Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out
dem Rolltor an der Einfahrt auf. Solange er ihr den Ausweg versperrte, saß Masako in der Falle wie die Katze im Sack. Die Situation gefiel ihm irgendwie, es machte alles noch aufregender. Ja, bring mich nur richtig in Fahrt! Je mehr Satake seine widerspenstige Beute bewunderte, desto stärker wurde sein Hass.
»Gib auf, Masako!« Seine Stimme hallte durch die leere Fabrik. Nach einer Weile antwortete Masako. Sie schien irgendwo weit hinten am anderen Ende der Halle zu sein.
»Ich denk ja nicht dran! Verrat mir lieber, warum du dich unbedingt an mir rächen willst!«
»Das ist der Preis für das, was du mir angetan hast. Reine Wiedergutmachung.«
»Und wieso verlangst du die nicht von Yayoi Yamamoto?«
»Hab ich längst getan.«
»Wie denn?« Vor Kälte oder vor Angst zitterte Masakos Stimme. Sie war barfuß und hatte nichts als ein T-Shirt und Unterwäsche an. Sie musste frieren. Leise, damit Masako nichts merkte, schlich er sich zum Fließbandtisch zurück und schob ihre Kleidung zu einem Haufen in der Ecke zusammen, um zu verhindern, dass sie sie sich zurückholte. Masako redete aus der Dunkelheit weiter auf ihn ein.
»Du hast ihr das Versicherungsgeld abgenommen, stimmt’s? Aber warum gibst du dich damit nicht zufrieden? Warum konzentriert sich dein Hass allein auf mich?«
»Tja, warum wohl?«, murmelte Satake in die Richtung, wo Masako sich verborgen hielt. »Das weiß ich selbst nicht.«
»Weil ich dir dein Geschäft ruiniert habe?«
»Darum auch, ja.« Er kannte den wahren Mitsuyoshi Satake. Er hatte ihn lange genug sorgfältig weggeschlossen. Und sie hatte ihm mir nichts, dir nichts die schützende Außenhaut vom Leib gerissen! Darum.
»Aber das ist es nicht allein«, sagte Masako kühl. »Du interessierst dich für mich.«
Satake antwortete nicht, sondern arbeitete sich langsam in die Richtung vor, aus der ihre Stimme kam.
»Das ist lächerlich. Ich bin dreiundvierzig, nicht mehr in dem Alter, in dem einem die Männer hinterherpfeifen, außerdem gehöre ich sowieso nicht zu dieser Sorte Frauen. Es muss also irgendeinen anderen Grund geben.«
Satake, der feste Sicherheitsschuhe trug, stieß mit dem Fuß gegen eine Aluminiumdose, die einen Höllenlärm machte. Danach blieb Masako still. Ob sie ihm entwischt war? Satake spitzte die Ohren.
Hinter sich hörte er ein leises Geräusch. Flink wie ein Tier wandte er sich dorthin. Sie hatte das Rolltor über der Laderampe für LKWs hochgestemmt und versuchte zu fliehen! Ein paar Augenblicke später, und sie wäre ihm entwischt. Satake rannte auf sie zu und erwischte sie gerade noch, als sie mit dem Oberkörper schon draußen war.
Er packte sie an den Beinen, zog sie zurück und schlug ihr hart mit der flachen Hand ins Gesicht. Masako überschlug sich und blieb auf dem dreckigen, müllübersäten Boden liegen. Um sich das anzusehen, richtete er die Taschenlampe auf sie. Masako warf ihr wirres Haar zurück und blitzte ihn wütend an. Genau wie damals, es war genau wie damals! Satake packte sie an den Haaren und zog ihr Gesicht zu sich heran.
»Du bist wirklich ein elender Schweinehund!«, spie Masako ihm entgegen.
»Ganz recht«, sagte Satake und blickte tief in Masakos schmerzverzerrtes Gesicht. »Aber ich bin froh, dich endlich gefunden zu haben.«
Masako schaute, als hätte ihr jemand einen Eimer Wasser über
den Kopf geschüttet. Mit fester Stimme sagte sie: »Du träumst doch!«
»Ganz im Gegenteil.« Satake studierte Masakos Gesicht. Sie hatte nichts von dem Antlitz jener Frau, das wie eine scharfe Schwertspitze gewirkt hatte. Es war ganz und gar Masako Katori, die ihn da wutentbrannt und feindselig anblitzte. Die Züge der beiden Frauen ähnelten sich nicht. Masako hatte asketischere, dünnere Lippen als die Frau von damals. Aber sie hatte genau den gleichen Blick. Vor freudiger Erwartung schwoll Satakes Herz an wie das Meer bei Flut. Wie viel Lust würde Masako ihm schenken? Ob ihm die Freuden, die er siebzehn Jahre lang tief unten in seinem Herzen verschlossen hatte, noch einmal vergönnt waren? Würde er dadurch endlich begreifen, wozu diese Erfahrung überhaupt gut gewesen war?
Er riss ihr brutal das T-Shirt vom Leib. Masako, jetzt nur noch in Unterhose und einem einfachen weißen BH, hielt den Blick immer noch fest auf Satake geheftet.
»Lass das. Bring mich schon um!«
Satake hörte gar nicht hin, sondern riss ihr die Unterwäsche herunter. Sobald sie vollkommen nackt war, fing sie wieder an, sich zu wehren. Satake hielt ihr beide
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