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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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vervielfachen, fragte sich Satake und konnte nicht aufhören, sie zu schlagen. Er fesselte die Frau, deren Gesicht mittlerweile grausam entstellt und verquollen war, ans Bett. Dann vergewaltigte er sie wieder und wieder. Im Zimmer war für ihn nur noch das Quietschen der Klimaanlage zu hören, und er vergaß die Zeit.
    Schweiß vermischte sich mit Blut, und die Ledergürtel, mit denen er die Frau festgeschnürt hatte, schnitten ihr in die Handgelenke und ließen neues Blut fließen. Er schmeckte Blut, wenn er an ihren aufgequollenen Lippen sog. Blut roch nach Metall. Plötzlich hatte Satake den Dolch, den er der Frau in der Ladenpassage in die Seite gedrückt hatte, zu sich herangezogen.
    Irgendwann, während er immer wieder in sie stieß, die Lippen auf ihrem Mund, schrie die Frau auf. Plötzlich war der Hass aus ihren Augen verschwunden, und sie nahm ihn in sich auf. Sehnsüchtig und ungestüm wollte Satake noch weiter in sie hinein, tiefer und tiefer in sie dringen, und ehe er sich versah, hatte er ihr den zurechtgelegten Dolch in die Seite gerammt. Er hörte ihren Schmerzensschrei, fühlte, dass sie im selben Moment kam – und Satake verging in ekstatischer Lust.
    Es war die Hölle. Satake stach wieder und wieder in den Körper der Frau, überallhin, er steckte ihr die Finger in die Wunden und konnte doch nicht weit genug in sie dringen. Dies begreifen zu müssen machte ihn wahnsinnig. Wie von Sinnen vor Ungeduld presste er die Frau an sich. Sein Fleisch sollte mit dem ihren verschmelzen, er wollte eins werden mit ihr, wollte sich in ihr verkriechen. Sie sei so schön, so wunderbar, er liebe sie, murmelte er immer wieder. Für Satake wurde dieses Blutbad zum Paradies. Es war die Hölle und es war das Paradies, aber das konnten nur sie beide verstehen. Wer sonst hätte darüber richten können?
    Mit diesem Erlebnis ging ihm der Mensch, der er einmal gewesen war, restlos verloren. Aber gleichzeitig hatte er ein neues Ich hinzugewonnen. In Gestalt dieser Frau hatte das Schicksal die Grenzen des Mannes Mitsuyoshi Satake gesprengt, und nie hätte er für möglich gehalten, dass er ihr je wieder lebend begegnen würde. Aber darin bestand ja genau sein Schicksal: dass es nie
so lief, wie er geglaubt hatte. Das Phantom, das den schwarzen Dämon in ihm beherrschte und ihm mit eiskalten Händen den Rücken heraufgekrochen war, rutschte jetzt langsam ab. An seine Stelle trat Masako Katori, die ihn in die Hölle, ins Paradies lockte.
     
    Er konnte sich Masako vorstellen, wie sie um diese Zeit, wo die Sterne noch am Himmel standen, in der Fabrik am Fließband stand und arbeitete. Wie sie über den kalten Betonboden hin- und herlief, als wenn nichts gewesen wäre, mit dem von Einsamkeit verkleisterten Gesicht. Wie sie sich ins Fäustchen lachte, weil es ihr gelungen war, den Augen der Gesetzeshüter zu entgehen. Die Frau, die er getötet hatte, war auch so ein gewieftes Weib gewesen, das sich köstlich darüber amüsiert hatte, die Männer zu überlisten.
    Aber das konnte er sich nicht gefallen lassen. Wenn er sie erst geschnappt hatte, würde sich selbst in Masakos wachsamen Augen heftige Reue zeigen. Nach ein paar ordentlichen Schlägen würde das dünne Fleisch ihrer Wangen aufplatzen, Blut würde hervorquellen. Er sah Masakos Augen wieder genau vor sich, wie sie sich, von seiner Taschenlampe geblendet, zu Schlitzen verengt hatten. Satake wetzte seine Mordlust, sein Verlangen wie eine Messerklinge an einem nassen Schleifstein.
    Es war kein Kunststück, sich vorzustellen, wie Masako, um Yayoi zu helfen, die anderen mobilisiert und die Leiche aus dem Weg geräumt hatte.Yayoi selbst war das nicht zuzutrauen, sie hätte weder den Mumm noch den Grips dazu gehabt, davon war er überzeugt. Seit er Masako gesehen hatte, war sein Interesse an Yayoi im Nu verflogen. Ihr würde er höchstens noch die Versicherungssumme abnehmen, zu mehr taugte sie nicht. Sie war eben doch nur die Frau dieses langweiligen Niemands, und es interessierte ihn nicht im Geringsten, wie und warum sie ihren Mann am Ende eines Ehestreits umgebracht und ob sie deswegen Gewissensbisse hatte oder nicht. Satake hatte für diesen Yamamoto nur Verachtung übrig gehabt, und er verachtete auch Yayoi. Kein Gefühl wirkte lähmender auf seinen Tatendrang als Verachtung.
    Jetzt, da er Masako gesehen hatte, war es ihm egal geworden, weshalb und wozu er ursprünglich seinen Rachefeldzug begonnen hatte.

    Satake streckte beide Arme aus und berührte das aus schlichtem

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