Das ist deine Aufgabe, dein Beruf. Du bist eine Künstlerin, Anna-chan, davon bin ich überzeugt. Aber du scheinst dich davor drücken zu wollen …«
    Während sie ihm zuhörte, versetzte der sanfte Klang seiner Stimme sie beinahe in einen Rausch. Plötzlich hob sie ernst und bestimmt das Gesicht. Er wollte sie mit seinen geschickten Schmeicheleien doch nur dazu verleiten, in seinen Club zu wechseln! Vor genau solchen Leuten hatte man sie immer so eindringlich gewarnt!

    Satake schien Annas Befürchtungen zu erahnen, denn er lachte und sagte mit einem tiefen Seufzer: »Schade – was für eine Verschwendung!«
    »Aber ich habe ja überhaupt kein Talent!«
    »Doch, das hast du. Möchtest du denn gar nicht dafür sorgen, dass dein Leben so verläuft, wie du es willst?«
    »Doch, das möchte ich.«
    »Wenn erst ein paar deiner Wünsche in Erfüllung gegangen sind, wirst du etwas erkennen.«
    »Was denn?«
    »Dein eigenes Schicksal.«
    »Wieso?«
    »Weil es immer etwas geben wird, das nicht so läuft, wie du es dir gewünscht hast. Das ist Schicksal«, sagte Satake mit ernstem Gesicht und steckte ihr einen fein säuberlich zusammengefalteten Zehntausend-Yen-Schein zu, der wohl ihr Trinkgeld sein sollte. Während er diesen letzten Satz sagte, meinte Anna, in den sumpfigen Seen seiner Augen kurz etwas aufblitzen zu sehen und wandte hastig den Blick von ihm ab, nachdem sie den Geldschein entgegengenommen hatte. Denn sie hatte das Gefühl, etwas gesehen zu haben, was sie nicht sehen durfte.
    »Vielen Dank!«
    »Tja, dann«, sagte er, ließ seine Augen durch die Bar streifen, als hätte er augenblicklich jedes Interesse an Anna verloren, und gab dem Manager ein Zeichen, ihm eine andere Frau an den Tisch zu rufen. Anna hatte ausgedient und wurde einem neuen Gast zugewiesen. Sie war unzufrieden mit sich. Sicher hatte sie Satake enttäuscht, weil sie nicht auf sein Angebot eingegangen war.
    Und wenn es stimmte, was er gesagt hatte, wenn sie bei ihm wirklich schöner werden würde? Satakes Worte hatten Anna tief berührt und in helle Aufregung versetzt. Sie wollte doch mehr über ihr Schicksal erfahren! Ob sie mit ihrem ungeschickten Verhalten nun die Chance vertan hatte, sich zu verändern? Anna war zerknirscht.
    Als sie wieder in ihrer Wohnung war und den Geldschein hervorholte, den sie von Satake bekommen hatte, stand darauf der Name »Mika« und eine Telefonnummer.

    Satake hatte ihr vieles beigebracht, nachdem sie in seinen Nachtclub gewechselt war.
    Dass sie vor den Gästen besser so tun sollte, als könnte sie

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